Wenn die Wintersonne für einen warmen Lichtton sorgt, die Straßen schön leer sind und der Tejo ruhig an Portugals Hauptstadt vorbeifließt, dann ist Lissabon erst recht eine Reise wert, findet Autorin Harriet Wolff und verrät auch gleich, wo es im Winter am schönsten ist.
In diesem Artikel finden Sie Unternehmungstipps für 36 Stunden in Lissabon, genug Zeit also für ein langes Wochenende in der portugiesischen Hauptstadt – die besonders im Winter eine Reise wert ist, wie dieser Text beweist.
Freitag: Tag eins in Lissabon
Ankommen am Tejo: LX Factory
In den wiederbelebten Lagerhäusern zu Füßen der Tejo-Brücke "Ponte 25 de Abril" haben sich Lissaboner Kreative niedergelassen. Die LX Factory ist ein Ort, an dem Besucher bestens shoppen und genießen können. Ich habe mir bei der Designerin Graça Cordovil von "India that wears you" einen Rock aus Sari-Patchwork geleistet.
Rua Rodrigues Faria 103, Lissabon
Tramfahren abseits der beliebten Routen
Die "eléctricos de Lisboa" ruckeln heftig. Nehmen Sie statt der historischen 28, die immer wahnsinnig voll ist, lieber die Linien 12, 15, 18 und 25. Sie sind nicht ganz so stark frequentiert und bieten auch bestes Panorama.
Essen und Trinken: Correio Azul
Mitten im schachbrettartig angelegten Baixa-Viertel steht dieses Lokal mit Neonbeleuchtung. Traditionelle, deftige Lissabon-Küche, viele Einheimische, sehr freundlicher Service. Mein Lieblingssandwich: Pica-Pau mit saftigem Schweinefleisch, Gürkchen und Oliven.
Rua dos Douradores 141, Lissabon
Aussicht genießen: Topo
Nah am neuen Szenebezirk Intendente steht auf einem mit China-Schnickschnack vollgestopften Shoppingcenter die angesagteste Rooftop-Nachtbar der Stadt, mit Ausblick auf das Castelo de São Jorge. Cooles Minimaldesign, mediterranes Essen.
Praça Martim Moniz, Lissabon
Pflicht-Lektüre für Winterabende in Lissabon
Jeden März brodelt die Stadt gut eine Woche lang beim SXSW-Music Festival. Über 2000 Bands aller Genres Eine verstiegen liebenswerte und temporeiche Hommage an die weiße Stadt am Tejo, ein Roman für Winterabende in Lissabon: Die natürliche Ordnung der Dinge von Antónia Lobo Antunes
Samstag: Tag zwei in Lissabon im Winter
Abtauchen im Morgengrauen: Oceanário
Was auch geschrieben wird über den Expo-98-Stadtteil rund um den futuristischen Bahnhof von Santiago Calatrava: Ich finde ihn eher trostlos. Beim Mega-Aquarium aber kommen Erwachsene und Kinder aus dem Staunen nicht heraus: so viel majestätisches Meeresgetier!
Esplanada D. Carlos I-Doca dos Olivais, Tickets ab 14 Euro
Straßenkunst erlaufen
"Calçada portuguesa" heißen die charakteristischen Bürgersteig-Mosaike aus weißem Kalkstein und schwarzem Basalt mit Wellen, Fischen oder geometrischen Mustern. Es ist eine alte Kunst, die ersten Calçadas in Lissabon wurden schon beim Wiederaufbau nach dem Erdbeben 1755 verlegt. Noch heute kann man an der "Escola de calceteiros" das Verlegen lernen – ein geachteter Beruf, für den in der Unterstadt sogar das "Monumento ao Calceteiro" errichtet wurde. Unumstritten sind die schönen Steine aber nicht, wegen der Rutschgefahr auf den meist schrägen Straßen.
Essen und Trinken: Eleven
Lissabon liegt einem zu Füßen in diesem lichten Bau gleich am Park der Fado-Legende Amália Rodrigues. Der deutsche Koch Joachim Körper hat hier einen Michelin-Stern bekommen.
Rua Marquês de Fronteira, Jardim, unbedingt reservieren; Mittagsmenü ab 25 Euro
Handschuh-Handwerk: Luvaria Ulisses
Kalte Hände? In diesem winzigen Ladengeschäft, innen im Art-déco-Stil, gibt es handgefertigte Handschuhe. So klein ist die Luvaria von 1925, dass allerhöchstens zwei Kundinnen und Kunden gleichzeitig hineinpassen.
