Anzeige

Hamburg Tipps für die Perle

Da wir auch als begeisterte Vielreiser für unseren Heimathafen brennen, möchten wir Sie in unsere Stadt locken – mit den persönlichen Tipps der Redaktion!
Hamburg: Die Hansestadt ist der Heimathafen der GEO-Gruppe, wir nehmen Sie mit an unsere Lieblingsplätze
Die Hansestadt ist der Heimathafen der GEO-Gruppe, wir nehmen Sie mit an unsere Lieblingsplätze
© Jörg Modrow

Tanzend über die Elbe

An Bord gehen, ablegen, anhören, anstoßen – das ist die Kurzzusammenfassung eines Abends auf der MS Hedi, einer alten Barkasse mit blauem Bug und weißer Reling, die als Tanzschiff dient. Mit Live-Musik wohlgemerkt, meist stehen Hamburger Bands und DJs im Bug. Wahrscheinlich müssen einem die Schlagzeuger ein wenig leid tun, weil die kaum Platz haben. Aber Spaß. Nach einer Stunde Hafenrundfahrt legt die Hedi wieder an den Landungsbrücken an. Wer will, steigt aus, alle anderen fahren weiter und stürmen noch mal die Bar. Das Ganze können Mitreisende wiederholen, so lange die Band spielt. Mit jeder Runde wird es voller und lustiger. Am Ende weiß man nicht mehr so recht, ob das Schwanken noch mit dem Wellengang zu tun hat.

Frau Hedis Tanzkaffee, Brücke 10, www.frauhedi.de.

Jeanette Langer, Chefin vom Dienst

Street-Art-Tour im Schanzenviertel

Die Sache ist ganz einfach: Gehen Sie mit offenen Augen durchs Schanzenviertel. Das ist die lebendigste Gegend, die wir haben, wegen all der Cafés, Bars, Imbissbuden und Szene-Boutiquen. Aber auch wegen der anonym entstandenen Street Art: Kreideschriftzüge auf dem Pflaster, nussschalengroße Segelbötchen, die auf einer Weichspülerpfütze schippern, Mini-Steckmosaike über Klingelschildern in Hauseingängen. Viele dieser Kunstwerke sind flüchtig, werden schnell wieder abmontiert, übermalt oder gestohlen. Egal, es geht nicht um Verwertung oder Ruhm, es ist die pure Lust an der Kreativität (Street-Art-Tour, zwischen Schulterblatt, Neuem Pferdemarkt und Wohlwillstraße). Wer noch nicht genug geguckt hat, wirft sich abends im Schanzenkino, einem Freilichtkino im Schanzenpark, auf eine Decke und schaut Blockbuster oder Klassiker.

Schanzenpark, www.schanzenkino.de

Astrid Borowski, Art-Direktorin

Café Mikkels

Hamburg: Tolles Gebäck, frischer Kaffee und wenig Plätze. Wer entspannt das "Mikkels" genießen möchte, reserviert oder brngt etwas Geduld mit
Tolles Gebäck, frischer Kaffee und wenig Plätze. Wer entspannt das "Mikkels" genießen möchte, reserviert oder brngt etwas Geduld mit
© Jörg Modrow

Spätestens, wenn man als Autofahrer nicht mehr weiter weiß, ist klar, dass man in Ottensen gelandet ist, einem komplizierten, aber charmanten Gewirr aus schmalen Neben- und viel zu vielen Einbahnstraßen. In einer dieser Gassen, im Souterrain, liegt das kleine Café mit nur 20 Plätzen. Von sechs Uhr an steht Eigentümerin Geli Fuchs in der offenen Backstube und kreiert ihre Küchlein: Schokogugelhupf, Käsekuchen oder Linzertorte im Miniformat, nur 70 Gramm leicht und höchstens 1,80 Euro teuer. Frühstück gibt’s natürlich auch, zum Beispiel selbstgemachte Scones, weiche Brioche und hausgekochte Marmelade. Serviert wird das Ganze auf Fünfzigerjahre-Geschirr. Der Kaffee wird im Mikkels übrigens noch von Hand gebrüht und tröpfelt durch einen weißen Porzellanfilter – als wäre die Zeit vor dem Siegeszug der Espressomaschine stehengeblieben.

