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Achtung Hitze! Warum Arzneimittel jetzt leicht ihre Wirkung verlieren können

Medikamente, Tabletten
Viele Arzneimittel sollten bei einer Temperatur zwischen 15 und 25 Grad Celsius gelagert werden
© Fotolia
Hohe Temperaturen können auch Medikamenten schaden: Manche Präparate schmelzen, andere verändern sich und einige verlieren sogar ganz ihre Wirkung. Wir erklären, worauf Sie bei der Hitze achten sollten

Ganz Deutschland schwitzt. Temperaturen über 30 Grad werden auch in diesem Sommer wieder zur Normalität gehören. Während viele sich mittlerweile an die Hitze gewöhnt haben, bleiben die hohen Temperaturen für Medikamente ein nicht zu unterschätzendes Problem.

Denn durch eine zu starke Erwärmung können einige Arzneiformen wie Dosieraerosole oder Zäpfchen unwirksam werden. Dabei reagieren Medikamente ganz unterschiedlich.

Einigen kann man diese Veränderungen bereits von außen ansehen: Spraydosen, zum Beispiel Asthmamittel, können bei einer Erhitzung aufreißen, wodurch Wirkstoffe durch leichte Haarrisse entweichen können. Zäpfchen wiederum drohen zu schmelzen. "Fertig-Arzneimittel sollten über längere Zeit nicht über 25 Grad Celsius gelagert werden", sagt Stefan Fink, Apotheker und Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbandes (ThAV).

Vorsicht bei der Pille an warmen Tagen

Besonders Acht geben sollte man auch auf die Anti-Baby-Pille. "Hormonpräparate wie die Pille haben wegen ihrer Wirkstoffzusammensetzung eine höhere Temperaturempfindlichkeit als andere Medikamente. Man sollte die Pille daher nicht Temperaturen über 25 Grad Celsius aussetzen. Sonst ist es möglich, dass die Pille ihre Wirksamkeit verliert", warnt Stefan Fink.

Stefan Fink
Stefan Fink, Apotheker und Vorsitzender des Thüringer Apothekerverbandes (ThAV)
© ABDA

Empfindliche Medikamente müssen geschützt werden

Daher ist es unerlässlich, bestimmte Medikamente vor der Hitze zu schützen - sei es bei der Lagerung, dem Transport oder gar während der Fahrt in den Urlaub. Oft werden jedoch schon Zuhause Fehler bei der Lagerung von Arzneimitteln gemacht.

"Der Klassiker ist das Medikamenten-Schränkchen im Badezimmer“, erzählt Stefan Fink. "Im Bad ist es jedoch meist warm und feucht – genau falsch zur Lagerung von Medikamenten. Arzneimittel sollten immer kühl und trocken gelagert werden. Daher ist das Schlafzimmer zum Beispiel ein guter Ort, solange sich dieses nicht gerade unter dem Dach befindet. Oder auch der kühle Keller eignet sich gut zur Lagerung."

Auch, wer mit dem Auto in den Urlaub fährt oder seinen Wagen draußen stehen und dabei Medikamente im Fahrzeug lässt, setzt diese einer großen Hitze aus. Denn bereits bei einer Außentemperatur von 25 Grad Celsius heizt sich ein Auto sogar im Schatten sehr schnell auf.

"Im Wageninneren klettern die Temperaturen schnell von 20 auf 40 oder sogar bis auf 70 Grad Celsius, wenn der Wagen in der Sonne steht und ausgeschaltet ist", sagt Stefan Fink. Ab Temperaturen von 40 Grad Celsius mache es dann auch fast keinen Unterschied mehr, ob die Medikamente im Handschuhfach oder auf dem Armaturenbrett gelagert werden.

Medikamente kühlen: Gewusst, wie

Wer lange Fahrten im Auto vor sich hat, sollte Arzneimittel in einer Kühltasche transportieren. "Dabei sollten die Medikamente jedoch nicht in direktem Kontakt mit den Kühl-Akkus stehen, sondern zum Beispiel in Tücher eingewickelt werden", rät Stefan Fink.

Doch auch beim Kühlen sollte man einiges beachten: Denn werden Medikamente zu stark abgekühlt, schadet auch dies den Wirkstoffen. Werden Wirkstoffe in der Zäpfchengrundlage beispielsweise eingefroren, verteilen sich diese ungleichmäßig, wodurch die Wirkung des Arzneimittels beeinflusst werden kann.

Insulin und Impfstoffe sind besonders wärmeempfindlich

Knapp fünf Prozent der jährlich mehr als 660 Millionen ärztlich verordneten Medikamente, die Patienten in den Apotheken erhalten, sind besonders temperaturempfindlich. Diese müssen sogar bei unter 8 Grad Celsius gekühlt werden, um wirksam zu bleiben. Das ergaben Berechnungen des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI) im Jahr 2017.

Zu dieser Gruppe der Medikamente zählen beispielsweise Impfstoffe gegen Masern, Mumps, Röteln und Gelbfieber sowie diverse Dosieraerosole gegen Asthma, Insulin und auch Glaukom-Augentropfen. "Bei besonders hitzeempfindlichen Medikamenten wie beispielsweise Insulin empfiehlt es sich, einen kleinen Kühlschrank im Auto mitzunehmen, um eine ausreichende Kühlung gewährleisten zu können", rät Stefan Fink.

Auswirkungen der Schmerz-Pflaster

Auch bei der Verwendung von rezeptpflichtigen Schmerz-Pflastern sollten Patienten achtsam sein. "Die Wirkstoffe von Schmerz-Pflastern werden über die Haut aufgenommen. Durch große Hitzeeinwirkung kann es jedoch dazu kommen, dass die Pflaster den in ihnen enthaltenen Wirkstoff schneller an die Haut abgeben. Diese erhöhte Wirkstoffzufuhr kann dann zu Übelkeit, Erbrechen und Kreislaufbeschwerden führen“, sagt Stefan Fink.

Man sollte daher die Pflaster immer unter der Kleidung tragen und diese nicht der direkten Sonneneinstrahlung aussetzen. Das Gleiche gilt übrigens auch für Nikotin-Pflaster. Diese geben bei stärkerer Erwärmung eine größere Menge Nikotin ab als gewöhnlich. "Es kann passieren, dass die Pflaster in einem kurzen Zeitraum dann so viel Nikotin abgeben, die einer Menge zwischen 10 und 30 Zigaretten entspricht – je nach Art des Pflasters", warnt Stefan Fink.

Man sollte sich daher den Beipackzettel des Arzneimittels immer genau durchlesen und im Zweifel den Apotheker in der örtlichen Apotheke um Rat fragen.

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