Rua do Carmo 87/A, Lissabon
Kunst-Shopping: A Vida Portuegesa
Begonnen hat es mit einer Recherche zu Traditionsprodukten – heute betreibt die Ex-Journalistin Catarina Portas drei florierende Läden mit erlesenem Handwerk, Dekowaren und Kosmetik. Allein die Räume sind eine Augenweide.
Rua Anchieta 11 in Chiado, Largo do Intendente Pina Manique 23 in Intendente
Essen mit und bei Rosa: Rosa da Bica
Hier kocht die Besitzerin, Rosa, noch selbst. Mit den gewürfelten Tischdecken hat das Ganze etwas von einer gemütlichen Kantine. Auf dem Holzstuhl über frischen Seefisch gebeugt, denkt man: Echt, so was gibt’s noch?
Beco dos Arciprestes 3 RC, Lissabon, besser reservieren!
Zum Fado: O Faia
Lieber nicht ein teures Abendessen mit Fado-Musik vorab buchen! Der Fado kommt nämlich erst nach dem Essen, und in Traditionslokalen wie etwa dem "O Faia", kann man später auf ein Glas Wein günstig dazustoßen.
Rua da Barroca 54-56, Lissabon
Tanzen: Casa Independente
Im Intendente-Viertel, bis vor kurzem noch ziemlich verrufen, tut sich dank überlegtem Quartiersmanagement viel. Cool und prima zum Tanzen ist die "Casa Independente" in einem Stadtpalais mit schattigem Innenhof, delikaten Salaten, Drinks und Ballroom samt wechselnden DJs.
Largo Intendente 45, Lissabon
Sonntag: Tag drei in Lissabon
Frühstück im Botanischen Garten: Esplanada do Jardim do Príncipe Real
Die Esplanada ist ein lässig umfunktionierter großer Kiosk mit Wintergarten-Atmosphäre am Botanischen Garten. Köstlich auch nur für einen Kaffee oder ein Sandwich mit Chorizo und Käse!
Praça do Príncipe Real, Lissabon
Kino-Museum: Cinemateca
Kinofreaks sind in der Lissaboner Cinemathek richtig: Sie zeigt portugiesische Filme und auch internationale Werkreihen. Fast alle Streifen sind untertitelt, und das angeschlossene Filmmuseum ist allemal einen Besuch wert.
Rua Barata Salgueiro 39, Lissabon
Wein und Schnittchen: Graça do Vinho
Miguel Azevedo hat sich in dieser Ex-Jahrhundertwende-Drogerie einen Traum erfüllt: eine Weinhandlung mit Imbiss. Man nascht Makrelenschnittchen, trinkt vinho verde und lässt sich ein Picknick einpacken, mit dem man hinauf zur Kirche Igreja da Graça steigt.
Calçada da Graça 10-A/B, Lissabon
Schöner schlafen: Unterkünfte in Lissabon
Pensão Londres
Ums Eck vom Szenetreff Princípe Real serviert Frau Ferreira den Tee aufs Zimmer. Die plüschig-gemütlichen Räume von Pensão Londres mit den Nummern 304, 306, 307 und 406 haben Fernblick auf den Tejo und sind relativ ruhig.
Rua Dom Pedro 5, Lissabon, DZ/F ab 45 Euro
Monte Belverde
Beim zentralen Ausguck Miradouro de Santa Catarina thront dieses unkompliziert geführte Haus mit luftig-fröhlichen und stets anders möblierten Zimmern, einige mit Weitblick. Die Shiadu-Kette betreibt noch vier weitere Hotels in der Stadt. Sehr gut ist auch das angeschlossene Restaurant "Madame Petisca" mit Bar und Terrasse, unbedingt den Oktopussalat probieren!
Rua de Santa Catarina 17, Lissabon, DZ/F ab 79 Euro
York House
Nahe dem Museum für alte Kunst windet sich im Lapa-Viertel eine Steintreppe hinauf zum "York House", das ruhig in einem ehemaligen Karmeliterkloster liegt, umrankt von Clematis und Efeu. Die Zimmer sind stilvoll altenglisch oder modern mit viel Holz möbliert. Auch Restaurant mit Lunch und Dinner.
Rua das Janelas Verdes 32, Lissabon, DZ ab 80 Euro
Ph in Chiado
Ein Hostel mit Suiten? So ist es im "PH", unweit der Metro Baixa-Chiado und dennoch ruhig in einer Seitenstraße gelegen. In dem schmucken alten Bürgerhaus haben die hellen Doppelzimmer "Madragoa", "Mouraria" und "Mercês" Wasser- und Grünblick auf den Tejo und ein eigenes Bad.
Rua da Horta Sêca 11, Lissabon, Suite/F ab 83 Euro
Video: Fünf Highlights in Portugal
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