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Schädlinge Wie Sie Bettwanzen erkennen und bekämpfen

Bettwanze sitzt auf der Haut eines Menschen
Bettwanzen sind nicht gefährlich, aber äußerst unangenehm – und nur schwer zu bekämpfen 
© imageBROKER/FLPA/EmanueleBiggi
Bettwanzen sind mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen – doch haben sie eine Wohnung erst einmal erobert, ist es schwer, sie wieder loszuwerden. Wie wir einem Befall vorbeugen können, Wanzenbisse von Mückenstichen unterscheiden – und warum wir selbst der beste Köder sind

Inhaltsverzeichnis

Sie ist eine Kosmopolitin, die sich fast überall auf der Welt wohlfühlt, ist nur wenige Millimeter groß und dabei äußerst genügsam – mehrere Monate kann sie ganz ohne Nahrung auskommen. Doch während ihrer Verwandlung vom Ei zum ausgewachsenen Tier braucht die Bettwanze (Cimex lectularius) immer wieder Blut: von Haustieren, von Fledermäusen oder von Menschen. Und weil ihre Bisse juckende Pusteln hinterlassen, ist die Bettwanze bei ihren Wirten äußerst unbeliebt.

Doch wer dem winzigen Insekt einmal den Weg in Wohnung und Schlafstätte gewiesen hat, wird es so schnell nicht wieder los. Denn die Bettwanze ist nicht nur hartnäckig – sie sorgt in ihrem kurzen Leben mit rund 200 Eiern auch für reichlich Nachwuchs. Zum Glück gibt es Mittel und Wege, sich vor Bettwanzen zu schützen, oder die Insekten nach einem Befall wieder loszuwerden. Die wichtigsten Fragen und Antworten auf einen Blick.

Wo leben Bettwanzen?

Bettwanzen lieben es trocken und warm. Deshalb halten sie sich in Innenräumen auf und verstecken sich tagsüber im Bett oder Schlafsofa, hinter Bilderrahmen oder Lichtschaltern, in Fugen und Ritzen von Möbeln und Wänden. Erst nachts kriechen sie aus ihrem Versteck heraus und beißen ihren schlafenden Wirt. Mit Duftstoffen – ihr Geruch erinnert an Bittermandel oder Marzipan – locken sie Artgenossen an und bilden so größere Ansammlungen. Wegen der hohen Fluktuation verbreiten sich Bettwanzen besonders gern in Hotels, Hostels, Ferienhäusern, Wohnheimen oder Pflegeeinrichtungen. Auch Verkehrsmittel wie Flugzeuge oder Züge können betroffen sein. Im Reisegepäck oder an der Kleidung gelangen sie dann von Wirt zu Wirt.

Breiten sich Bettwanzen zurzeit stärker aus als sonst?

Nach Angaben des Umweltbundesamts nehmen die Fälle von Bettwanzen schon seit einigen Jahren stark zu, vor allem in den USA und in Australien. Aber auch in Europa sind die Insekten immer häufiger anzutreffen. Der Grund: Handel und Tourismus nehmen zu, gleichzeitig sind Insektenbekämpfungsmittel nur noch begrenzt verfügbar. Denkbar ist auch, dass die Wanzen Resistenzen gegen chemische Insektizide entwickeln. Und: Die Bevölkerung weiß schlicht so wenig über Bettwanzen, dass diese nicht rechtzeitig entdeckt werden – und sich in aller Ruhe ausbreiten können.

Schlagzeilen machen Bettwanzen seit diesem Sommer vor allem in Frankreich: Im Kino, in der Metro und im TGV wollen Menschen die Insekten krabbeln sehen. Wanzendetektive teilen ihre Funde in den sozialen Medien, doch nicht überall, wo sie Alarm schlagen, lassen sich bei genauerer Untersuchung auch tatsächlich Bettwanzen nachweisen. Gesundheitsminister Aurélien Rousseau sieht deshalb keinen Grund für eine allgemeine Panik. "Wir werden nicht von Bettwanzen überflutet", sagte er dem Sender France Inter. Aber: "Wenn Sie Bettwanzen haben, ist das die Hölle." Dass sich die Politik des Themas annimmt – Premierministerin Élisabeth Borne berief sogar ein Ministertreffen ein – dürfte auch damit zusammenhängen, dass Paris im kommenden Jahr die Olympischen und Paralympischen Spiele ausrichtet – und die Besuchenden sicher keine Bettwanzen als Souvenir mit nach Hause nehmen wollen.

