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Bitte nicht! Ihrem Hund zuliebe: Sechs Situationen, die Sie meiden sollten

ängstlicher schwarz-weisser Hund versteckt sich zwischen den Beinen seines Frauchens
Nicht jeder Hund mag große Versammlungen: viele unbekannte Menschen und eine laute Geräuschkulisse können beängstigend sein
© wdj / Getty Images
Auch wenn Hunde stets versuchen, uns zu gefallen und sich wie gewünscht zu verhalten, kommen sie manchmal an ihre Grenzen: Wenn der Stress zu groß oder Angst und Bedrängungsgefühle zu stark werden, können für gewöhnlich freundliche Gefährten plötzlich aggressiv reagieren. Sechs Situationen, die Herrchen und Frauchen ihrem Tier ersparen sollten

Hunde sind erstaunlich anpassungsfähig, und wohl kein Tier lebt unter so unterschiedlichen Bedingungen mit dem Menschen zusammen wie sie. Sie streifen als Herdenschutzhunde mit Hirten durch die Pyrenäen, springen als Rettungshunde mit ihren Bezugspersonen aus Hubschraubern oder werden in Handtaschen durch die Metropolen dieser Welt getragen.

Das macht es den Tieren leicht, mit dem Menschen zusammenzuleben und ihn stets zu begleiten. Doch hin und wieder stößt diese Anpassungsfähigkeit an ihre Grenzen. Nicht in jeder Situation, in die ihre Lieblingsmenschen sie bringen, fühlen sich die Vierbeiner wohl – manchmal mit fatalen Folgen. Sechs typische Situationen, die Herrchen und Frauchen ihrem Hund zuliebe vermeiden sollten:

Ständiger Kontaktzwang 

So manche Hundehalterin und mancher Hundehalter sind der Ansicht, dass ihr Tier ständig Kontakt zu Artgenossen braucht, um ausgeglichen und glücklich zu sein. Besonders wenn es um Welpen und Junghunde geht. Es herrscht die Meinung vor, Gesellschaft sei wichtig für die Ausbildung eines gesunden Sozialverhaltens und müsse deshalb gefördert werden.

Fest steht, dass viele Hunde sehr gern mit anderen Vierbeinern in Kontakt treten und man ihnen die Möglichkeit dazu auch lassen sollte. Fest steht allerdings auch: Eine pauschale Empfehlung dafür gibt es nicht. Denn auch für junge Vierbeiner gilt: Sozialkontakte zu erzwingen ist nicht sinnvoll. Ist der Junghund bei einer Begegnung mit Artgenossen angespannt, wirkt sich das auch auf das Gegenüber aus. Und macht ein Hund zu häufig die Erfahrung, dass ein solches Aufeinandertreffen mehr Stress als Spaß verursacht, wird er sich dies merken und künftig eher weniger begeistert darauf reagieren.

Denn jeder Hund ist anders, und nicht jedem gefällt es, ständig zum Beispiel in einer Welpenspielgruppe oder auf dem Hundeplatz mit anderen zu interagieren. Bleibt der eigene Vierbeiner also lieber für sich oder unter Menschen, ist auch das völlig normal und in Ordnung.

Viele Faktoren beeinflussen, wie viel und welche Art von Kontakt einem Hund gefallen. Dazu zählen seine bisherigen Erfahrungen und seine Persönlichkeit. Auch die Genetik und Rasse sowie die Erziehung hinterlassen Spuren. Und immer spielt auch das Alter eine Rolle: Ältere Hunde interessieren sich meist deutlich weniger für fremde Artgenossen als neugierige Junghunde. 

In jedem Fall aber sollte man seinem Hund Zeit geben, sich langsam und in Ruhe an neue Artgenossen zu gewöhnen. Das beginnt schon aus der Distanz: Hunde nehmen einander wahr, durch riechen und beobachten, lange bevor sie sich gegenüberstehen. Schon dann zeigen sie durch Körpersprache, ob sie den anderen Vierbeiner kennenlernen oder lieber Abstand halten möchten. Ist ihr Hund angespannt, sollten Herrchen und Frauchen ihm den Gefallen tun und zum Beispiel einfach die Straßenseite wechseln.

Enge Umarmungen und Kopftätscheln

Viele Tierfreunde neigen dazu, den Hund zu vermenschlichen – auch beim Streicheln und Kuscheln. Ein klassisches Beispiel ist die Umarmung: Was uns Menschen guttut, ist für den Hund missverständlich. Während wir unsere Liebsten gern in die Arme schließen und die Berührung genießen, bedeutet das Umarmen für viele Hunde eine Tortur. "Umarmt" ein Hund einen Artgenossen, drückt er damit meist Dominanz aus. Umarmen Herrchen und Frauchen ihren Hund, so ertragen das viele Vierbeiner zwar. Doch diese Art der Berührung kann im schlimmsten Fall bindungsschwächend wirken. Gerade unsichere Hunde schnappen in einem solchen Moment auch mal zu, weil sie sich bedrängt fühlen.

Eine weitere typische Annährungsweise, die sich im Miteinander zwischen Mensch und Hund oft beobachten lässt, ist das Herabbeugen und Kopftätscheln. Was viele Menschen als freundliche Geste erachten, verstehen Hunde oft als dominant und bedrohlich. Aus diesem Grund ziehen viele Hunde ihren Kopf dabei reflexartig zurück. Die Tiere senden damit instinktiv das Signal: "Ich fühle mich bei dieser Berührung unwohl." Auch hierbei können sich unsichere Hunde bedrängt fühlen und womöglich einmal zuschnappen.

