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Hessen So lässt sich das schöne Marburg am besten entdecken

Marburg
Das mittelalterliche Fachwerk zieht sich durch die Stadtansicht von Marburg
© imageBROKER / Thomas Robbin
Treppauf, treppab geht es durch die hessische Universitätsstadt mit ihrer Fachwerk-Kulisse, in der nicht nur ein Froschkönig an die Brüder Grimm erinnert

Die oft sonnenwarmen Planken der Pontons, die im Schilf am Ufer der Lahn dümpeln (DLRG, Bei der Hirsenmühle 2), bieten ein großartiges Stadtpanorama: Hinter Tretbootkapitänen und Stand-Up-Paddlern lässt sich hessisches Mittelalter-Fachwerk blicken, sieht man Schießscharten-Erker und Kirchturm- Mützen. Auf einem Hügel macht sich das rot-braune Landgrafenschloss wichtig, das gut 100 Meter über dem Fluss aufragt. Für die ersten 26 Meter gibt’s Fahrstühle, die Unterstadt und Oberstadt (Pilgrimstein 28a) verbinden. Doch jenseits der Endstation »Wettergasse« brauchen Marburg-Besucher gute Puste im engen Netz steiler Kopfsteinpflaster-Stiegen.

Was man sich in Marburg unbedingt ansehen sollte

»Es sind mehr Treppen auf den Strassen als in den Häusern«, bemerkte schon Jacob Grimm, als er mit seinem Bruder Wilhelm hier von 1802 an studierte und Märchen sammelte. An sie erinnern ein Fußgängerzonen-Froschkönig, ein roter Aschenputtel-Pumps am Schloss und 13 weitere Stationen des Grimm-Dich-Pfad (www.marburg.de), darunter Grimms Wohnhaus (Barfüßerstraße 35). Ich lasse mich lieber treiben entlang restaurierter Fachwerk-Fassaden, durch windschiefe Ladenzeilen wie in der Wettergasse und der Barfüsserstraße, finde rechts und links davon mehr Märchenhaftes: Wildblumen-Pfade wie den Rübenstein, der als Wendeltreppe in einer Turmruine endet. Hühner gackern an der Engen Gasse, und ein Blech-Hahn scheppert zur vollen Stunde am scheckigen Buntsandstein-Rathaus von 1527 (Markt 1). 72 000 Einwohner zählt dieses Freilichtmuseum, jeder dritte ist ein Student. »Andere Städte haben eine UNI, Marburg ist eine«, lautet denn auch das Motto. 1527 gegründet vom Namensgeber Landgraf Philipp, dem Großmütigen, liegt ihr heute ältester Teil in Hogwarts, Spitzname für das an Harry Potters Zauberschule erinnernde, neugotische Gebäude (Lahntor 3, www.uni-marburg.de). Die turnhallengroße Aula unter der geschnitzten Kassettendecke ist gerahmt von sieben Monumental-Bildern mit Momenten der Stadtgeschichte. Eines zeigt die Heilige Elisabeth, die Patronin der ältesten gotischen Hallenkirche Deutschlands (Elisabethstraße 3, www.elisabethkirche.de). Mit Elisabeths Hilfe (und zwei Euro Spende) kann man auch ein Zeichen setzen, am Kaiser-Wilhelm-Turm, einem schönen Ausflugsziel hoch über Marburg (Hermann-Bauer-Weg 2). Wer die Nummer 09005 plus Elisabeths vermutetes Geburtsdatum 7.7.1207 (also: 77 12 07) wählt, schafft Kunst by Call: Für die Dauer des Anrufs leuchtet am Turm ein acht Meter breites Neonherz auf.

Marburg
Die gebrüder Grimm und ihre Märchen haben die hessische Studentenstadt sehr geprägt, die sich auch über den Grimm-Dich-Pfad kennenlernen lässt
© imageBROKER / Alamy Stock Photo

Wo es sich am besten in Marburg geniessen lässt

Ist meist preiswert, aus Rücksicht aufs studentische Portemonnaie. Hohe Kaffeehaus-Räume, Ledersessel, mit Vexierbildern tätowierte Wände: DAS 5 wäre eine gute Filmkulisse und serviert spezielle Morgen-Menüs, wie »The Breakfast Club« und »Why not stay for breakfast?« (Reitgasse 5, www.das5.de). Direkt an der Schlossmauer bietet Bückingsarten modernes Ambiente, auf der Panorama-Terrasse den besten Weitwinkelblick über die Stadt und auf der Karte Kalb, Lachs oder Scampi, raffiniert zubereitet (Landgraf-Philipp-Straße 6, www.bueckingsgarten-marburg.de). Absacker? Sommelier Pietro verbindet im Eckladen Vinopolio ab Mitternacht Late-Night-Weinprobe mit einer Spontan-Disco von »Volare« bis Hip Hop (Gutenbergstraße 23, www.vinopolio.de). Die trinkfesten Studenten feiern nicht etwa in coolen Clubs, sondern in engen Kneipen. Mit Glück sogar ohne Zeche: Das Sudhaus gibt einen aus, wenn der Gast einen Sechser-Pasch würfelt (Steinweg 44). Im Delirium ist der »Rostige Nagel« Kult: Ingwerschnaps mit Tabasco (Steinweg 3).

Marburg
Das Marburger Landgrafenschloss steht zum besseren Anhimmeln leicht erhöht über Stadt und Lahn
© Olha Rohulya / Fotolia

Schöne Hotels in Marburg

Etwas ausserhalb bietet das 2009 eröffnete Hotel im Kornspeicher helle, barrierefreie Zimmer und integrativen Service. Hier arbeiten überwiegend behinderte, sehr engagierte Menschen (Molkereistraße 6, www.hotel-kornspeicher.de, DZ/F ab 105 €), und man parkt kostenlos (was im engen Marburg unmöglich ist!).

Bettwäsche mit Loriots Knollennasen, bunte Fliesen in Miro-Farben: Monika Möller hat jedes Zimmer ihres Hotels Tusculum individuell gestaltet und mit eigenen Blech-Kunstwerken und Masken dekoriert. Achtung: Kein Frühstück! (Gutenbergstraße 25, www.tusculum.de, DZ ab 75 €).

Das zentrale Hotel zur Sonne ist ein winkliges Fachwerkhaus von 1659 mit bemalten Bauernschränken und modernen Bädern. Unten am Tresen becherten wohl schon die Brüder Grimm (Markt 14, www.zur-sonne-marburg.de, DZ/F ab 90 €).

GEO Saison Nr. 09/2017 - Lissabon

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