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Überblick Die Geschichte der Inquisition

Inquisition
© mauritius images / ClassicStock / Charles Phelps Cushing
Das Zeitalter der Verfolgung überspannt sieben Jahrhunderte und gliedert sich in vier Komplexe, die eines gemein haben: die akribischen Verfahren gegen Glaubensabtrünnige. Ein zeitlicher Überblick der Inquisition

Die Inquisition, jene kirchliche Waffe gegen Abweichler, prägt die Geschichte des Abendlandes gut 700 Jahre lang, Tausende fallen ihr zum Opfer. Doch handelt es sich nicht um einen einheitlichen Verfolgungsapparat. Vielmehr gibt es mehrere Institutionen, die sich zum Teil stark voneinander unterscheiden. Doch alle folgen dem gleichen Prinzip: durch systematische Untersuchung (lat. inquisitio) Häretiker und Ketzer (GEOEPOCHE verwendet diese Begriffe, um die Absichten der Inquisitoren zu verdeutlichen – ohne aber deren Wertung zu teilen) zu überführen – also nach Definition früherer Theologen jene Christen, die von der kirchlichen Lehre abweichen und auch nach dringlicher Ermahnung nicht von ihrer angeblichen Irrlehre abrücken.

Die Geschichte der Inquisition lässt sich in vier Komplexe unterteilen:

Die mittelalterliche Inquisition

Im Jahr 1231 begründet Papst Gregor IX. die mittelalterliche Inquisition. Er entsendet Ermittler in bestimmte Gegenden, damit sie dort ketzerische Umtriebe untersuchen und abstrafen. Ab 1252 dürfen diese Inquisitoren gemäß päpstlichem Dekret bei ihren Ermittlungen auch die Folter einsetzen. Weil die Kirche aber selber nicht töten will, werden die Verurteilten zur Hinrichtung an die weltliche Justiz übergeben. Bald entsteht ein Netz von Inquisitoren und Tribunalen in Frankreich, Italien, zum Teil auch in Deutschland, das zwar vom Vatikan aus geführt wird, aber oft nur recht lose.

Die Hexenverfolgung

Manche Inquisitoren beschuldigen ab 1430 Männer und Frauen, zu einer Hexensekte zu gehören. Zur massenhaften Hexenverfolgung (nun vor allem gegen Frauen) kommt es aber erst später – und unter der Verantwortung weltlicher Gerichte. Dabei verwenden die Ankläger allerdings jene inquisitorischen Methoden, die kirchliche Ermittler bereits etabliert haben. Die letzte angebliche Hexe wird 1782 hingerichtet.

Die Spanische Inquisition

Bedeutend fester gefügt als die mittelalterliche Inquisition ist die Spanische Inquisition, die zwar mit päpstlicher Billigung entsteht, aber vor allem eine königliche Behörde ist – ein Projekt der spanischen Herrscher, das ihren ab etwa 1480 entstehenden Zentralstaat stützt, indem es einen besonders disziplinierten Katholizismus durchsetzt. Später gibt es auch kleinere Stützpunkte in den Kolonien der Neuen Welt. Die Spanische Inquisition geht sehr systematisch vor. Sie wird 1834 beendet.

Die Römische Inquisition

Um auf die Herausforderung durch den Protestantismus zu reagieren, lässt Papst Paul III. im Jahr 1542 eine neue Behörde einrichten: die Römische Inquisition. Sie wird von einem Kardinalsgremium geführt, das zahllose Prozessezunächst gegen Reformatoren, dann innerkirchlich anstrengt. Noch im 19. Jahrhundert verurteilt sie Häretiker. Ihr Schwerpunkt liegt aber zunehmend auf Buchzensur; Kleriker erstellen einen Index der verbotenen Bücher. Erst 1965 wird die Römische Inquisition im Rahmen des Zweiten Vatikanischen Konzils abgeschafft. Doch auch heute noch gibt es ein Gremium, das die Einheit und Reinheit der katholischen Theologie schützen soll: die Glaubenskongregation im Vatikan. Deren Strafen sind zwar längst nur noch rein kirchlich, aber für fromme Katholiken dennoch ausgesprochen hart – etwa die Exkommunikation, der Ausschluss aus der Gemeinschaft der Gläubigen.

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