Anzeige

Sachsen Streifzug durch das wunderbar wandelbare Leipzig

Buntgarnwerk
Die Buntgarnwerke liegen direkt am Kanal
© stylefoto24 / Shutterstock
Das ehemals graue Leipzig gilt heute als "kleines Berlin" – und als architektonisch besonders wertvoll. Ein Rundgang

Kaum eine Stadt hat sich so derart neu erfunden wie Leipzig. Wo zu DDR-Zeiten die Wirtschaft brummte, wurde es nach dem Mauerfall ruhig. Fabriken verstummten, Einwohner wanderten ab. In die Stille hinein versprach die Stadttouristik Mitte der 1990er-Jahre: »Leipzig kommt!« Der damals müde belächelte Slogan sollte sich bewahrheiten. Leipzig kam nicht nur, es trumpfte auf. Bunter, jünger und kreativer als zuvor.

Keine andere deutsche Stadt wächst derzeit schneller. Leipzig ist noch formbar, und das ist interessant, besonders für Junge. Noch sind die Mieten niedriger als in Berlin, noch stehen zahlreiche Häuser und Fabriken leer und bieten Raum für Kreative. Die frühere »Armutsstadt Sachsens« hat man in »Hypezig« umbenannt.

Auch Leipzigs historische Bauwerke haben sich dem Wandel angepasst: Sie sind Hotspots der jungen Szene geworden. Im Musikviertel etwa, wo die Wege Mozartstraße und Haydnstraße heißen, huschen zwischen imposanten Gründerzeitvillen bücherbeladene Studenten umher. Sie wollen zur Albertina, der prunkvollen Unibibliothek mit den Marmorsäulen in der Beethovenstraße, um auf den Stufen vor dem Eingang Club Mate zu trinken.

Leipzig vereint Tradition und Moderne

Die klassischen Stücke besagter Komponisten finden ihr Crecendo im Gewandhaus, dem brutalistischen DDR-Konzertsaal, den seine »Mütze«, eine klobige Sandsteinhaube auf dem Betonbau, zum sehenswerten Kult macht. Nur wenige Takte davon entfernt steht die neuerrichtete Universitätskirche Paulinum. Gotische Spitzbogenfenster, ein kantiges Glasdach und gläserne LED-Säulen vereinen Tradition mit Moderne, das ist typisch für Leipzig.

Auch Teil der Leipziger Neufindung: das Messegelände mit seiner halbrunden Glashalle, die sich bei Nacht hell erleuchtet im davorliegenden Wasserbecken spiegelt. Die jahrhundertealten Passagen im Stadtzentrum, in denen man Messen vorher veranstaltet hatte, wurden umfunktioniert: In der edlen Jägerhof-Passage etwa geht man nun unter Jugendstil-Ornamenten ins Kino.

»Mein Leipzig lob ich mir! Es ist ein klein Paris«, hat Goethe geschrieben. Heute gleicht Sachsens größte Stadt einem kleinen Berlin, ganz besonders in den Industrievierteln Plagwitz und Lindenau. Hier stellen in der alten Baumwollspinnerei, vom Guardian zum »hottest place on earth« gekürt, Künstler in backsteinernen Werkshallen aus. Das Zentrum Kunstkraftwerk projiziert Bilder in immersiven Ausstellungen an die Wände, ein Erlebnis für alle Sinne. Boutiquen und Cafés säumen die Karl-Heine-Straße, den Boulevard von Leipzig-Lindenau.

Neben allem Neuen ist manches in Leipzig aber auch beruhigend gleich geblieben: In der trendigen Karl-Liebknecht-Straße, der »KarLi«, hängt die Löffelfamilie an einer Hausfassade. Für drei Euro kann man die Leuchtreklame, die eine Familie beim Suppelöffeln zeigt, in Neonfarben strahlen lassen. 1973 wurde sie hier installiert – und hängt nun in einer In-Stadt.

Tipps für einen Besuch in Leipzig

Hotel Paris Syndrom und Hotel Volksboutique
Schlafen im Kunstwerk: Die Hotelzimmer des »Museums für Zeitgenössische Kunst« gestalten internationale Künstler immer wieder neu.

Meisterzimmer
Szene-Hotel mit Loft-Charakter, direkt in der alten Baumwollfabrik »Spinnerei«.

Museum der bildenden Künste
Gläserner Kubus, der auch innenarchitektonisch auftrumpft: Das klare Design aus Beton, Kalk und Holz lässt Kunstwerken ihren Freiraum.

Flamingocat
Junges Leipziger Schmucklabel. Gründerin Alexandra Pauly fertigt die geometrischen Stücke in liebevoller Handarbeit und bietet Workshops zum Selber-Kreativwerden an.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel