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Malaysia Alle unter einem Dach: Das ländliche Borneo authentisch erleben

Ein Berg und blauer Himmel mit Wolken über dem Dschungel
Für das Volk der Bidayuh ist Besuch willkommen, so soll die Tradition gewahrt werden
© steph photographies / Adobe Stock
Malaysia ist mit seiner vielfältigen Natur und Kultur eine Reise wert. Wer aus erster Hand mehr über den Alltag der Einheimischen erfahren möchte, quartiert sich direkt bei ihnen zu Hause ein. Auf Borneo laden Dorfbewohner zum Homestay mit Familienanschluss in ein traditionelles Langhaus. Unsere Autorin hat es mit ihren Enkeln ausprobiert

Höfliche Gäste ziehen die Schuhe aus. Wir stehen barfuß in einem schier endlosen Korridor vor 24 Türen in einer Reihe. Das Langhaus steht auf Stelzen, es wurde in den 1950er Jahren aus Holz und Bambus gebaut. Seine überdachte Veranda zieht sich über die gesamte Breitseite, an die hundert Meter lang. In den nächsten zwei Tagen ist sie für uns Besucher Speiseraum, Bühne, Nachtlager und Nachbarschaftstreff.

In Mongkos Dorf belebt Tourismus die Tradition

Wir sind in Sarawak, einer von zwei malaysischen Provinzen auf Borneo, rund 80 Kilometer von der Provinzhauptstadt Kuching entfernt. Unsere Gastgeber im in Mongkos Dorf gehören zum Volk der Bidayuh und hüten eins der wenigen verbliebenen Langhäuser. Traditionell lebten ihre Vorfahren in solch großen Gemeinschaften, um sich vor Feinden zu schützen. Hinter jeder Tür eine Familie, alle unter einem Dach, im luftigen Parterre zwischen den Stelzen auch die Tiere. Heutige Generationen ziehen lieber ins Einfamilienhaus mit Gemüsegarten und Autostellplatz, auch in Mongkos Dorf. Aber sie verteidigen die Tradition und den Gemeinsinn, gerade deshalb ist ihnen Besuch willkommen. Wir reisen sogar in Truppenstärke an: Fünf Familien – acht Erwachsene und zehn Teenager aus Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz –, die gemeinsam zwei Wochen lang durch Malaysia touren.

Malaysische Gastfreundschaft aus erster Hand

Kinder in bunten T-Shirts und kurzen Hosen, die eben noch auf der Veranda Fußball gespielt haben, schließen sich uns an beim Gang durchs Dorf. Dass gut die Hälfte unserer Gruppe nur wenig älter ist als sie, macht es leicht. Auch die erwachsenen Dorfbewohner grüßen uns wie alte Bekannte.

Das junge Volk führt unbefangen hinter die Kulissen. Sie wissen, wo es ein paar Schildkröten als Haustiere gibt, eine Wanne voller Welse oder einen sprechenden Vogel. Nachbarn ermuntern zum Nähertreten. Wir inspizieren eine rumpelnde Reisschälmaschine und wissen nun auch, wo der Pfeffer wächst, und zwar grüner, schwarzer, weißer und roter an ein- und demselben Strauch. Alles eine Frage von Erntezeitpunkt und Behandlung. Damit kennen sich die Leute hier aus, viele leben vom Pfeffer- oder Reisanbau oder von der Kautschukgewinnung.

Am Dorfrand, neben dem Volleyballfeld, steht eine nagelneue Badminton-Halle. Dort ist vor dem Abendessen ein kleines Turnier angesagt. Die Dorfjugend gewinnt.

Borneo zwischen Folklore und Ferienlager

"Do as the locals do" – die Kinder machen es uns spontan vor. Bei den Wanderungen in den Dschungel dauert es nicht lange, bis sie wie die einheimischen an Lianen hängen und mit ihnen um die Wette in einen Fluss springen. Oder beim abendlichen Tanzprogramm: Die jungen Damen des Langhauses tragen dazu bunte Trachten. Beim Bambustanz hüpfen sie virtuos zwischen den Stangen, die rhythmisch in Knöchelhöhe zusammengeschlagen werden. Es sieht gefährlich aus, aber unsere Mädels und Jungs springen begeistert ein und haben bald den Takt raus. Nachdem alle ab 18 den Reisschnaps verkostet haben, Trommeln und Gongs eingeräumt sind, wird die Langhaus-Veranda zum Nachtlager: Matratzen werden ausgelegt, frische Laken aufgezogen, Moskitonetze darüber gehängt. Platz ist genug. Nur an den wenigen Duschen im Flachbau gegenüber bilden sich Schlangen…

Zwei einheimische Kinder und ein Jugendlicher aus Europa sind an einem Fluss
Die Kinder aus dem Dorf zeigen den Besuchern eine Badestelle
© Ilona Rühmann

Authentische Kostproben aus Malaysias Küche

Die Gegebenheiten im Langhaus sind einfach rustikal, herzlich die Gastgeber. Zwei Schwestern bewirten uns vom Frühstück bis zum Abendessen. Erstaunlich, was sie mit zwei kleinen Doppelkochplatten in der Küche alles fertigbringen – Huhn in Kokosmilch, Eier, Reis, Gemüse, Sagopudding oder frische Ananas. Warum der Toast hier zartgrün ist? Ein Extrakt aus Pandan-Blättern hat ihn aromatisiert.

Während einer Dschungeltour, beim Picknick am Fluss probieren wir die Attraktion der lokalen Küche: Für das Bambushuhn werden Fleisch und Gewürze in große, grüne Bambusröhren gestopft, am offenen Feuer gegart und mit Gemüse serviert – Dschungelfarn. Die Frauen haben alles vorbereitet, die Männer grillen. Wir fühlen uns wie Zuhause.

Info: So gelingt die Reise nach Borneo

Der Besuch in Mongkos Dorf (Kampung Mongkos) ist Teil einer 17-tägigen Rundreise des Kölner Veranstalters For Family Reisen. "Malaysia & Borneo for Family & Teens" ist auf Familien mit Kindern ab 12 zugeschnitten.

Individueller Besuch: Ca. 30 € p. P. inkl. Frühstück, Mittag, Dinner. Traditioneller Tanz ca. 32 € pro Gruppe. Übernachtung in der Veranda. Kontakt: Madame Suriati, Tel. +60128502883. Auf Anfrage vermittelt die Familie auch Zimmer in Gästehäusern, die nicht von ihr verwaltet werden.

Guide: Ratsam, da wenig Englisch gesprochen wird. Empfehlung: Joanna Jawek, WhatsApp-Kontakt: +60 16 204 6149 oder Mail: joannamizzj@gmail.com

Tipp: Auf der Fahrt in Mongkos Dorf lohnt sich ein Abstecher zu den Orang Utans im Semenggoh Wildlife Center.

Borneo Adventures in Kuching hat ein- bis mehrtägige Natur-, Kultur- und Langhaustouren in Kleingruppen im Programm. Besonders beliebt: Nanga Sumpa Langhouse der Iban im Batan Ai Nationalpark, ca. 250 km von Kuching, Übernachtung in komfortabler Lodge. 3 Tage/2 Nächte ab ca. 240 € p. P. Auch möglich: Kampung Mongkos (ab 110 €).

Borneo à la carte in Kuching bietet Aufenthalte im Rumah Siba Langhaus der Iban im Betong-Gebiet an. Verschiedene Anreiseoptionen, Dorfalltag, einfachste Übernachtungsbedingungen und grandiose Natur. Optional eine Nacht im Dschungelcamp, Ausrüstung wird gestellt. 3 Tage/2 Ü: Einzelreisende ca. 485 €, ab 2 Erw. ca 285 € p. P., 4 Tage/3 Ü mit Dschungelcamping 568 € bzw. 326 €.

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