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Lobotomie: Tiefe Schnitte ins Gehirn

Walter Freeman bei einer Lobotomie
Die Lobotomien Walter Freemans locken zahlreiche Zuschauer an. Alle wollen sehen, wie er durch die dünne Knochenwand der Augenhöhlen mit Stahlnadeln in das Hirngewebe sticht. Um Hygiene und Sorgfalt kümmert sich der Neurologe kaum: Häufig operiert er mit bloßen Händen
© Bettmann / Getty Images
Ob Depressionen, Angstzustände oder Alkoholismus: Der Neurologe Walter Freeman glaubt um 1950, psychische Erkrankungen durch Schnitte ins Gehirn heilen zu können. Für die Lobotomie treibt er Tausenden Patienten Stahlnadeln in den Kopf

Der zwölfjährige Howard Dully liegt festgeschnallt auf einem Krankenbett. Vier Elektroschocks hat ihm der Neurologe Walter Freeman versetzt. Nach dem ersten Stromstoß aber kam der Junge schnell wieder zu Bewusstsein. Der Arzt hat das Gehirn des Kindes daraufhin gleich drei weitere Male unter Spannung gesetzt – mit Erfolg: Howard fällt ins Koma.

Jetzt kann Freeman mit der Operation am Gehirn beginnen. Er greift zu seinem Spezialinstrument: einer etwa 20 Zentimeter langen, stabilen Stahlnadel mit einer scharfen Klinge an der Spitze. Mit der freien Hand hebt er ein Lid des Jungen an und schiebt das Instrument seitlich am Augapfel vorbei, immer tiefer in den Kopf hinein. Als er an die Wölbung stößt, die Augenhöhle und Gehirn voneinander trennt, nimmt Freeman ein Hämmerchen: Ein kurzer Schlag genügt, um die Stahlnadel durch die dünne Knochenschicht zu treiben.

Lobotomie soll Howard Dullys Persönlichkeit verändern

Jetzt kann Freeman sein Werkzeug direkt in das Stirnhirn des Jungen drücken, fünf Zentimeter tief. Auch durch die andere Augenhöhle führt er eine Stahlnadel ein.

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