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Polen Aktive Streifzüge durch den wunderschönen Pieninen-Nationalpark

Pieninen
Der Dunajec windet sich durch die Pieninen – und markiert gleichzeitig die schwungvolle Grenze zwischen Polen und der Slowakei
© majonit / Adobe Stock
Floß fahren, radeln, wandern und Schmetterlinge beobachten: Im polnischen Gebirge nahe der slowakischen Grenze können Besucher eine authentische Naturlandschaft aktiv erkunden

Inhaltsverzeichnis

Prächtige Apollofalter, filigrane Bläu­linge, schillernde Schwal­benschwänze: Wären die Schmetterlinge nicht gewesen, vielleicht sähe der kleine Gebirgszug der Pieninen, rund 120 Kilometer südlich von Krakau, längst anders aus. Hunderte Arten flirren durch die Wälder und Wiesen rund um die markanten Trzy Korony (Drei Kronen), jene drei Kalksteinfelsen, deren höchster Gipfel knapp 1000 Meter über dem Gebir­ge aufragt. Im milden Mikroklima zwi­schen den Hängen konnten sich Flora und Fauna so üppig entwickeln, dass hier 1932 der erste internationale Landschaftspark Europas gegründet wurde. Heute gibt es sogar zwei Pieninen-Nationalparks, einen auf der polnischen und einen auf der slowakischen Seite; mitten hindurch rauscht der Fluss Dunajec als natürliche Grenze. Der Weg durch die polnischen Pieninen führt vorbei an kleinen Dörfern mit prächtigen Holzkirchen. Touristisches Zentrum ist der traditionsreiche Kurort Szczawnica, der samt seiner ungefähr 6000 Einwohner allmählich aus seinem Dornröschenschlaf erwacht. Der Weckruf? Kam vor allem von den Geschwistern Mikoaj, Helena und Krzysztofa Ma­kow­ski, aufgewachsen in Paris und Moskau, die 2005 die Kuranlagen ihres 60 Jahre zuvor enteigneten Großvaters zurückbekamen. Seitdem verwandeln sie Ruinen in Villen und sozialistische Bauten in moderne Hotels. Auch die Haupttherme wird modernisiert. Szczawnicas Neustart zieht internationale Gäste an: Rund um den historischen Dietla-Platz mit seinen freskenverzierten Häusern hört man neben slawischen Sprachen auch Spanisch, Deutsch und Englisch.

Per Floß unterwegs auf dem Dunajec

Pieninen
Noch heute erinnern Muschelbänder um die Filzhüte der Flößer an die Fahrten zum Meer
© Julia Großmann/GEO.de

Mit einem Glucksen verschwinden die hölzernen Ruderstäbe von Rafa und Andrzej im Flussbett des Dunajec. Nahezu senkrechte Kalksteinflanken wach­sen an den Ufern in die Höhe, in dich­ten Baumkronen wartet ein Fischreiher. Auf einem Floß folge ich dem kurven­reichen Weg, den sich der Dunajec über Jahrmillionen durch die Pieninen gebahnt hat. Das Flößen hat hier Tradi­tion: Einst ließen die reichen Wälder im Süden Polens die Holzwirtschaft flo­rie­ren. Bis an die Ostsee, nach Danzig, wurden die Baumstämme von den Góralen, den Bewohnern der Pieninen, gebracht.

Noch heute erinnern Muschelbänder um die Filzhüte der Flößer an die Fahrten zum Meer. Viele Góralen leben nach den Traditionen ihrer Vorfahren, als Schäfer und Flößer. Nur chauffieren Rafa und Andrzej nun statt Holz eben Touristen von den Anlegern Unter- und Ober-Sromowce in den Kurort Szczawnica oder bis nach Krocienko. Rund zwei Stunden dauert unsere Fahrt auf dem Dunajec, geschoben von der Strömung, die an einigen Stellen zu Stromschnellen aufbraust. Dann stoßen die beiden Flößer ihre langen Stäbe kraftvoll in die Tiefen des Flusses und steuern uns sicher durch das schäumende Wasser. In den weniger aufregenden Passagen erzählt Rafa Geschichten von gutmütigen Räubern, die einst in den Wäldern unterwegs waren, von schlimmen Fluten und schönen Sommertagen. Am Ende werden die Flöße auf Lastwagen zurück zum Ausgangspunkt gefahren. Bis zu zwei Fahrten am Tag schaffe er, sagt Rafa, für mehr reiche die Kraft nicht. Der Dunajec ist eben nicht zu unterschätzen.

