Anzeige

Nachhaltig reisen Berchtesgadener Land: Fünf Tage, fünf Erlebnisse

Blick aus einem der Ausflugsboote auf den Königssee und die Bergwelt
Wer früh ist oder auch Tage in Betracht zieht, an denen die Wetterverhältnisse nicht perfekt sind, muss die unvergleichliche Naturkulisse des Königssees nicht mit vielen Menschen teilen
© Malte Joost
Einmal quer durch Deutschland, von der Elbphilharmonie mitten hinein in die Bergwelt - per Bahn und ÖPNV. Unsere Autorin hat es ausprobiert und liefert gleich fünf Tipps mit, die sich vor Ort problemlos und nachhaltig erreichen lassen

Man kann im Norden manchmal das Argument hören, Berge würden nur den Horizont verstellen. Wer so was behauptet, war offenbar noch nie auf einem. Von Bergspitzen kann man weiter gucken als von jedem Deich. Ich jedenfalls, gebürtige Flachländerin, bin gerne in den Bergen. Und deswegen heißt mein nächstes Ziel Berchtesgaden. Zwischen Königssee und Watzmann möchte ich mich treiben lassen, den verstellten Horizont bewundern und die müden Wanderfüße in kalte Bäche stecken. 

Die angezeigten Flugverbindungen und die Stauprognose lassen meine Reise an Gleis 8 des Hamburger Hauptbahnhofs starten. Allein auf dem Weg zum Gleis habe ich zu viele hektisch, genervte Großstädter getroffen, zu viel Müll und zu wenig Natur gesehen, sodass meine Vorfreude auf Ruhe, klare Luft und weniger Menschen nur noch gestiegen ist. Tschüss, Elphi, der Berg ruft. Ich muss weg. 

Die Kräne des Hafens im Rücken, werden aus dem platten Land, saftige Weidehügel, aus dem Reetdach, feinstes Fachwerk und aus dem Abreisestress langsam Urlaub. Fünf Tage werde ich mich im Berchtesgadener Land aufhalten und habe schon viel zu viele Pläne: Eine Klamm muss unbedingt besucht werden, vielleicht auch das Salzbergwerk bei schlechtem Wetter und in eine Eishöhle im Sommer wollte ich auch schon immer. Dieser Zipfel Deutschlands hat mich zwar schon lange gelockt, aber erst jetzt folge ich seinem Ruf in die Berge. Was ich auf Trips in Südamerika oder Asien bereits erprobt habe, soll jetzt auch in Deutschland gelingen – eine Reise ohne Flieger und Auto – nur per ÖPNV. Laut meiner Vorab-Recherche, alles kein Problem.

Über die mehrstündige Bahnfahrt hilft ein ausgedehntes Frühstück, ein gutes Buch, ein Kaffee, Pläneschmieden für Wanderungen sowie das besagte Fensterkino.

Lange vor der Ankunft zieht der unangefochtene Dominator der Region, der 2713 Meter hohe Watzmann, meinen Blick auf sich. Zu seinen Füßen heißt es dann "Nächster Halt: Berchtesgaden Hauptbahnhof."

Die Kirchleitn Kapelle von hinten fotografiert mit Blick auf Watzmann und Berchtesgaden
Die Kapelle mit dem Ausblick über Berchtesgaden zum gegenüberliegenden Watzmann ist eines der meistfotografierten Motive in ganz Bayern
© mauritius images / Heiko Osswald

Zwischen den altehrwürdigen Bürgerhäusern und dem Königlichen Schloss herrscht reges Treiben – eine entspannte Geselligkeit. „Um Dir einen tollen Überblick zu verschaffen, musst du rauf zur Kirchleitnkapelle auf dem Ponnzenzenbichl,“ ist der erste Tipp meines Gastgebers. Und die sollte man bekanntlich nur in Ausnahmefällen ausschlagen. Also geht es noch vor dem Auspacken auf den Berchtesgadener Haushügel.

Nicht nur habe ich kurze Zeit später von hier die hübsche Marktgemeinde mit ihren vier Kirchen im Blick, sondern stehe auch direkt dem Watzmann gegenüber. Ich kann nicht anders als die frische Bergluft zu genießen und mich an dem verstellten Horizont zu erfreuen. Morgen geht es mitten rein, in die Berchtesgadener Bergwelt – mit dem Bus.

Berchtesgadener Land: Fünf Tage, fünf Erlebnisse

Feuchtes Vergnügen: Wimbachklamm oder Almbachklamm

Wimbachklamm mit Fluss und kleinen Wasserfällen sowie hölzerner Steg
Es lohnt sich dem Fluss hinter der Wimbachklamm noch weiter zu folgen, bis im Talschluss die Wimbachgrieshütte mit Erfrischungen, einer tollen Aussicht sowie einem verwunschenen Spielplatz für Kinder wartet
© Christian / Adobe Stock

Der Kraft des Wassers bei der Arbeit zusehen, während sich ein erfrischender Film aus klarem Alpenwasser auf die Haut legt und es um einen herum nur so plätschert, gluckst und rauscht: In Deutschlands Süden locken gleich mehrere sogenannte Klammen Besucher an, die über Stege und Stiege durch das Naturschauspiel wandern können. Ab Berchtesgaden lassen sich sowohl die Wimbachklamm (Bus 846) als auch die Almbachklamm (Bus 840) gut per Bus erreichen.

Abtauchen im Aschauerweiher Naturbad 

Natürlich, Badeseen gibt es auch im Berchtesgadener Land von einsam bis weltbekannt. Doch wer lieber einen geplanten Ausflug ins kühle Nass machen möchte, der besucht das größte Naturbad Deutschlands – den Aschauerweiher mit allen Annehmlichkeiten. Von der Liegewiese des knapp 4200 Quadratmeter großen Naturbads blickt man direkt auf den König, der Berchtesgadener Alpen – den Watzmann. Erreichbar ist der Aschauerweiher mit dem RufBus

Tagesausflug: Königssee mit Obersee und Wasserfall 

Blick auf den Obersee und den Röthbachfall
In zwei Hauptstufen überwindet der Röthbachfall im Süden des Obersees die namensgebende Röthwand. Erreichen kann man den Röthbachfall über die Fischunkelalm am Obersee
© Daniel / Adobe Stock

Natürlich darf der Königssee bei einer Reise in die Berchtesgadener Alpen nicht fehlen. Mit seinem anziehenden smaragdgrünen Wasser, umgeben von mächtigen Gipfeln, deren Flanken sich in ihm verlieren, zählt das Herzstück des Nationalparks sicherlich zu den natürlichen Schönheiten im Land. Wer ihn erkunden möchte, hat viele Möglichkeiten: wandernd zum Beispiel auf dem Weg zum Maler Winkel, aus der Luft mit der Jennerbahn oder klassisch per Boot. Ab Berchtesgaden (Linien 841 und 842) ist der Ausgangspunkt für sämtliche Aktivitäten in Schönau am Königssee bequem per Bus erreicht. Wer das Boot nimmt, sollte einen ganzen Tag einplanen und die Landschaft am südlichen Ufer des Königssees erkunden. Hier liegt der Obersee, der einst durch eine Moräne vom Königssee getrennt wurde und mit faszinierenden Bergspiegelungen zu beeindrucken weiß. Weitere 30 Gehminuten entfernt, befindet sich mit dem Röthbach-Wasserfall, der höchste seiner Art in Deutschland: Über 400 Meter stürzen die Wassermassen hier die Felsen hinab. Tipp: Wer auch bei Nieselregen oder Wolkendecke gerne draußen ist, sollte sich das zunutze machen und wird rund um den sonst teils überlaufenen Königssee mit einsamen Momenten und nicht weniger beeindruckender Natur entlohnt.

Hinabsteigen in die Schellenberger Eishöhle

Und noch ein Superlativ – die Schellenberger Eishöhle ist die einzige erschlossene ihrer Art in Deutschland und befindet sich im Untersbergmassiv auf 1570 Metern Höhe. Wer sie erkunden möchte, kann das im Rahmen einer Führung tun. Besucher sehen zwar nur ein 500 Meter langes Fragment der bisher 3621 Metern erforschten Länge. Doch zum Eingang muss man erstmal kommen. Ausgangspunkt ist die Gemeinde Marktschellenberg, die sich mit dem Bus (Linien 836 und 840) gut erreichen lässt. Mit Bergerfahrung und guter Kondition erreicht man den Zugang zur Eishöhle von Marktschellenberg in zweieinhalb bis drei Stunden. Wem das zu viel Aufwand ist, der nimmt die Untersberg-Seilbahn, muss dann allerdings auch noch etwas laufen, aufgrund des unebenen Terrains ist Trittsicherheit unbedingt erforderlich.

Romantik am Hintersee und im Zauberwald

Sonnenstrahlen durchdringen den Morgendunst über dem Hintersee
Eingebettet in den Zauberwald verkörpert der Hintersee für viele Besucher das Idealbild eines romantischen Bergsees
© mauritius images / Stefan Hefele

Die Magie steckt bereits im Namen – der Zauberwald ist vor Jahrtausenden durch einen dramatischen Felssturz entstanden. Der urwüchsige Bergwald ist von vermoosten Gesteinsbrocken und wilden Wasserläufen durchzogen. Die Natur ist hier ihr eigener Meister und hat eines der schönsten Geotope Bayerns erschaffen. Wer einmal angereist ist (per Bus 846), sollte direkt bis zum Ufer des ebenfalls malerischen Hintersees weiterwandern.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel