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Zeit im Grünen Warum das Gärtnern so gesund ist und uns glücklich macht

Älterer Mann beim Gärtnern
Der Aufenthalt im Grünen und Naturgeräusche wirken entspannend und tun Seele und Körper gut
© Dusko - Adobe Stock
Dreck unter den Fingernägeln, Rückenschmerzen vom Unkraut jäten und schweißtreibendes Umgraben gehören zu den typischen Begleiterscheinungen der Gartenarbeit. Trotzdem löst das Gärtnern Glücksgefühle aus und hält uns gesund

Wer nach einem langen Tag im Garten erschöpft auf der Bank sitzt, sich etwas Erde von der Nase reibt und zufrieden auf die ordentlichen Beete oder in den Korb mit den ersten eigenen Frühkartoffeln blickt, der weiß, wie glücklich die Arbeit im Grünen machen kann – trotz aller Anstrengungen.

Bereits in der Antike dachte man, dass Gartenarbeit sich positiv auf die Psyche auswirken könne, und besonders heute sind Gärten in einer Zeit, die immer hektischer und schnelllebiger zu werden scheint, willkommene Rückzugsorte. Hier finden Gartenfreundinnen und Gartenfreunde Ruhe und Erholung, können die Gedanken schweifen lassen und innere Einkehr finden.

Tatsächlich ist es wissenschaftlich erwiesen, dass Aufenthalte im Grünen Körper und Seele guttun und einen besonderen Effekt auf unser Gehirn haben: Die Natur entspannt uns und baut Stress ab, mit den Händen in der Erde zu wühlen hat einen meditativen Charakter. Dazu senken beruhigende Naturgeräusche den Blutdruck und lindern Schmerzen. So ist die Grundlage für unser Wohlbefinden gelegt.

Gartenarbeit hält fit

Unbestritten fordert das Gärtnern auch den ganzen Körper und trainiert die Muskeln – mal mehr, wie beim Umgraben des Gemüsebeets und mal weniger, wie beim feinen Aussäen der Tomatensamen. Und ganz gleich, wie anstrengend das Arbeiten im Garten manchmal auch sein kann, so erscheint es doch immer sinnvoll und am Ende blickt man stolz auf das, was man an diesem Tag geschafft hat. Ein befriedigendes Gefühl.

Wer zudem neben Blumen auch Obst oder Gemüse anpflanzt, profitiert gleich doppelt: Zum Fitnessprogramm und der Entspannung kommt noch gesundes Essen aus dem eigenen Anbau hinzu.

Die Natur verändert sich ständig – sie lebt

Das Hantieren mit Erde, Matsch und Pflanzen regt außerdem all unsere Sinne an und das bringt uns auf neue Ideen. Jede Form der Kreativität, jeder gute Gedanke führt dazu, dass das Belohnungszentrum im Gehirn bestimmte Botenstoffe ausschüttet, die ein gutes Gefühl in uns auslösen. Das wirkt motivierend.

Gleichzeitig werden die Nervenzellen angeregt, sich stärker miteinander zu vernetzen. Daraus entsteht ein innerer Antrieb, sich weiter auszuprobieren. Die vielen Eindrücke beim Arbeiten im Garten aufzunehmen, ist Balsam für unsere Sinne. Im Verlauf der Jahreszeiten verändert sich der Garten, weil alles in ihm lebt. Damit liefert die Natur ständig neue Impulse und beschäftigt uns auf diese Weise immer wieder neu.

Auch bei Kindern lässt sich der positive Einfluss von Natur nachweisen. Studien haben gezeigt, dass das Immunsystem bei viel Kontakt zu Pflanzenstoffen, Tieren, Würmern und Keimen aller Art gestärkt wird. Die Abwehrzellen kommen frühzeitig mit einer Vielzahl von Mikroben und Fremdstoffen in Kontakt und lernen, Schädliches von Ungefährlichem zu unterscheiden. Die Folge: Allergien treten seltener auf, sogar die kognitive Entwicklung wird positiv beeinflusst.

Gartentherapie als Ansatz in der Medizin

In der Medizin wird das Potenzial der Gartenarbeit im Heilungsprozess mittlerweile immer mehr erkannt. Die sogenannte Gartentherapie nutzt heute das Buddeln, Pflanzen und Jäten, um Beschwerden zu lindern. So kann sie beispielsweise helfen, Verhaltensstörungen zu minimieren, kognitive und sprachliche Fähigkeiten zu verbessern oder Menschen mit Demenz Halt und Orientierung bieten.

Aus Sicht der Therapeutin Marlit Bromm, die in der Gerontopsychiatrie des Evangelischen Krankenhauses Herzberge in Berlin arbeitet, ist die Gartentherapie eine achtsame Naturerfahrung, die weit über das körperliche Arbeiten hinausgeht. "Es geht darum, innezuhalten, sich in der Natur zurechtzufinden, Dinge wahrzunehmen und im Hier und Jetzt anzukommen."

Während die Gartentherapie in Deutschland noch nicht so stark verbreitet ist, sind andere Länder wie etwa in Großbritannien und den USA bereits weiter. Andreas Niepel, Präsident der Internationalen Gesellschaft für Gartentherapie, schätzt, dass in Deutschland derzeit rund 300 bis 400 Gartentherapeuten tätig sind.

mit dpa

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