Der Kinder- und Jugendpsychiater Michael Schulte-Markwort trifft immer öfter auf junge Patientinnen, die auf die Welt mit Mutlosigkeit und Rückzug reagieren. Einige verweigern sogar den Schulbesuch und verwahrlosen. Sind das Einzelfälle, und was sagen Expert*innen dazu? Eine Einordnung
Anna beschloss eines Tages, nicht mehr in die Schule zu gehen. Sie stand beim Klingeln des Weckers morgens nicht mehr auf, blieb bis mittags liegen. Man könnte eine Depression dahinter vermuten, doch das trifft es nicht wirklich, sagt der Hamburger Psychiater Michael Schulte-Markwort. Als "mutlos" sei der Zustand der 17-Jährigen besser beschrieben. Anna ist eine von mehreren Mädchen, die ihm in der vergangenen Zeit als Behandelnder aufgefallen sind und denen er ein Buch widmet: Mutlose Mädchen sind laut Schulte-Markwort ein neues Phänomen. In seinen ambulanten und stationären Einrichtungen machen sie etwa 5 Prozent aus.