Wer eine solche missverständliche Situation vermeiden möchte, geht besser in die Hocke, lässt den Hund zunächst an der Hand oder am Arm schnuppern und streichelt das Tier dann vorsichtig am Rücken oder an der Seite.

Dichte Menschenmengen und laute Veranstaltungen

Hunde sind von Natur aus ausgesprochen soziale Tiere. Dennoch tut man ihnen keinen Gefallen damit, sie immer und überallhin mitzunehmen. Große Menschenansammlungen wie auf Karnevalsumzügen, Weihnachtsmärkten oder Demonstrationen werden für Hunde schnell zur Belastungsprobe. 

Ihr sensibles Gehör ist für laute oder schrille Töne extrem empfindlich, und wenn jemand dem Hund im Gedränge auf die Pfoten tritt oder sein Freiraum stark eingeschränkt wird, ist das für ihn sehr belastend. In einer solchen Situation kann ein Hund aggressiv reagieren.

Um seinem Vierbeiner solche Zusammentreffen nicht zumuten zu müssen, ist es unerlässlich, frühzeitig das Alleinsein zu trainieren, damit er entspannt zu Hause bleiben kann. Das Üben erfordert Zeit und Geduld. Denn am besten lernen Hunde das Alleinbleiben in kleinen Schritten.

Intensives Einreden auf den Hund

Auch wenn Hunde wahre Meister der Kommunikation sind, manche Rassen bis zu zwölf neue Begriffe innerhalb einer Woche lernen und sogar in der Lage sind, Sprachen voneinander zu unterscheiden, so ist und bleibt die menschliche Sprache im Großen und Ganzen für die Vierbeiner ein Rätsel.

Ganze Sätze oder gar lange Reden gehen in das eine Hundeohr hinein und aus dem anderen wieder heraus. Denn während wir Menschen dazu neigen, unsere Befindlichkeiten, Wünsche und Ansichten in vielen Worten und Gesten auszurücken, sind Hunde weitaus empfänglicher für kurze Kommandos und klare Ansagen.

Reden Herrchen und Frauchen lange auf ihren Hund ein, setzt ihn diese Situation schnell unter Druck, und das Tier gerät in Stress: "Was möchte mein Mensch von mir? Was soll ich tun? Habe ich etwas falsch gemacht?"

Einzelne Worte oder Laute hingegen verstehen Hunde deutlich leichter. Kommt eine klare Geste hinzu, zum Beispiel ein bestimmtes Handzeichen oder eine Armbewegung, trägt das zusätzlich zum Verständnis bei. Um die Mensch-Hund-Kommunikation also so einfach wie möglich zu halten, gilt: Je prägnanter Wortlaut und Betonung sind, desto leichter prägt sich das Kommando ein.

Durchdringendes Anstarren

Während Augenkontakt unter Menschen als Geste der Akzeptanz, Höflichkeit und Aufmerksamkeit verstanden wird, bewirkt er beim Hund genau das Gegenteil. Vierbeiner, die angestarrt werden, fühlen sich schnell bedroht. Denn bei Hunden ist das Fixieren mit den Augen eine Geste der Dominanz.

Ein unterwürfiger Hund, der von Herrchen und Frauchen lange angestarrt wird, schaut deshalb schnell weg, legt sich vielleicht sogar auf den Rücken oder versucht auf andere Weise, der unangenehmen Situation zu entkommen. Ein dominantes Tier reagiert unter Umständen eher aggressiv und geht in die Offensive.

Wer seinem Vierbeiner ungeteilte Aufmerksamkeit zeigen möchte, tut das am besten mit ruhigen Streicheleinheiten, ausgedehnten Spaziergängen oder Spielen in den eigenen vier Wänden.

Vermeintlich lustiges Kostümieren

In sozialen Netzwerken wie Instagram oder Tiktok begegnet man ihnen immer wieder: Fotoaufnahmen und Videos, in denen Halterinnen und Halter ihren Haustieren bunte Kostüme anziehen. Sie tragen Hüte, Jäckchen, Brillen. Auch wenn manche Menschen das als niedlich erachten und viele Hunde oder Katzen diesen "Spaß" über sich ergehen lassen, bedeuten solche Verkleidungssituationen für die Tiere meistens Stress.

"Kostüme schränken die Tiere in ihrer Bewegungsfreiheit, aber auch in ihren Kommunikationsmöglichkeiten ein. Hunde kommunizieren über Körpersprache. Sind Rute und Ohren durch einen Umhang oder eine Verkleidung verdeckt, können sie nicht mehr artgemäß kommunizieren. Accessoires am Kostüm können zusätzlich verstörend wirken, weil die Tiere sie nicht abschütteln können", erklärt Sarah Ross, Heimtier-Expertin bei Vier Pfoten.

Hunde und Katzen sind keine Menschen – Kostümierungen zwingen sie in eine unnatürliche Situation. Verantwortungsbewusste Halterinnen und Halter sollten ihr Tier deshalb nicht verkleiden. Nur in Ausnahmesituationen sollten sie einem Hund Kleidung anlegen – eine gutsitzende Regendecke bei empfindlichen Rassen oder eine wärmende Winterjacke bei älteren und kranken Hunden.

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