Wie ist die Situation in Deutschland?

Da es keine gesetzliche Meldepflicht für Bettwanzenbefall gibt, ist es schwierig, die Situation in Zahlen zu gießen. Ein Anhaltspunkt ist die Auftragslage der Schädlingsbekämpfenden: "In den letzten Jahren haben die Bettwanzen stark zugenommen", sagte etwa der Diplom-Biologe und Schädlingsbekämpfer Björn Kleinlogel dem WDR. Der Verband Deutscher Schädlingsbekämpfer sieht dennoch keinen Grund zur Sorge. "Dieser Hype, der gerade in Frankreich läuft, ist für uns alle ziemlich unverständlich", sagte Vorstandsmitglied Kai Scheffler der Deutschen Presseagentur. Zwar seien Bettwanzen häufiger geworden. Das hänge aber damit zusammen, dass die Menschen mit dem Abflauen der Corona-Pandemie zum einen wieder mehr reisten und zum anderen aufmerksamer geworden seien. "In erster Linie findet man Bettwanzen in Gemeinschaftsunterkünften", sagte Scheffler. Beherbergungsbetriebe machten daher 90 Prozent der Kundschaft aus. Anfragen von Privatpersonen hätten dagegen seit der Bettwanzenplage in Frankreich im Sommer nicht zugenommen.

Woran erkenne ich, dass ich Bettwanzen habe?

Das Gemeine: Bettwanzen vermehren sich meist wochenlang, bevor sie sich bemerkbar machen. Ihre lästigen Stiche fallen meist erst auf, wenn bereits mehrere Tiere Blut saugen. Auch krabbelnde Tiere sieht man –wenn überhaupt – erst, wenn der Befall schon weit fortgeschritten ist. Wer aber genau hinschaut, kann unter dem Bett die Hüllen entdecken, die die Tiere bei ihrer Häutung abstreifen. Auch Kotflecken auf dem Bettlaken, dem Bettgestell oder der Wand sind ein Indiz für einen Befall, ebenso wie der süßliche Geruch, den die Tiere verströmen. Wer nachts auf ein lebendes Tier trifft, kann die Bettwanze an ihrem platten, rostbraunen, 4 bis 8 Millimeter langen Körper identifizieren. Ob es sich bei dem durch die Wohnung krabbelnden Insekt tatsächlich um eine Bettwanze oder einen anderen Schädling handelt, kann mithilfe der Schädlingstabelle von Stiftung Warentest bestimmt werden.

Wie sehen Bettwanzen-Bisse aus?

Bettwanzenbisse sind in der Regel das deutlichste Anzeichen für einen Befall. Obwohl sie in Aussehen und Intensität variieren können, unterscheiden sie sich deutlich von Mückenstichen. Bettwanzen beißen nämlich mehrmals zu, bis sie auf Blut stoßen, und hinterlassen so ganze Straßen von Bissen. Eine Häufung von roten Pusteln, die dicht beieinander liegen, ist daher ein Hinweis auf Wanzenbisse. Im Gegensatz zu Mückenstichen reagiert die Haut bei Wanzenbissen nicht sofort. Erst nach Tagen rötet sich die Haut und beginnt zu jucken.

Sind die Bisse der Bettwanze gefährlich?

Nein, die Bisse der Bettwanze sind lediglich unangenehm, eine Krankheitsübertragung wurde bisher nicht beobachtet. Kritisch wird es allerdings, wenn die heftig juckenden Bisse aufgekratzt werden und damit eine Eintrittspforte für Bakterien geöffnet wird. Und lästig sind die mitunter wochenlang juckenden Bisse allemal. Allerdings sind die Auswirkungen von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Während die einen die Stiche kaum spüren, reagieren andere allergisch und bilden Blasen auf der Haut. Gegen den Juckreiz hilft oft schon eine rezeptfreie Hydrocortisoncreme. Wer jedoch große Quaddeln auf der Haut bekommt, sollte einen Arzt aufsuchen.

Wie lassen sich Bettwanzen bekämpfen, wenn ich betroffen bin?

Die besten Waffen im Kampf gegen die Bettwanze sind Hitze und Kälte. Kleidungsstücke, Bettwäsche und andere waschbare Gegenstände sollten deshalb bei 60 Grad in die Waschmaschine oder luftdicht in einen Plastikbeutel verpackt für drei Tage bei minus 18 Grad in die Tiefkühltruhe gelegt werden. Das gilt auch für die Wärmebehandlung von nicht waschbaren Gegenständen: Sie können in Tüten verpackt eine Stunde lang im Backofen oder im Wäschetrockner bei 60 Grad erhitzt werden. Wer sich etwa auf Reisen Bettwanzen eingefangen hat, kann so verhindern, dass sich die Schädlinge nach der Rückkehr in der Wohnung einnisten.

Haben sich die Schädlinge bereits in der Wohnung ausgebreitet, können die Wanzen und ihre Eier mit dem Staubsauger aus Ecken und Ritzen gesaugt werden. Anschließend sollte der Staubsaugerbeutel eingefroren oder außerhalb der Wohnung entsorgt werden. Bei einem Befall der Wohnung ist neben der Wärmebehandlung aber meist professionelle Hilfe nötig: Schädlingsbekämpfer*innen setzen dann Insektizide oder Kieselgur ein, die auf die Nester der Wanzen gesprüht werden und selbst in die kleinsten Verstecke vordringen sollen. Sprays und Fallen aus dem Internet oder dem Baumarkt schaffen das oft nicht zuverlässig. Auch professionelle Schädlingsbekämpfer benötigen meist mehrere Termine, bis die Bettwanzen vollständig beseitigt sind.

Muss ich das befallene Zimmer oder die Wohnung verlassen?

Bei einem Bettwanzenbefall sollten die Bewohnerinnen und Bewohner auf keinen Fall das Weite suchen. Ausgewachsene Wanzen können bis zu 40 Wochen ohne Nahrung in ihren Verstecken ausharren, wo sie – für Vernichtungsmittel schwer erreichbar – geduldig auf die Rückkehr des Wirtes warten. Gleichzeitig ist es denkbar, dass sie bei Hunger mit dem Wirt in ein anderes Zimmer oder eine andere Wohnung umziehen und auch diese befallen. Aus diesem Grund sollten auch keine Möbel aus der Wohnung getragen werden, aus denen Wanzen herausfallen könnten. So unangenehm es auch sein mag: Betroffene sollten bis zur vollständigen Beseitigung der Insekten in ihrem befallenen Bett schlafen. Sie sind der beste Köder.

Wie lässt sich ein Befall von Anfang an vermeiden?

Um gleich mit einem Vorurteil aufzuräumen: Ein Bettwanzenbefall hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Die Tiere können sich auch in einer noch so sauberen Wohnung einnisten. Allerdings: In aufgeräumten Räumen können Bettwanzen schneller entdeckt und bekämpft werden. Und auch wenn die Gefahr eines Bettwanzenbefalls insgesamt gering ist, gibt es einige Verhaltensregeln, die das Risiko weiter verringern.

So sollten gebraucht gekaufte Möbel oder Kleidung gründlich untersucht werden: Gibt es Kotreste, ist ein süßlicher Geruch wahrnehmbar oder krabbelt es gar irgendwo? Auf Reisen empfiehlt es sich, die Matratze auf Spuren von Bettwanzen zu untersuchen und die Kleidung nicht offen herumliegen zu lassen, sondern im verschlossenen Koffer oder (ebenfalls vorher untersuchten) Schrank zu verstauen. Besteht der Verdacht, dass man sich unterwegs dennoch Wanzen eingefangen hat, gilt es nach der Rückkehr in die eigene Wohnung das gesamte Gepäck direkt in der Badewanne oder Dusche auszuschütteln. Danach kommen alle Kleidungsstücke in die Tiefkühltruhe oder in die heiße Waschmaschine.

ftk

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