Kleine Rainstr. 10, Tel. 040-76995072, www.mikkels.de

Mareile Fritzsche, Bildredakteurin

Feierabend im Dreyer

Wenn die Kollegen nach Feierabend ein Bier trinken wollen, hört sich das ungefähr so an: "Dreyer?" – "Dreyer!" Dass wir nie lange überlegen, liegt vordergründig daran, dass die Eckkneipe – eine der letzten rund um den Michel – nur fünf Minuten vom Verlag entfernt ist. Der wahre Grund ist aber: Wir wissen, was wir bekommen. Und müssen keine Angst haben, dass sich daran je etwas ändert. Im Dreyer gibt’s Holsten vom Fass, viel dunkles Holz und Regale voller Staubfänger. Davor steht das ungleiche Wirtsehepaar, sie 1,60 Meter, er bestimmt zwei Meter. Eine Karte gibt es nicht, weil man sich "Frikadelle mit Senf" auch so merken kann. Meistens läuft die Musicbox: Hans Albers, Queen, nur nichts Aktuelles. Geraucht wird natürlich auch, daher halte ich die Atmung flach. Eine andere Herausforderung ist die Treppe runter zu den Toiletten, die hat die schmalsten Stufen der Stadt, gefühlt jedenfalls.

Dreyer, Martin-Luther-Str. 4

Frauke Körting, Bildredakteurin

Frei sein auf dem Dockland

Dass die Hamburger im Bundesschnitt die höchste Kaufkraft haben, merkt man an den Preisen in einigen Restaurants. Aber es geht auch für lau, direkt an der Elbe, am Altonaer Fischmarkt, mit unbezahlbarem Blick auf Hafen und Elbphilharmonie. Nur ein bisschen klettern muss man: 29 Meter, 140 Holzstufen, dann steht man auf der Dachterrasse des Dockland. Ein schräges Bürohaus, das ein bisschen aussieht wie eine Luxusyacht. Das erste Mal war ich mit meiner Frau dort oben, nachdem wir in den Bars drum herum keinen Platz gefunden hatten, zu voll, zu laut, zu teuer oder alles auf einmal. Also griffen wir uns eine Flasche Rotwein, stiegen aufs Dockland und kamen erst wieder runter, als die Frachtkräne im gegenüberliegenden Containerhafen im bläulichen Scheinwerferlicht standen. Die Sonne war lange weg und der Wein auch.

Dockland, Van-der-Smissen-Str. 9; Fähre 62, Anleger Dockland-Fischereihafen

Frank Strauss, Grafiker

Untertage im Mojo Club

Ganz am Anfang der Reeperbahn gibt es eine Stelle, wo sich die Schritte auf dem Pflaster plötzlich anders anhören, irgendwie metallisch. Tatsächlich steht man auf einem Gitter mit einem großen "M"; wenn es sich abends öffnet und in schrägem Winkel aus dem Boden ragt, führen Stufen ins Dunkel. In den Mojo Club. Anfang der 2000er, ich war gerade nach Hamburg gezogen, bin ich so gut wie jeden Freitag dort gewesen. Im alten "Mojo Club", der mitsamt dem Gebäude abgerissen wurde. Ich mochte das Publikum, das der Unentspanntheit der Teenie-Jahre entwachsen war, und den Mix aus Elektro und Jazz. Ich erinnere mich auch an die riesige Discokugel vor dem Eingang. Und an den verschrammelten Betonbau am Spielbudenplatz, wo heute die Tanzenden Türme stehen, zwei abknickende Hochhäuser von Stararchitekt Hadi Teherani. 2003 schloss das "Mojo" und kehrte zehn Jahre später an seinen Ursprungsort zurück: Reeperbahn 1 – nur eben ein paar Meter tiefer.

Reeperbahn 1, Tel. 319 19 99, www.mojo.de

Judith Swiderek, Assistentin der Chefredaktion

Hamburg: Wenn der Mojo Club seinen Schlund öffnet, dringt feinster Jazz, Electro oder Swing an die Oberfläche und lädt die Hamburger zum Tanz
Wenn der Mojo Club seinen Schlund öffnet, dringt feinster Jazz, Electro oder Swing an die Oberfläche und lädt die Hamburger zum Tanz
© Jörg Modrow

Sankt Georg

Wer nach St. Georg kommt, ordert: Hamburg, einmal mit allem, bitte! Im Varieté Hansa Theater helfen Hanseaten ihren Damen aus dem Mantel, bevor sie unter Lüstern Heringshappen verdrücken und Zauberern bei der Arbeit zusehen. Auf dem Steindamm mischen sich die Theaterbesucher dann mit denen der Stundenhotels, den bulgarischen Prostituierten und ihren herzlosen Freiern. Um die Ecke, am Hansaplatz mit Linden und Gründerzeithäusern, werden sündhafte Mieten gezahlt, weil es chic ist, im wahren Leben zu wohnen. Dort, zwischen Hauptbahnhof und Außenalster, gibt sich Hamburg als Großstadt zu erkennen, der es noch nicht gänzlich gelingt, ihre Flecken zu vertuschen. Sozialromantiker bevorzugen das Rotlicht-Disney der Reeperbahn. In St. Georg ist der Rand die Mitte.

Eine starke schwule Szene ist hier heimisch. Auf der Langen Reihe startet die große Gay-Parade am Christopher Street Day. Auch eine indische Community prägt das Viertel. Im Imbiss Badshah, der fabelhaftes Essen auf Blechtellern serviert, blicken Gäste aus dem Souterrain auf die Fransenstiefel der Huren, die dezenter daherkommen, seit das Anbahnen 2012 verboten wurde. Sie harren aus. Bis ein Cop, Schutzmann genannt, ihnen Beine macht. Fünf Gehminuten entfernt trägt Hamburg wieder Unschuldsmiene: am makellos schönen Alsterufer

Elbjazz bei Blohm + Voss

Hamburg: Seit einigen Jahren fester Bestandteil der Hamburger Festivalszene: Das Elbjazz-Festival
Seit einigen Jahren fester Bestandteil der Hamburger Festivalszene: Das Elbjazz-Festival
© Jörg Modrow

Sie liegt zum Greifen nah: Nur die Elbe, hier rund 400 Meter schmal, trennt Hamburg von seiner 137 Jahre alten Traditionswerft Blohm + Voss. Und doch sind die Docks, aus denen manchmal gigantische Kreuzfahrtschiffe ragen, eine Welt für sich. Einmal im Jahr aber ist die Werft eine von uns. Wenn Ende Mai beim Elbjazz Musiker aus aller Welt rund um den Hafen auftreten. Mit mehreren Bühnen und dem großen Open-Air-Areal ist Blohm + Voss das Herz dieses großartigen Festivals. Hamburger pilgern rüber, weil das Gelände nur dann öffentlich zugänglich ist und weil man von Steinwerder den schönsten Postkartenblick auf St. Pauli und die Landungsbrücken hat. Hier liegt der Alte Elbtunnel.

Stand Up Paddle in den Kanälen

Links und rechts ragen die roten Backsteinhäuser der Speicherstadt in die Höhe, und in der Hafen City schummeln wir uns unter stylischen Apartments hindurch, die wie Felsvorsprünge über den Kanälen hängen. Um das alles aus der Froschperspektive zu erleben, haben wir uns Neoprenanzüge übergezogen, zum Glück. Denn kurz hinterm Fleetschlösschen, dem Café im ehemaligen Zollhäuschen, reißt ein Windstoß meinen Nebenmann vom Brett. Ich kann mich gerade noch halten, obwohl ich als Stand-Up-Paddle-Neuling finde, dass das lange Paddel nur bedingt als Balancehilfe taugt. Selbst kleinste Wellen sind eine Herausforderung. Trotzdem macht die Hafentour mit dem Stand Up Paddle Club Hamburg großen Spaß

www.supclubhamburg.de

Clara Maier, Praktikantin

Hamburg: Auch wenn der Hamburger Sommer kurz sein kann, wissen die Bewohner der Hansestadt ihn in vollen Zügen zu genießen
Auch wenn der Hamburger Sommer kurz sein kann, wissen die Bewohner der Hansestadt ihn in vollen Zügen zu genießen
© Jörg Modrow

Hippietraum Elbe Camp

Hamburg: Das Elbecamp ist besonders bei Familien beliebt, Kinder können hier am Wasser spielen, während die Eltern in der Hängematte entspannen
Das Elbecamp ist besonders bei Familien beliebt, Kinder können hier am Wasser spielen, während die Eltern in der Hängematte entspannen
© Jörg Modrow

Hinter mir, am Steilhang, rauschen Buchen im Wind. Vor mir plätschern Wellen auf den fein gelben Strand. Mit Chance schiebt sich gleich ein gigantischer Containerfrachter oder ein Kreuzfahrtschiff die Elbe entlang. Hier, am Falkensteiner Ufer, das übergeht ins Naturschutzgebiet Wittenbergen, ist Hamburg fast zu Ende. Und für mich beginnt ein ganz besonderer Tag. Eine Auszeit auf Zeit, ein Wochenende im Zelt, dort, wo der Fluss noch ungezähmt ist. Das Elbe Camp ist der entspannteste Ort der Stadt, ein günstiger Zeltplatz mit einem Ambiente zwischen Hippietraum (leider scheinen Duschen und WCs auch aus dieser Epoche zu stammen) und lässiger Stadtflucht mit Hängematten zwischen den Bäumen. Im Café gibt’s Fairtrade-Kaffee und frische Brötchen zum Frühstück, abends, wenn Musik von den Wohnwagen und Bullis der Dauercamper herüberweht, herrscht Beach-Club-Atmosphäre. Wer nicht campen mag, kommt einfach auf ein Bier vorbei und zählt Schiffe (Elbe Camp, Falkensteiner Ufer 101, www.elbecamp.de; 1. 4.–15. 10).

Michael Friedrich, Redakteur

GEO SAISON Nr. 04/2014 - 25 Jahre die besten Reiseziele

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel