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Geringes Schlafbedürfnis See-Elefanten machen Powernaps auf dem Meeresboden

Bei ihren langen Wanderungen im Meer verlegen See-Elefanten ihren Schlaf in Wassertiefen, wo sie vor Räubern sicher sind
Bei ihren langen Wanderungen im Meer verlegen See-Elefanten ihren Schlaf in Wassertiefen, wo sie vor Räubern sicher sind
© mauritius images / Marco Simoni
Bei ihren langen Wanderungen im Meer verlegen See-Elefanten ihren Schlaf in Wassertiefen, wo sie vor Räubern sicher sind. Spiralförmig trudeln sie in die Tiefe - und senken ihr Schlafpensum auf rekordverdächtige Werte.

Bis zu sieben Monate verbringen Nördliche See-Elefanten damit, im Nordpazifik nach Nahrung zu suchen. Dabei legen sie mehr als 10 000 Kilometer zurück - und drohen mitunter selbst zur Beute zu werden: Denn vor allem an der Oberfläche machen Haie und Orcas Jagd auf die Großrobben. Angesichts dieser ständigen Gefahr schlafen die Tiere nur maximal 20 Minuten am Stück – und das bis zu 380 Meter unter der Meeresoberfläche.

Insgesamt kommen sie so auf nur zwei Stunden Schlaf pro Tag - und kratzen damit an einem Rekord unter Säugetieren. Das berichtet ein internationales Forschungsteam um Jessica Kendall-Bar von der University of California in Santa Cruz im Fachblatt "Science".

Demnach legen die See-Elefanten (Mirounga angustirostris) über den Tag verteilt mehrere Schlaf-Tauchgänge ein, die jeweils maximal 30 Minuten dauern. Die Tiere gleiten dabei zunächst im wachen Zustand im Ozean abwärts und wechseln dann in einen sogenannten Slow-Wave-Schlaf (SWS). Anschließend folgt die mit einer Schlaflähmung verbundene REM-Schlafphase. Während dieser Phase drehen sich die See-Elefanten auf den Kopf und trudeln in einer Abwärtsspirale weiter nach unten. In diesen Meerestiefen ist das Risiko durch Fressfeinde, die sich generell weniger tief aufhalten, nur noch gering.

See-Elefanten schlafen in bis zu 250 Metern Tiefe auf dem Meeresboden

In Küstennähe, wo das Wasser etwas flacher ist, liegen die Robben demnach teilweise in Tiefen von rund 60 bis 250 Metern schlafend auf dem Meeresboden. Nach kurzer Zeit wachen sie wieder auf und kehren zum Atmen an die Oberfläche zurück.

Interessanterweise scheinen See-Elefanten in Küstennähe häufiger zu schlafen als im offenen Meer. Vermutlich weil es für sie dort anstrengender ist, größere Beute zu jagen, und sie sich daher öfter ausruhen müssen. Trotz der größeren Gefahr durch Haie und Orcas biete die Küste den Tieren zwei Vorteile, so die Wissenschaftler: bessere Versteckmöglichkeiten und eine geringere Distanz zur Oberfläche.

Das Schlafverhalten der See-Elefanten erforschte das Team mit einem speziellen Überwachungssystem in der Monterey Bay in Kalifornien. Dazu wurde Robben eine speziell entwickelte Neopren-Kopfhaube aufgesetzt, die die Hirnaktivität mit Sensoren aufzeichnete, zudem wurden Herzfrequenz, Bewegungen und die Position im Raum erfasst. Insgesamt stattete das Team 13 Weibchen mit solchen Hauben aus und untersuchte damit ihr Verhalten in der Bucht von Monterey. Die Erkenntnisse übertrugen sie dann auf Daten von 334 See-Elefanten, die über 25 Jahre gesammelt worden waren.

Die Ergebnisse könnten für den Naturschutz wichtig sein

Die Analyse zeigt auch, dass die Robben ihr Schlafverhalten gezielt anpassen. Denn zum Fellwechsel und während der dreimonatigen Paarungs- und Wurfzeit bilden die Tiere Kolonien an der Küste und schlafen dort bis zu zehn Stunden täglich.

Mit ihren kurzen Schlafphasen auf See konkurrieren sie indes mit Afrikanischen Elefanten, die den Autoren zufolge mit etwa zwei Stunden pro Tage den Rekord für das geringste Schlafbedürfnis unter den Säugetieren halten.

Die Ergebnisse könnten etwa für den Naturschutz wichtig sein, wird Ko-Autorin Terrie Williams in einer Mitteilung der Universität zitiert. Denn die Forscher erstellten anhand der Daten eine Karte mit bevorzugten Ruhezonen. "Normalerweise kümmern wir uns um den Schutz der Gebiete, in denen die Tiere fressen", so Williams. "Aber vielleicht sind die Orte, an denen sie schlafen, genauso wichtig wie alle anderen kritischen Lebensräume."

Lena Johanna Philippi, dpa

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