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Turkmenistan "Das Tor zur Hölle": Wie es entstand – und warum es so schwer ist, es zu löschen

Der Krater von Derweze, auch unter dem Namen "Tor zu Hölle" bekannt, brennt seit Jahrzehnten aufgrund von austreten Methan
Der Krater von Derweze, auch unter dem Namen "Tor zu Hölle" bekannt, brennt seit Jahrzehnten aufgrund von austreten Methan
© Alexander Vershinin/AP/dpa
Seit Jahrzehnten züngeln Flammen in einem mysteriösen Krater in der Wüste Karakum. Wie entstand das lodernde Loch? Und warum gelingt es nicht, das Feuer zu löschen und das ausströmende Gas aufzufangen?

Es ist tatsächlich ein apokalyptischer Anblick: Das "Tor zur Hölle" in der Wüste Karakum – ein Krater mit etwa 70 Metern Durchmesser, rund 30 Meter tief. Auf seinem Grund lodern zahllose Gasfeuer. Und das schon seit Jahrzehnten.

Nun hat der autoritäre Machthaber Turkmenistans, Gurbanguli Berdimuchamedow, im Staatsfernsehen ein Ende des Spektakels im Krater von Derweze – so der etwas unspektakulärere Name – angekündigt. Der Nachrichtenagentur AFP zufolge sagte der Staatschef, die Feuer schadeten der Umwelt und den Menschen in der Region. Das Land verliere wertvolle Ressourcen und "beträchtliche Gewinne", die zur "Verbesserung des Wohlergehens unserer Bevölkerung" eingesetzt werden könnten.

Tatsächlich verfügt das zentralasiatische Land über die viertgrößten Gasreserven weltweit. Gleichzeitig ist die ehemalige Sowjetrepublik wirtschaftlich in hohem Maß von Gas-Exporten abhängig.

Woher stammt das brennende Riesenloch?

Der lodernde Krater mitten in der Wüste ist heute vermutlich die bedeutendste Touristenattraktion in Turkmenistan. Und ein Erbe des sowjetischen Hungers nach fossilen Rohstoffen.

Demnach sollen Anfang der 1970er-Jahre russische Geologen an der Stelle des heutigen Kraters gebohrt haben. Während der Bohrarbeiten kam es zur Katastrophe: Offenbar hatten die Arbeiter eine riesige gasgefüllte Kaverne angebohrt, die beim Einsturz das Bohrgerät mit in die Tiefe riss.

Restlos gesichert ist diese Version allerdings nicht. So haben turkmenische Geologen auch schon die Theorie vertreten, dass der Krater sich in den späten 1960er-Jahren gebildet – und sich erst in den 1980er-Jahren entzündet habe. In der Umgebung des berühmten Kraters gibt es noch zwei weitere Löcher, eines mit Wasser, eines mit Schlamm gefüllt.

Dass die Entstehungsgeschichte des Kraters geheimnisumwittert bleibt, ist Experten zufolge auch der schlechten Informationslage im Land geschuldet: Turkmenistan gilt – nach Nordkorea – als die am stärksten isolierte Nation der Welt. Nur rund 10.000 Touristen finden jedes Jahr den Weg in das Land, eine freie Presse gibt es nicht. 

Stimmt die Geschichte mit den Sowjets, dann wurde das austretende Methan von dem Bohrtrupp angezündet – in der Hoffnung, es werde nur wenige Tage brennen. Zumindest unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes ist die Entscheidung nachvollziehbar, schließlich ist Methan 25 Mal klimaschädlicher als Kohlendioxid. Allerdings erwies sich die Gasquelle als weitaus ergiebiger als gedacht: Auch 50 Jahre nach dem Desaster scheint sie nicht versiegen zu wollen. Wie groß die Reserven jedoch tatsächlich sind, weiß niemand.

Warum es so schwierig ist, das Feuer zu löschen

Schon 2010 hatte Berdimuchamedow seine Landsleute dazu aufgerufen, eine Lösung zu finden – bislang ohne Erfolg. Ob es diesmal gelingen wird, die Feuer zu löschen und das ausströmende Methan sicher aufzufangen, bleibt offen. Eine naheliegende Idee scheint jedenfalls keine Option zu sein: das Loch einfach mit Wüstensand aufzufüllen.

Das bestätigte schon der Abenteurer George Kourounis, der 2013 als erster Mensch den Grund des Kraters betrat. "Als ich in den Boden grub, um Proben zu nehmen", sagte er dem Portal Atlas Obscura, "kam Feuer aus dem Loch, das ich gerade gegraben hatte, weil ich auf diese Weise neue Austrittspfade geschaffen hatte." Das Gas würde immer seinen Weg finden, schlussfolgert Kourounis. Und dann bräuchte es nur noch einen Funken.

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