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Seltenes Naturphänomen Quadratische Wellen: Nicht nur selten, sondern auch gefährlich

Kreuzsee und quadratische Wellen vor Île de Ré
Besonders beeindruckend lässt sich die Kreuzsee von dem Leuchtturm Phares des Baleines auf der französischen Insel Île de Ré beobachten.
Fotocredit: Michel Griffon, CC BY 3.0
© Michel Griffon
Hin und wieder zeigen sich an Küstenabschnitten weltweit quadratische Wellen. Das seltene Naturphänomen ist ebenso faszinierend wie gefährlich. Wir erörtern die so genannte Kreuzsee und erklären, was sie für Schiffe und Schwimmer so gefährlich macht

Im Sommerurlaub zieht es viele ans und ins Meer. Doch wenn sich auf der Wasseroberfläche quadratische Wellen oder ein schachbrettähnliches Muster zeigen, sollte man Vorsicht walten lassen und – falls man bereits im Wasser ist – möglichst schnell an Land zurückkehren. Denn wenn sich auf der Meeresoberfläche ein quadratisches Muster abzeichnet, dann kann das Baden zu einer ernsten Gefahr werden.

Dünungen schaffen Schachbrettmuster

Der Grund für dieses Phänomen ist das Zusammentreffen zweier Wellensysteme. In den meisten Fällen geraten so genannte Dünungen – also Wellen, die von einer weit entfernten Wetterlage geprägt wurden – mit Wellen ineinander, die von lokalen Winden getrieben werden. Durch die Überlagerung dieser Wellensysteme entsteht zunächst ein chaotisches Wellenmuster, das sich nach dem Abklingen zu großen Quadraten formt und an ein Schachbrettmuster erinnert.

Was die Kreuzsee so gefährlich macht

Im deutschen Sprachraum ist dieses Phänomen als Kreuzsee bekannt. Sobald sich die quadratisch verlaufenden Wellen auf der Meeresoberfläche abzeichnen, sollte man das Schwimmen vermeiden. Denn für Schwimmerinnen und Schwimmer ist eine Kreuzsee besonders tückisch. Die Strömungen sind teilweise so stark, dass selbst erprobte Schwimmer kaum eine Chance haben.

Die ständige Anpassung an die wechselnden Wellen und Strömungsverhältnisse erfordert sehr viel Kraft und Ausdauer. Die Strömungen erschweren einen gleichmäßigen Schwimmrhythmus und Schwimmer können leicht vom Kurs abkommen. Dazu droht die Gefahr, durch den Sog unter Wasser gezogen zu werden.

Auch für die Schifffahrt sind Kreuzseen ein gefährliches Phänomen: Zum einen sind sie sehr schlecht vorhersehbar und entsprechend schwierig ist es, jede Welle im idealen Winkel anzufahren. Zum anderen können durch die Überlagerung einzelne Wellen deutlich höher ausfallen, als erwartet. Kreuzwellen sind deshalb ein ernstzunehmender Faktor für Schiffsunfälle.

Bekannte Hotspots: Wo quadratische Wellen häufiger auftreten

Je nach Region treten Kreuzwellen regelmäßig auf, von Gebiet zu Gebiet jedoch unterschiedlich häufig – in der Nordsee zum Beispiel mit einer höheren Frequenz, weil hier häufig Kaltfronten durchziehen und besonders in den Regionen, wo starke Winde und Meeresströmungen zusammentreffen.

Quadratische Wellen zeigen sich auch häufiger am Kap Hoorn. An der Südspitze Südamerikas treffen der Atlantik und der Pazifik aufeinander und es herrschen extreme Wetterbedingungen. Auch am Golf von Biskaya, eine Bucht des Atlantischen Ozeans, die sich von Galicien bis zur Bretagne entlang der Nordküste Spaniens und der Westküste Frankreichs erstreckt, lässt sich das Phänomen beobachten. Das Gebiet ist bekannt für seine starken Winde und Strömungen, die aus verschiedenen Richtungen kommen.

Am Agulhasstrom nahe der Südspitze Afrikas trifft der warme Indische Ozeanstrom auf die kalten Gewässer des Atlantiks, was zu starken Turbulenzen führt. Auch hier entsteht hin und wieder die Kreuzsee. Ebenso wie in den Gewässern um die Britischen Inseln sowie in der Drake-Passage zwischen Südamerika und der Antarktis, wo  heftige Stürme und aufeinandertreffende Meeresströmungen regelmäßig Kreuzwellen verursachen.

Dass sich Wellen zu einem Schachbrettmuster formen, ist selten von Land aus zu erkennen. Viele Fotografinnen und Fotografen, aber auch Meeresbiologen zieht es deshalb auf die französische Île de Ré. In den Gewässern an der französischen Westküste tritt das Naturphänomen hin und wieder auf. Und der begehbare Leuchtturm dort macht es möglich die Wellenformation von oben zu beobachten.

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