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Ernährung Mythos widerlegt: Avocados enthalten kein Vitamin D

Aufgeschnittene Avocado auf gelbem Untergrund
Dass die Avocado als Vitamin-D-Lieferant gepriesen wird, ist wohl auf einen Messfehler zurückzuführen
© Gemma / Westend61 / mauritius images
Ob als Brotaufstrich oder im Salat: Die Avocado gilt als Superfrucht, mit zahlreichen wertvollen Inhaltsstoffen. Nur Vitamin D enthält sie – anders als vielfach zu lesen ist – nachweislich nicht

Allein im Jahr 2022 importierte Deutschland 125.000 Tonnen Avocadofrüchte – damit hat sich die Einfuhrmenge seit 2016 mehr als verdoppelt. Ihre Beliebtheit verdankt die grüne Kost nicht zuletzt der positiven Nährstoffbilanz: Das Fruchtfleisch ist reich an ungesättigten Fettsäuren, B-Vitaminen und Kalium.

Fälschliche Angaben

Auch zur Versorgung mit Vitamin D, das unter anderem die Knochengesundheit und die Muskulatur unterstützt, wird Avocado nach wie vor angepriesen. So ist auf etlichen Ernährungsportalen im Internet zu lesen, dass 100 Gramm Avocado 3,43 Mikrogramm Vitamin D enthalten sollen, was etwa 70 Prozent des Tagesbedarfs entspricht. Auch im Vitamin-Lexikon bei geo.de war dieser Wert bis zuletzt gelistet.

Ein Irrtum: Wer internationale Quellen studiert, wird in entsprechenden Publikationen keinerlei Angaben zu einem angeblichen Vitamin-D-Gehalt bei Avocados finden. Schon 2013 veröffentlichten Forschende aus den USA eine Studie, die den gesundheitlichen Nutzen der Frucht zusammenfasst und detaillierte Mengenangaben einzelner Vitamine enthält. Vitamin D taucht in der Aufstellung der Inhaltsstoffe gar nicht erst auf.  

Dass sich die irrtümliche Information im deutschsprachigen Raum verbreitet hat, liegt wohl an einem falschen Eintrag im Bundeslebensmittelschlüssel, einer Datenbank, die unter anderem zur Auswertung von Ernährungsstudien entwickelt wurde. Seit 2004 ist das Max-Rubner-Institut für die Pflege und fortlaufende Aktualisierung der Datenbank zuständig, in der Nährstoffwerte von fast 15.000 Lebensmitteln erfasst sind.

Werte längst korrigiert

In einer sogenannten Diskrepanzliste, die auf Ungenauigkeiten und Korrekturen bestehender Daten hinweist, taucht der Fehler bereits 2017 auf. Seitens des Instituts heißt es: "Die Vitamin D-Gehalte von (...) Avocado roh mit 3,43 Mikrogramm wurden durch ein akkreditiertes Auftragslabor analytisch bestimmt, konnten jedoch durch Nachmessungen nicht bestätigt werden." Der Wert ist inzwischen auf 0 Mikrogramm pro 100 Gramm angepasst, dennoch hält sich der Mythos von der Avocado als hervorragender Vitamin-D Lieferant weiterhin hartnäckig.

Noch ernüchternder ist vielleicht nur der Blick auf die Ökobilanz der vermeintlichen Super-Frucht. Schon der Transport der Früchte verschlingt große Mengen an Energie. Die meisten Avocados werden unreif geerntet und gekühlt per Containerschiff aus Peru oder Chile angeliefert. In Europa angekommen, landen sie in speziellen Lagern, in denen sie durch die Zufuhr des Gases Ethen und künstliche Temperaturschwankungen zum Reifen angeregt werden. Doch nicht allein Transport, Verpackung und Lagerung trüben die Ökobilanz. Auch der hohe Wasserverbrauch auf den Avocado-Plantagen schlägt negativ zu Buche. Laut Wissenschaftlern der Universität Twente sind im Schnitt fast 2000 Liter Wasser nötig, um ein Kilogramm Avocado zu produzieren. 

Wit

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