Anzeige

Naturpark Hessischer Spessart Aktive Runden im Wald- und Wunderland des Spessart

Spessart
Zwischen Hanau und Fulda lieger der Naturpark Hessischer Spessart
© Spessart Tourismus & Marketing GmbH / Fotograf: Claus Tews
Waldige Hügel, weite Obstwiesen und Orte wie aus dem Märchen: Erkundungen im Naturpark Hessischer Spessart – zu Fuß und per Rad

Inhaltsverzeichnis

Der Naturpark Hessischer Spessart

Blätter und Licht flirren zwischen Baum­stämmen, die Welt wird zu einem begeh­baren Streifencode. Scannt man ihn, lau­fen Filme im Kopf ab: Im Dickicht setzt ein armer Köhler seine beiden Kinder aus, ein Mädchen mit rotem Käppchen kommt vom Weg ab. Der Naturpark Hessischer Spessartzwischen Hanau und Fulda ist die Heimat der Brüder Grimm und allein darum die schönste Märchenkulisse im Land. Weite Täler öffnen sich, zwischen Feldern und Obstwiesen liegen verträumt Örtlein mit schrulligen Namen wie Lieb­ los, Linsengericht, Freigericht. Daneben recken sich waldige Hügel fast 600 Meter hoch. Sanft sehen sie aus der Ferne aus, doch einige Hänge spielen Alpen – zur Freude von Wanderern und Mountain­bikern.

Wandern im Naturpark Hessischer Spessart

Feierlich klingt der Choral der Spechte, Amseln und Käuzchen, der Wald gleicht hier einer Kathedrale. Immer wieder bleibe ich stehen, um die Lichtspiele im Blätterdach zu bewundern, um Moos­kissen zu streicheln. Der Pfad mündet in eine Wiese, die sich ins Tal rollt. Ich blicke auf Hügel, die mit Fleckenteppi­chen aus Weiden und Äckern überzogen sind und struppige Kappen aus Wald tra­gen. Sportliche Rekorde werde ich wohl nicht aufstellen auf der gut zwölf Kilo­meter langen Spessartfährte Junge Jossa Lettgenbrunn. Meine Wande­rung ist vielmehr eine Andacht. Sechs dieser Rundtouren gibt es, dazu vier kür­zere Spessartspuren und den 90 Kilo­meter langen Spessartbogen. »Sehen Sie Fuß­abdrücke?«, fragt Axel Trapp, den ich am Beilstein bei Lettgenbrunn treffe. Den Brocken aus Vulkangestein hat vor Äonen der Vogelsberg herübergespuckt, Na­mensgeber des nahen Mittelgebirges. Im Boden haben Wildschweine gegraben. Nicht einen Abdruck sehe ich, als seien die Tiere beim Wühlen geschwebt. »Wie sie das genau machen, bleibt unerklärt«, sagt der Naturführer.

Radfahren im Naturpark Hessischer Spessart

Ich soll beim Rollen auf den Pedalen stehen, so könne ich das Rad besser aus­ balancieren und anhalten, ohne abzustei­gen. Und tatsächlich, mein Mountainbike steht sekundenlang, ohne dass ich einen Fuß am Boden hätte. Klaus Bergfeld bie­tet Rad­ und Mountainbike-Touren an und hat einige der Routen und Parcours mit entwickelt. Mich führt er nach der Anfängerübung in den Jossgrund, das Tal des gleichnamigen Mainnebenflusses. Entlang des schmalen Betts reihen sich Obstwiesen, gesäumt von Wald. Der asphaltierte Weg folgt dem Lauf, bis wir abbiegen ins Reich der Schattenspiele. Es geht jetzt gemütlich bergauf, manchmal muss ich Wurzeln und Ästen ausweichen. Dann halten wir an einer Lichtung: Erschiene jetzt eine gute Fee, würde es mich in dieser Kulisse nicht mehr wundern.

Steinau an der Strasse, Schloss Steinau
Das Schloss Steinau gilt als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Ortes, in dem die Brüder Grimm groß geworden sind
© Gerald Haenel/laif

Sehenswertes im Naturpark Hessischer Spessart

Eine Königin im rauschenden Gewand steht neben dem Märchenbrunnen von Steinau, einem Bassin mit einer von Märchenszenen geschmückten Stele. In dem Fachwerkstädtchen mit dem Renaissanceschloss sind Jacob und Wilhelm Grimm aufgewachsen. Es liegt an der Märchenstraße, die hier dem historischen Handelsweg von Frankfurt nach Leipzig folgt. Und Mariéle Syllwasschy, die Rauschkleid-Königin, lässt ihre Geschichten lebendig werden. Sie führt mich durch Kopfsteinpflastergassen zur Stadtmauer, an der die Brüder einst spielten, und zum Brüder Grimm-Haus. Im ehemaligen Wohnsitz der Familie stellt eine Ausstellung die beiden Querdenker vor, die sich vor rund 200 Jahren übrigens auch für kulturelle Vielfalt und gegen Fremdenfeindlichkeit engagierten.

Essen und Trinken im Naturpark Hessischer Spessart

Am Rand des Kurorts Bad Orb liegt seit 1907 das Jagdhaus Haselruhe. Zwischen Fichten, Buchen und Eichen blinzelt das verschachtelte, mit dunkelblondem Holz verkleidete Waldschlösschen hervor, in dem Wild, fangfrische Forellen und hausgemachter Kuchen serviert werden. Es erinnert entfernt ans »Wirtshaus im Spessart« – die echte Kulisse der Kino-Räuberposse allerdings wurde schon vor Jahren abgerissen. Vermutlich hatte Wilhelm Hauff für seine Erzählung aber eh die Bayrische Schanz bei Lohr-Ruppertshütten im Sinn. Das Fachwerkjuwel mit Rundtürmchen und tief gezogenem Dach ist die älteste Schänke im Spessart und duckt sich im schon zu Bayern gehörigen Flöhrbachtal unter wuchtigen Kronen. Die zierliche Wirtin Michaela Münch erinnert mit ihrem kurzen blonden Haar tatsächlich ein wenig an die junge Liselotte Pulver aus der Wirtshausverfilmung.

Angeboten wird überall natürlich auch die hessischste aller Spezialitäten: »Äppelwoi«. »Der wird ja noch immer fast nur in Hessen getrunken«, sagt Jörg Stier von der Kelterei Stier. Die meisten Erzeuger von Apfelwein sind im oder um den Spessart angesiedelt, so auch Jörg Stier mit seiner Kelterei in Maintal. Ein mannshoher Bembel, laut Guinnessbuch der größte der Welt, ist eines der Exponate im Apfelweinmuseum, das Stier in seinem Main Genuss Laden in Hanau präsentiert. Zu den regionalen »Schnuggeleien« zählen neben Pasteten und Marmeladen 40 sortenreine Apfelweine.

Baumhaushotel Seemühle
Eine empfehlenswerte Unterkunft ist das Baumhaushotel Seemühle
© Baumhaushotel Seemühle

Unterkünfte im Naturpark Hessischer Spessart

Das Hotel Grummelshausen in Gelnhausen residiert im Geburtshaus des Schriftstellers, der im 17. Jahrhundert den Schelmenroman Simplicissmus schuf. Ohne Schnörkel, hell, modern – simpel im besten Sinne – sind die Zimmer in dem kleinen Fachwerkhaus (DZ/F ab 94 €). Ein guter Start für Touren ist das Hotel an der Therme in Bad Orb – und ein perfektes Ziel: Gäste haben nämlich freien Eintritt zur Toskana Therme (DZ/F ab 150 €). Auf nächtliche Stille, die in den Ohren rauscht, können sich Gäste vom Gut Hühnerhof freuen, geweckt werden sie dann vom Hahn (DZ/F ab 100 €).

Der Elektroingenieur Stephan Schulze hat die alte Wassermühle in Gräfendorf zum Stromerzeuger umgerüstet und energieautonome Luxusbaumhäuser er- richtet. Design und der Blick ins Tal sind überirdisch. Für Nicht-Schwindelfreie hält sein Baumhaushotel Seemühle auch Unterkünfte am Boden bereit: helle, luftige Apartments und restaurierte Schäferwagen (DZ/F ab 120 €, Baumhaus ab 280 €).

GEO Saison Nr. 08/2019 - Summer in the City

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel