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Maximiliansweg Auf königlichen Spuren mitten durch Bayerns größtes Naturschutzgebiet

Forggensee
Am Wegesrand warten nicht nur die markanten Gipfel der Alpen, sondern auch Seen, wie der Forggensee auf die Wanderer
© Sebastian Rothe / Alamy Stock Photo
Auf königlichen Spuren über einsame Berge und tiefe Täler: Unser Autor wanderte auf dem Maximiliansweg durch Bayerns größtes Naturschutzgebiet Hinteres Hörnle

Inhaltsverzeichnis

Die Felsen wirken wie modelliert, die Fichten vor dem blauen Alpsee wie gemalt, die Gipfel wie eine Pappmaschee-Kulisse. Dazu dieses absurde Schloss! Neuschwanstein mit seiner Turbo-Romantik-Architektur thront inmitten einer Szenerie, die aussieht, wie von Disney für einen kitschigen Bergfilm entworfen. Doch nachdem ich das Märchenschloss von König Ludwig II. und die Besucherschar hinter mir gelassen habe, wird es schnell einsam und wild-romantisch. Auf der Marienbrücke quere ich die Pöllatschlucht in Serpentinen steigt der Weg steil an zum Gipfel des Tegelbergs – mit 1667 Metern wahrlich kein Gigant, doch die Aussichtauf Alpen,Schloss, Alpsee, Alatsee und Forggensee ist riesig. Zwei Tage lang wandere ich bis zum Ammergauer Hörnle auf dem Maximiliansweg – einem Fernwanderweg, der von Lindau nach Berchtesgaden führt.

1. Tag: Wandern im Schatten von Schloss Neuschwanstein

Zwei Stunden Gehzeit von Neuschwanstein entfernt, fast noch in Sichtweite, begegne ich einer kleinen Herde Gämsen. Die Ammergauer Alpen waren das Lieblingsjagdgebiet der bayerischen Königsfamilie. Heute sind sie mit 28 500 Hektar Fläche das gößte Naturschutzgebiet des Landes. Zwischen Füssen und Oberammergau leben neben Gämsen auch Steinadler, Steinböcke und Hirsche, Menschen dafür wenige. Man kann zwei bis drei Tage lang wandern, ohne durch einen Ort zu kommen. Die Strecke führt über ehemalige königliche Jägersteige, vorbei an bizarren Felszacken, Bergbächen und Wasserfällen. Über blühende Almwiesen geht es vom Tegelberg zum Bockstallsee, zur Bäckenalm, durchs Sägertal ins Lindertal. Ich folge dem Flusslauf der Ammer zum Lieblingsort König Ludwigs II.: Schloss Linderhof. Ein irrer Kontrast zu den weiten Wäldern und schroffen Gipfeln. In der Venusgrotte dümpelt ein schwanenförmiges Boot, auch der Pfauenthron mit drei Radschlagenden Vogelfiguren sieht aus wie ein Requisit aus »Game of Thrones«. Im Schloss Hotel Linderhof dem Etappenziel, geht es dagegen gutbürgerlich zu – mit zünftigem Biergarten und Zimmern, die trotz königlicher Deko keinesfalls überkandidelt wirken (DZ /F ab 109 €).

2. Tag: Majestätische Aussichten auf die Zugspitze

Die nächste Etappe beginnt mit einem entspannten Spaziergang durch den Schlosspark, dann wird es schnell wieder steil: Ich kämpfe mich die Hänge des Pürschling hinauf, aber es lohnt sich: Nach fast 700 Höhenmetern Aufstieg erreicht der Wanderweg 1540 Meter, und die Aussicht von hier oben kann man nur als majestätisch bezeichnen: Zugspitze und Kreuzspitze leuchten in der Mittagssonne, in der Ferne glitzern die Lechtaler Alpen. Wer will, kann einen Abstecher auf den nahegelegenen Gipfel des Teufelstättkopfes machen, oder eine Pause auf der Panoramaterrasse des Pürschlinghauses einlegen. Hüttenwirt Hubert Spindler hat ausdücklich keinen »kaiserlichen Schmarrn« auf die Speisekarte gesetzt, schließlich war das mal eine »königliche« Jagdhütte.

Dafür gibt es majestätische Leberkäs-Portionen zum bescheiden-bürgerlichen Preis. Der Pürschlingweg Richtung Unterammergau passiert die Schleif Mühlklamm ein tief eingeschnittenes Tal mit Wasserfällen und Gumpen. Der Abstecher lohnt sich, ein gut gesicherter Steig führt über Holzstufen und Metallbrücken durch die Schlucht. In der Klamm finden sich die Reste von stillgelegten Schleifmühlen, in denen Wetzsteinmacher einst ihrem Handwerk nachgingen. Zum Abschluss des Tages steht ein weiterer Aufstieg bevor. Vorbei am Stierkopf geht es auf eines der Ammergauer Hörnle bis zu einem vorgelagerten Gipfel auf 1390 Meter Höhe. Die Hörnle sind tatsächlich keine Riesenhörner, der höchste der drei Gipfel ist gut 1500 Meter hoch. Statt Gletscher und Steilwände erwarten einen dort eine einfache Hütte mit einem manchmal ein wenig grantigen Wirt. Aber das macht nichts. Mit einem Bier in der Hand sitze ich draußen auf der Holzbank und freue mich königlich über das Abendrot in den Ammergauer Bergen. Der Kini hätte es geliebt.

Hoernlealm
Die Hörnle umschreiben drei kleinere Gipfel mit bester Sicht auf die Ammergauer Berge
© imageBROKER / Alamy Stock Photo

Infos zu Touren in den Ammergauer Alpen

Alle Infos zum Gebiet gibt es hier. Zur Orientierung unterwegs empfiehlt sich die Kompasskarte Nr. 5 Wettersteingebirge, Zugspitzgebiet (Kompass-Verlag, 11,99 €). Der Wanderführer Maximiliansweg - Auf der Königsroute von Lindau nach Berchtesgaden beschreibt ausführlich den Fernwanderweg zwischen Lindau und Berchtesgaden (Eugen E. Hüsler, Bruckmann Verlag, 6,90 €). Der Veranstalter Alpine Welten bietet eine geführte viertägige Durchquerung der Ammergauer Alpen an.

Ausgesuchte Unterkünfte am Maximiliansweg

Das Tegelberghaus liegt an der Berg- station der Tegelbergbahn. Die Hütte ist die erste Anlaufstation für die Tour von Westen her. Das ehemalige königliche Jagdhaus wurde 1852 von Ludwigs Vater Maximilian II. erbaut. Es gibt Mehrbett- zimmer mit fünf und mehr Stockbetten (Ü/F 29 €). Im Herzen der Ammergauer Alpen, liegt die Kenzenhütte die man vom Tegelberg oder von Halblech aus erreicht. Urige Holzhütte mit Übernachtungsmöglichkeit in ei- nem der Mehrbettzimmer (Ü/F 29 €).

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