Am Rande eines Weltkrieges: Im Herbst 1962 stationierte die UdSSR auf Kuba heimlich Atomraketen. Als US-Präsident John F. Kennedy davon erfuhr, stellte er Moskau ein Ultimatum und drohte mit Vergeltung. Es begannen die gefährlichsten Wochen des Kalten Krieges
Sonntag, 14. Oktober 1962, in gut 20000 Meter Höhe über Kuba, gegen 7.30 Uhr. Major Richard Heyser rast durch die Stratosphäre. Der 35-jährige Pilot steuert eine dunkle U-2-Spionagemaschine. Die Atmosphäre ist so dünn, dass der Himmel schwarz schimmert. Trotzdem würden die 24 Meter breiten Flügel im Luftstrom abreißen, sollte er schneller als 730 km/h fliegen. Doch ist er auch nur elf Kilometer pro Stunde langsamer, reicht der Auftrieb nicht mehr, und er stürzt in die Tiefe.
Heysers Jet fliegt heimlich über die Karibikinsel – ein Bruch des Völkerrechts. Mit einem Periskop blickt er auf Kuba, erkennen wird er wohl wenig: Brandung an der Küste, das Grün der Zuckerrohrplantagen, die Straßen.