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Studie 18 Milliarden Nutztiere sterben jährlich, ohne gegessen zu werden

Milliarden von Hühnern verlieren ihr Leben, ohne als Nahrungsmittel verzehrt zu werden. Aber auch Schweine, Rinder, Ziegen und Puten landen im Abfall
Milliarden von Hühnern verlieren ihr Leben, ohne als Nahrungsmittel verzehrt zu werden. Aber auch Schweine, Rinder, Ziegen und Puten landen im Abfall
© mauritius images / SZ Photo Creative / Wolfgang Filser
Fleischkonsum verursacht Tierleid und belastet das Klima. Besonders dramatisch ist dies, wenn das produzierte Fleisch nie gegessen wird. Eine Berechnung niederländischer Forschender zeigt jetzt: Milliarden Tiere sterben schon bei der Aufzucht, werden bei der Verarbeitung verschwendet oder später als Abfall entsorgt

Lebensmittel sind auf unserem Planeten extrem ungleich verteilt: Einerseits litten im vergangenen Jahr 735 Millionen Menschen an chronischem Hunger. Andererseits fallen allein in Deutschland jährlich rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle an. Knapp 30 Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche, berechnete die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, wird für die Produktion von Nahrungsmitteln genutzt, die niemand verzehrt. Und weil ein großer Teil der Weltbevölkerung Fleisch isst, werden folglich auch unzählige Tiere getötet, ohne je auf irgendjemandes Teller zu landen. Weil sie schon bei der Aufzucht oder beim Transport sterben. Oder weil ihr Fleisch als Abfall entsorgt wird.

Wie viele Tiere unnötig sterben, haben Forschende der Universität Leiden jetzt erstmals berechnet: Laut ihrer in der Fachzeitschrift "Sustainable Production and Consumption" veröffentlichten Studie sterben jährlich 18 Milliarden Tiere völlig umsonst. "Auf einen Durchschnittsbürger kommen also 2,4 verlorene oder verschwendete Tierleben", schreiben die Autor*innen. 52,4 Millionen Tonnen essbares Fleisch ohne Knochen landen so auf dem Müll - ein Sechstel der weltweiten Fleischproduktion.

Für ihre Berechnung werteten die Forschenden Zahlen der Vereinten Nationen zur weltweiten Fleischproduktion und zum Fleischkonsum aus dem Jahr 2019 aus, um mögliche Verzerrungen durch die Covid-Pandemie zu vermeiden. Dabei wurden die wichtigsten Fleischlieferanten berücksichtigt: Rinder, Ziegen, Schafe, Schweine, Puten und Hühner. Letztere machen die überwältigende Mehrheit der verschwendeten Tierleben aus: Bei 93,6 Prozent der unnötig gestorbenen Tiere handelt es sich um Hühner.

USA und Südafrika schneiden besonders schlecht ab

Fleischverluste gibt es fast überall auf der Welt, doch die Gründe dafür unterscheiden sich von Ort zu Ort. Im globalen Süden entstehen Verluste am Anfang der Lieferkette: Krankheiten töten das Vieh bei der Aufzucht oder das Fleisch verdirbt bei der Lagerung oder beim Transport. In den Industrieländern hingegen entsteht die Verschwendung beim Konsum: Wenn übervolle Supermärkte Waren wegwerfen, Restaurants zu große Portionen servieren oder Konsumentinnen und Konsumenten einen Teil ihrer Lebensmittel in den Müll werfen.

Beim Konsum findet auch die größte Verschwendung statt: Geschätzte 26,7 Prozent der toten Tiere landen in der Gastronomie und in Privathaushalten im Müll. Knapp 25 Prozent der Tiere sterben bei der Aufzucht, jeweils 20 Prozent der verschwendeten Tierleben fallen bei der Verarbeitung und Verpackung sowie beim Verkauf an. "Besonders schlecht schneiden die USA ab, aber auch Südafrika und Brasilien", sagt Co-Autorin Juliane Klaura in einer Mitteilung der Universität. "In Indien dagegen verschwendet der Durchschnittsbürger nur eine kleine Menge Fleisch." 

Neben dem großen Tierleid, das durch die unnötige Fleischproduktion verursacht wird, hat die Viehzucht auch enorme Auswirkungen auf das Klima: Laut der Vereinten Nationen ist sie für 14,5 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Würden in den Entwicklungsländern bessere Haltungsbedingungen geschaffen und in den Industrieländern weniger und bewusster Fleisch konsumiert, könnten beide Probleme bekämpft werden.

ftk

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