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Mexiko Ihr Sohn verschwand an der tödlichsten Landgrenze der Welt. Die verzweifelte Suche einer Mutter

Das lange Warten: Cristina Saraoz Calvo weiß nicht, ob ihr Sohn Bladis noch lebt oder nicht. Gemeinnützige Organisationen, die an der Grenze nach Verschwundenen suchen, geben ihr ein bisschen Hoffnung
Das lange Warten: Cristina Saraoz Calvo weiß nicht, ob ihr Sohn Bladis noch lebt oder nicht. Gemeinnützige Organisationen, die an der Grenze nach Verschwundenen suchen, geben ihr ein bisschen Hoffnung
© Helena Lea Manhartsberger
Vor vier Jahren übertrat Bladis Mejía Saraoz im Norden Mexikos die Grenze zu den USA. Seitdem wartet seine Mutter Cristina auf ein Lebenszeichen oder wenigstens die gesicherte Nachricht von seinem Tod. Ihr ältester Sohn ist einer von Hunderten Migrantinnen und Migranten, die jedes Jahr verschwinden. Freiwillige und Forensiker suchen nach ihnen
Text: Nora Belghaus, Fotos: Helena Lea Manhartsberger

Auf einem Hotelbett hat Bladis ausgebreitet, was er bei seinem Marsch durch die Wüste mitnehmen will: eine Rolle Klopapier, Taschentücher, Kopfhörer, Schmerztabletten, Haargel, Wick Vaporub, Handschuhe mit Camouflage-Print. Er fotografiert seine Habseligkeiten und sich selbst und schickt die Fotos seiner Mutter Cristina Saraoz Calvo. Am Abend des 2. April 2020, einem Donnerstag, schreibt Bladis ihr aus der Grenzstadt Sonoyta über Whatsapp:

"Der Typ hat gesagt, ich darf mein Handy nicht anmachen. Ich werde also fünf Tage nicht erreichbar sein."

"Also erschrick dich nicht."

"Okay, mein Herz. Sobald du kannst, schreib mir", antwortet sie.

"Bitte pass gut auf dich auf."

"Auf dem Weg."

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