Spätestens seit der Corona-Pandemie ist der Reflex endgültig in Verruf geraten: Wer niest, ist nicht nur laut und stört oder erschreckt möglicherweise Menschen in der Umgebung. Mit den feinen Tröpfchen, die wir beim Niesen mit bis zu 150 Kilometern pro Stunde aus dem Mund schleudern, gelangen auch Viren und Bakterien in die Raumluft – und von dort in die Atemwege unserer Mitmenschen.
Mit Rücksicht auf ihre Mitmenschen unterdrücken darum viele den Niesreiz. Und niesen mit geschlossenem Mund oder halten sich gar die Nase dabei zu. Tatsächlich ist das unterdrückte oder besser "abgewürgte" Niesen meist leiser als das richtige. Auch dürften dabei weniger Viren in die Raumluft gelangen.
Aber ist diese Art des Niesens eigentlich gesund?
Eher nicht. So informiert die Krankenkasse AOK, das unterdrückte Niesen könne gefährlich werden, "denn beim Niesen entsteht ein hoher Druck, der sich dann nach innen entlädt. Hierdurch können die feinen Blutgefäße in der Nasenschleimhaut geschädigt werden und bluten." Zudem könne der Druck, der sich im Rachenraum aufbaut, ins Ohr entweichen und das Trommelfell schädigen. In – allerdings ganz seltenen – Fällen könne das Niesen mit zugehaltenem Mund oder Nase sogar zu einem Riss im Rachenraum führen.
Was beim Niesen passiert
Der Niesreiz hat einen ganz natürlichen Hintergrund, denn durch die Druckentladung reinigen wir unsere oberen Atemwege von Staub, Schmutz, Pollen, Krankheitserregern und überschüssigem Sekret. Wird die Nasenschleimhaut gereizt, sendet der Trigeminusnerv eine Anforderung an das sogenannte Nieszentrum im Gehirn. Und das leitet dann die konzertierte Aktion von Zwerchfell, Bauch-, Brust- und Rachenmuskulatur ein.
So sinnvoll das Niesen in den meisten Fällen ist: Es gibt auch weniger verständliche Gründe für das Niesen. So triggert zum Beispiel helles Sonnenlicht bei etwa jedem vierten Menschen einen so genannten photischen Niesreflex. Wozu das gut ist, ist bis heute nicht so richtig verstanden. Da dieser Reflex auch bei Tieren auftritt, die stark auf ihren Geruchssinn angewiesen sind, vermuten manche Forschende einen evolutionären Ursprung. Nasenreinigung bei jeder sich bietenden Gelegenheit, sozusagen.
Der Rat lautet also: Lassen Sie es raus! Wenn Sie kein Taschentuch zur Hand haben, in das Sie niesen können, muss die Armbeuge herhalten. Und falls Sie doch die Hand zur Hilfe nehmen: Händewaschen nicht vergessen! Einen garantiert wirksamen Trick, das Niesen schon im Keim zu ersticken, gibt es übrigens nicht. Manchen hilft es, beim Aufkommen der Empfindung "ich muss gleich niesen" den Nasenrücken unterhalb des Nasenknochens mit zwei Fingern zu drücken.
Und noch ein fun fact: Wussten Sie, dass man nicht mit offenen Augen niesen kann? Achten Sie mal drauf. Es geht einfach nicht.
