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Goldgräberstimmung Die Jagd nach natürlichem Wasserstoff hat begonnen – auch in Deutschland

Mine im albanischen Bulqiza aus der Ferne
Neue Hoffnung oder aufgebauschter Hype? In einer alten Mine nahe der albanischen Stadt Bulqizë entdeckten Forschende das bislang größte Vorkommen natürlichen Wasserstoffs 
© Florion Goga / REUTERS
Die Herstellung von Wasserstoff, dieser Wunderwaffe im Kampf um eine klimaneutrale Wirtschaft, ist entweder schmutzig oder teuer. Geogener Wasserstoff hingegen entsteht ohne menschliches Zutun und schlummert in großen Mengen in tiefen Gesteinsschichten. Ein Glücksfall für die Energiewende? 

Seine Jagd führte Éric Gaucher um die ganze Welt. Der 53 Jahre alte Geochemiker wanderte mit seinem Gasmesser durch die Pyrenäen und die Alpen. Er las jahrzehntealte Berichte über Erdölbohrlöcher in Australien, scannte Datenbanken mit Gesteinsschichten im Oman und in Neukaledonien. Er gab seinen gut bezahlten Job auf und machte sich selbstständig. 

Éric Gaucher will natürlich vorkommenden Wasserstoff in der Erdkruste aufspüren. Und dabei ein wirtschaftlich rentables Unternehmen aufbauen. 

Auf seiner Jagd ist Gaucher nicht allein. Der Franzose ist Teil eines globalen Wettlaufs, dessen Startschuss 2018 fiel. Damals eröffneten drei seiner Kollegen der Fachwelt, dass unter dem Dorf Bourakebougou im Südwesten Malis ein riesiges Wasserstofffeld ruht. Schon 1987 war hier gebohrt worden, allerdings auf der Suche nach Wasser. Als einer der Arbeiter sich eine Zigarette ansteckte, soll es zu einer gewaltigen Explosion gekommen sein. Wochenlang schlugen Flammen aus dem Bohrloch, ehe man es zubetonierte. 2011 wurde es wieder geöffnet und das ausströmende Gas als 98-prozentiger Wasserstoff identifiziert. Mit der Studie von 2018 erfuhr die Weltöffentlichkeit davon. Bis dahin wurde es nicht für möglich gehalten, dass das Gas in großen, wirtschaftlich interessanten Mengen in der Erdkruste vorkommt. 

Ist geogener Wasserstoff eine Alternative zum schmutzigen, aus Erdgas erzeugten? 

Nochmal sechs Jahre und unzählige Forschungsarbeiten, Messungen und Bohrungen später wurde deutlich: Das Potenzial ist gigantisch. Auf der ganzen Welt vermuten Geologinnen und Geologen Hunderte von natürlichen Wasserstoffvorkommen. Etwa in den USA, in Australien, Spanien und Südkorea, in Albanien und auch in Deutschland. Besonderes Aufsehen erregte kürzlich der Fund einer riesigen Wasserstoff-Lagerstätte im ostfranzösischen Lothringen, wo geschätzt etwa 60 Millionen Tonnen Wasserstoff ruhen sollen – die bislang größte Entdeckung. Auf dem gesamten Globus, so der US-amerikanische Geologische Dienst, soll genügend natürlicher Wasserstoff vorhanden sein, um die weltweit steigende Nachfrage für Tausende von Jahren zu decken.

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