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Kirchensteuern Kirchen verzeichnen Einnahmeverluste durch Inflation

Hohe Inflation, immer mehr Austritte und älter werdende Mitglieder: 2023 war nach neuen Berechnungen für die Kirchen finanziell herausfordernd. Langfristig braucht es Alternativen zur Steuer.
aus DER SPIEGEL 51/2023
Hängeregister mit Austritten in Brandenburg: Inflationsbereinigt fünf Prozent weniger Kirchensteuern

Hängeregister mit Austritten in Brandenburg: Inflationsbereinigt fünf Prozent weniger Kirchensteuern

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Sascha Steinach / picture alliance / ZB

Zu Weihnachten werden wieder zahlreiche Menschen in Deutschland die Kirchen füllen, darunter viele, die nur einmal im Jahr dorthin finden. Seit sie zuletzt ein Gotteshaus von innen gesehen haben, hat die Finanzierung der beiden großen Amtskirchen in Deutschland stark gelitten.

2023 gingen die Einnahmen aus Kirchensteuern im Vergleich zum Vorjahr inflationsbereinigt um fünf Prozent zurück. Das geht aus Berechnungen des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln (IW) hervor, die dem SPIEGEL vorliegen; sie basieren auf Steuerschätzungen und Mitgliederprognosen.

Demnach nahmen die evangelische und die katholische Kirche mit voraussichtlich13,3 Milliarden Euro zwar nominal anderthalb Prozent mehr ein als 2022 (13,1 Milliarden Euro). Doch durch die Teuerung hat sich die Lage für beide tatsächlich verschlechtert, die katholische Kirche kam laut den Berechnungen auf sieben, die evangelische auf 6,3 Milliarden Euro.

DER SPIEGEL 51/2023

Strategen des Terrors

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Neben der Inflation belastet auch die Alterung der Mitglieder die Kirchenkassen. »Rentner zahlen meist weniger Steuern«, erklärt Tobias Hentze, der am IW zu Staat, Steuern und sozialer Sicherung forscht. Zudem spüren die Kirchen die anhaltenden Austritte. 2022 sank die Mitgliederzahl der beiden großen Kirchen in Deutschland um 900.000 auf 40,1 Millionen.

Vermögen, um Härten abzufedern

Nur dank der gestiegenen Einkommen sieht die Lage nicht noch verheerender aus – und deshalb sind die Kirchensteuereinnahmen in den vergangenen Jahren trotz des großen Mitgliederschwunds weiter gewachsen. Langfristig können weitere Lohnzuwächse den Schwund jedoch nicht ausgleichen. Wenn mit den Babyboomern eine zahlungskräftige Generation von Gläubigen in Rente ist, bröckelt das bisherige System endgültig. Längst wird über alternative Finanzierungsmodelle von Spenden- bis Staatsfinanzierung diskutiert.

Noch bis 2028, so die Prognose des IW, könnten die Einnahmen zumindest nominal jedes Jahr etwas ansteigen. Hintergrund ist demnach, dass sich auch in den kommenden Jahren die steuerpflichtigen Löhne weiter an die Inflation anpassen dürften, auch weil die steuerfreien Inflationsausgleichsprämien auslaufen. 2028 sollen sie demnach bei 11,8 Milliarden Euro sein – eine knappe Milliarde weniger als 2019.

Die Kirchen können bislang viele Lücken auch durch Vermögen schließen. »Das kann helfen, Härten abzufedern«, sagt Hentze. »An die Substanz zu gehen, ist dauerhaft aber keine Lösung.« Die Kirchen sollten sich deshalb auf sinkende Steuereinnahmen einstellen.

Die Kirchensteuer wird anhand der Höhe der Einkommensteuer berechnet. In Baden-Württemberg und Bayern sind darauf acht, im Rest des Landes neun Prozent zusätzlich fällig. Obwohl sie Steuern heißen, sind die Kirchensteuern eigentlich eher so etwas wie Mitgliedsbeiträge. Der Staat zieht sie nur für die Kirchen ein. Für die Erhebung durch die Finanzämter behält er etwa drei Prozent.

Neben den Kirchensteuern gibt es auch noch die Staatsleistungen an Kirchen. 2022 flossen so fast 600 Millionen Euro. Dieses Geld ist umstritten, weil es immer noch als Ausgleich für Enteignungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts gezahlt und unter anderem für die Gehälter der Bischöfe verwendet wird.

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