Anzeige

Pflanzenzucht Wie die Karotte zu ihrer orangen Farbe kam

Drei rezessive Gene sind dafür verantwortlich, dass die Karotte orange ist - und sorgen obendrein für deren gesunde Carotinoide
Drei rezessive Gene sind dafür verantwortlich, dass die Karotte orange ist - und sorgen obendrein für deren gesunde Carotinoide
© mauritius images / Westend61 / Achim Sass
Karotten waren einst weiß, gelb oder violett. Forschende haben nun herausgefunden, wie sie ihre heutige orange Farbe bekommen haben - und was das Wurzelgemüse so gesund macht 

Spinat ist grün, Blumenkohl ist weiß und Karotten sind orange – manche Dinge sind so simpel wie unumstößlich, dass wir sie schon in unserer frühesten Kindheit lernen. Dabei sah insbesondere die Karotte jahrhundertelang ganz anders aus als jene Möhren, die wir heute aus dem Gartenboden graben oder dem Supermarktregal ziehen.  

Erst im Laufe der Zeit kam die Karotte zu ihrer typisch orangen Farbe. Wann, wie und warum das geschah, haben Forschende der North Carolina State University herausgefunden. In ihrer im Fachmagazin "Nature Plants" veröffentlichten Studie entschlüsseln sie die genetischen Ursachen hinter den Farbpigmenten der Karotte – und skizzieren, wie die Karotte zu dem Gemüse wurde, das wir heute kennen.

Auf dem Speiseplan stehen Karotten vermutlich schon seit der Spätantike: Bereits vor 1100 bis 1500 Jahren wurden sie in Zentralasien nachgewiesen. Bald schon eroberte das Knollengemüse auch den Mittelmeerraum. Während hier weiße Möhren auf den Tisch kamen, aßen die Menschen im heutigen Afghanistan und Iran gelbe und violette Varianten des Gemüses. Im Laufe der Zeit gelangte die gelbe Karotte auch nach Europa, wo sie vermutlich im 15. und 16. Jahrhundert von holländischen Bauern mit der weißen Karotte gekreuzt wurde: Die orange Karotte war geboren. In Westeuropa, so skizzieren es die Forschenden, wurde die orangefarbene Karotte während der Renaissance immer weiter selektiert. Die genetische Vielfalt des einst so bunten Wurzelgemüses schrumpfte.  

Dass sich die orange Karotte gegen all ihre andersfarbigen Geschwister durchsetzen konnte, lag wohl zum einen an ihrer leuchtenden Farbe, zum anderen an ihrem süßen Geschmack. Spätestens als die Wissenschaft im 19. Jahrhundert nachwies, dass die orangefarbene Karotte nicht nur schmackhaft, sondern auch äußerst gesund ist, stieg die Nachfrage nach dem beliebten Gemüse. 

Doch welche Gene sorgen dafür, dass die Karotte orange ist? Um das herauszufinden, untersuchten die Forschenden 630 Karottenvarianten und sequenzierten deren Genom. Zu ihrer Überraschung stellten sie fest, dass die drei Gene, die für die orange Farbe verantwortlich sind, rezessiv - also ausgeschaltet - sind. Nur wenn alle drei dieser Gene ausgeschaltet sind, produziert die Karotte genügend Farbstoffe, die für die orange Farbe verantwortlich sind. Gleichzeitig sorgen die rezessiven Gene für einen hohen Gehalt an Alpha- und Beta-Carotin, das im Körper zu Vitamin A umgewandelt wird. Dieses wiederum ist wichtig für die Augen und das Immunsystem. Karotten mit einem eingeschalteten Gen sind dagegen violett oder gelb und enthalten mehr Carotinoide, die der Körper nicht in Vitamin A umwandeln kann. 

Ohne es zu wissen, scheinen die Landwirte über Generationen hinweg die vorteilhaftesten Eigenschaften der Karotte gezüchtet zu haben. Denn die orangefarbene Karotte, so zeigen die Forschenden, ist nicht nur attraktiv gefärbt und gesund, sie trägt auch Genvarianten, die ihre Blüte verzögern - und so dafür sorgen, dass die essbare Wurzel knackig und genießbar bleibt, statt zu verholzen. 

ftk

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel