Anzeige

Umweltpolitik Wie die Weltgemeinschaft das Ozonloch flickte – und was sich daraus für die Klimakrise lernen lässt

Mario Molina und Frank Sherwood Rowland im Labor
Als Frank Sherwood Rowland (links) und Mario Molina ihre Studie im Fachmagazin "Nature" veröffentlichen, beginnen die Diffamierungen: Rowland sei ein Agent des KGB, lautet ein besonders abstruses Gerücht 
© akg-images
Vor genau 50 Jahren, im Juni 1974, veröffentlichten zwei Forscher eine Studie, die den Lauf der Welt verändern sollte. Frank Rowland und Mario Molina beschreiben darin, wie Fluorchlorkohlenwasserstoffe die Ozonschicht zerstören – und damit das Leben auf der Erde gefährden. Die Weltgemeinschaft handelt, wie es ihr nur selten gelingt: rational und kollektiv

Die gängige Geschichte des Ozonlochs ist schnell erzählt. Anfang der 1980er-Jahre messen britische Forscher rapide fallende Ozonwerte über der Antarktis und versetzen die Welt in Aufregung. Ohne Ozonschicht dringen schädliche UV-B-Strahlen bis zur Erdoberfläche, verursachen Hautkrebs und Grauen Star, bringen Ökosysteme durcheinander. 

Verantwortlich ist der Mensch. Die Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW), mit denen er Kühlschränke kühlt und Duftstoffe aus Sprühdosen treibt, vernichten in der Stratosphäre Ozonmoleküle.

Die Weltgemeinschaft handelt schnell. 24 Staaten und die Europäische Gemeinschaft beschließen den Ausstieg aus der FCKW-Produktion. Mehr noch: Alle Staaten halten sich daran. Zwar reißt das Ozonloch in den folgenden Jahren zunächst weiter auf, dann jedoch gibt es Entwarnung. Das Schutzschild der Erde, so prognostiziert es die Wissenschaft bereits zur Jahrtausendwende, wird sich wieder vollständig schließen. 

Nach dieser Lesart ist die Geschichte des Ozonlochs ein Paradebeispiel für gelungene Umweltpolitik. Sie ist der Beweis, dass rationales Handeln auf globaler Ebene möglich ist, wenn man nur will. Und stellt so jene Mächtigen der Gegenwart bloß, die keine Lösung für die Klimakrise finden. 

Eine andere, weit weniger geradlinige Geschichte des Ozonlochs hingegen endet nicht mit dem Montreal-Protokoll von 1987. Und sie beginnt ein Jahrzehnt früher: am 28. Juni 1974. 

Mehr zum Thema