Mit dem Rad in die Slowakei

Pieninen auf der slowakischen Seite
Auf der rund 30 Kilometer langen Radtour ab Szczawnica geht es auf die slowakische Seite des Schutzgebietes
© Julia Großmann/GEO.de

Durch den milchigen Schleier des Nebels zeichnet sich langsam das Panorama ab, das Guide Agnieszka am Start der steilen Strecke zum Aussichtspunkt Lesnické Sedlo in 720 Meter Höhe versprochen hatte. Schneebestäubt ragen am Horizont die Gipfel der Hohen Tatra in den Himmel, saftig grün ziehen sich die Weiden durch das schmale, von kleinen Dörfern belebte Tal, eine Schafsherde zuckelt in der Ferne dahin. Für den ersten Teil der rund 30 Kilometer langen Radtour ab Szczawnica fahre ich auf die slowakische Seite des Schutzgebietes. Mein T-Shirt flattert im lauen Wind, als ich das Rad gen Tal laufen lassen. Kurve um Kurve windet sich der Weg hinab, und bald durchkreuze ich die urigen Straßen des Dörfchens Veký Lipník, bevor ich das Rote Kloster erreiche, das bereits seit 1319 an der Mündung des Lipník in den Dunajec steht. Das slowa­kische Kulturdenkmal beherbergt heute ein Museum. Ich folge dem schwungvoll mäandernden Ufer des Dunajec zurück nach Szczawnica, immer wieder beglei­tet von den Booten der Flößer (Leihräder gibt es z.B. hier).

Wandern im Drei-Kronen-Massiv

Wie Pilze ragen die Kalksteinflanken aus dem buschigen Wald, und dort, ganz oben, bewegen sich kleine, schwarze Punkte. Diese Wanderer haben be­reits hinter sich, was noch vor mir liegt: der Aufstieg auf den höchsten Gipfel des Drei-Kronen-Massivs, den 982 Meter hohen Okrglica. Ähnlich wie der Dunajec windet sich der gelb markierte Wanderweg von der »Drei-Kronen-Hütte« auf seinem Weg durch dichte Wälder und saftige Weiden, immer schmaler, auf lehmigen Pfaden und auf hölzernen Treppen den steilen Bergrücken hinauf. Auf der Lichtung Przecz Szopka tref­fen drei der sechs Gebirgs-Wanderrouten aufeinander.

Kurz auf einer der schlichten Holzbänke verschnaufen, bevor es an das letzte Stück geht, das sich steil bis zu einem Kassenhäuschen zieht. Dort endet der Weg – vor einer eiserne Brü­cke, die auf das wenige Quadratmeter große Plateau des Okrglica führt. In kleinen Gruppen dürfen wir Wanderer die Brücke passieren. Das ist nicht nur sicherer, sondern auch für die Aussicht von Vorteil: Knorrige Bäume klammern sich an karstige Felsen, der Dunajec blinzelt tief unter uns im Sonnenlicht, die Flöße gleichen Streichholzschachteln. In der Ferne liegt der Czorszty-Stausee ruhig in der grünen Ebene. Rot leuchtet das Dach des Roten Klosters an dem slowakischen Ufer. Als eine trübsin­nige Wolke dem Panorama den Glanz nimmt, streife ich durch erdig duftende Laubwälder zurück.

Essen & Übernachten in den Pieninen

Mit Blick auf die Dunajec-Insel Cypel serviert die Orlica-Hütte deftige Mahlzeiten: Piroggen, Gulasch, frische Forellen. Auf der Drei-Kronen-Berghütte am Fuße des Massivs gibt es auch gemütliche Gästezimmer für Wanderer (DZ ab 17 €). In das einst sozialistische Hotel Nawigator ist dank der Makowskis frischer Wind eingezogen: Moderne Zimmer erstrah­len in fröhlichen Farben (DZ ab 50 €). Etwas oberhalb des Marktplatzes von Szczawnica liegt das Fünf-Sterne-Haus Modrzewie Park im Grünen. 17 großzügige Zimmer, ein kleiner Spa und ein Restaurant, das polnische und internationale Küche kom­biniert (DZ ab 155 €).

GEO Saison Nr. 07/2019 - Bayern

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