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Tierschutz Videoaufnahmen belegen: So grausam ist der moderne Walfang wirklich

Ein Finnwal wird in der Walfangstation Hvalfjordur (Island) zerlegt. Die Harpune steckt noch in seinem Körper
Ein Finnwal wird in der Walfangstation Hvalfjordur (Island) zerlegt. Die Harpune steckt noch in seinem Körper
© IFAW
Moderne Explosivharpunen sollen Wale in Sekunden töten. Eigentlich. Nun enthüllt eine isländische Studie, dass viele der gejagten Finnwale minuten- oder sogar stundenlang leiden

In der Kontroverse um den Walfang geht es meist um Fragen des Artenschutzes – also um Populationsgrößen und Fangquoten. Wie die erlegten Tiere sterben, darüber ist bislang wenig bekannt. Nun zeigt eine Studie der isländischen Veterinärbehörden zur Jagd auf Finnwale: Vier von zehn der riesigen Meeressäuger sind keineswegs sofort tot – sondern leiden minutenlang. Das berichtet die Tierschutzorganisation International Fund for Animal Welfare (IFAW).

Das ausgewertete Videomaterial beweist demnach, dass die Tiere zwischen der Harpunierung und dem Eintritt des Todes durchschnittlich 11,5 Minuten um ihr Leben kämpfen. Fast ein Viertel der Tiere wurde mit einer zweiten Explosivharpune beschossen, weil die erste nicht korrekt platziert war oder nicht detonierte. Ein Wal entkam nach einer fünfstündigen Verfolgungsjagd mit einer Harpune im Rücken, ein anderer starb erst nach zweistündigem Todeskampf.

Mit einem Sprengsatz bestückte, so genannte Explosivharpunen sollen eigentlich sicherstellen, dass der harpunierte Wal sofort tot ist. Im "Idealfall" dringt die Harpune bis zu einem Meter tief in das Tier ein und explodiert dann. Wenn die Sprengladung nicht zündet oder das Geschoss nicht in der Nähe des Kopfes oder Brustkorbes platziert wird, beginnt für den Wal oft ein langer, qualvoller Todeskampf.

Insgesamt wurden in der abgelaufenen Walfangsaison 148 Wale getötet. Fast drei Viertel davon waren weiblich, elf Tiere waren schwanger, eines säugte.

Rückenwind für Walfang-Gegner

Die Studie ist die erste dieser Art, nachdem Fischereiministerin Svandis Svavarsdottir im Juli 2022 neue Regularien für den Walfang eingeführt hatte. Durchgeführt von der zuständigen isländischen Veterinärbehörde, dürften die Ergebnisse den Druck auf die Ministerin erhöhen, den Walfang ganz zu verbieten. Von Seiten der USA gibt es wegen des Walfangs schon seit 2014 diplomatische Sanktionen gegen Island.

Nach dem Inkrafttreten des Walfangmoratoriums im Jahr 1986 hatte Island die kommerzielle Jagd auf Finnwale 2009 wieder aufgenommen – und seither knapp 1000 der Tiere getötet.

Finnwale können ein Alter von weit über 100 Jahren erreichen und sind mit einem Gewicht von bis zu 70 Tonnen nach dem Blauwal die größten lebenden Säugetiere der Erde. Auf der Roten Liste der bedrohten Arten werden die Meeressäuger als "gefährdet" eingestuft.

"Kein Tier, unabhängig davon, wie es getötet wird, sollte über einen so langen Zeitraum leiden müssen", sagt Patrick Ramage, Programmdirektor für Meeresschutz des IFAW in einer Presseerklärung. "Wale sind empfindsame und intelligente Wesen, die physisch und psychisch während der Tötung extrem leiden. Alle wissen, dass der Walfang überholt und grausam ist, er muss sofort beendet werden. Niemand in Island ist auf das Fleisch der Wale angewiesen."

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