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Kalter Krieg CIA gegen KGB: So schmutzig war der Krieg der Geheimdienste

Agentenaustausch auf der Glienicker Brücke
Austausch auf der Glienicker Brücke
© Bundesstiftung Aufarbeitung/Klaus Mehner/bpk
Mit gewaltigen Spionageapparaten ringen Moskau und Washington um Einfluss in der Welt

Ein Gentleman liest nicht die Post eines anderen“, erklärt US-Außenminister Henry Stimson 1929 und verbietet seinem Amt, die Telegramme ausländischer Diplomaten zu entschlüsseln. Erst in der Notlage des Zweiten Weltkriegs bauen die Vereinigten Staaten einen zentralen Auslandsgeheimdienst auf. Doch Präsident Harry Truman misstraut der klandestinen Macht, und noch 1945 wird der Dienst wieder aufgelöst.

Moskau unterhält dagegen schon lange einen schlagkräftigen Spionageapparat, dem es gelingt, das US-Atomprogramm auszuspähen. 1946 gelangt dieses falsche Spiel an die Öffentlichkeit – und lässt die Befürworter eines Ausgleichs mit der UdSSR naiv aussehen.

Auch deshalb ruft Truman am 26. Juli 1947 doch wieder eine Behörde ins Leben, die Erkenntnisse der verschiedenen, meist militärischen Aufklärungsabteilungen bündeln und auswerten soll: die Central Intelligence Agency, CIA. Als kurz darauf in Italien ein Wahlsieg der Kommunisten droht, bewilligt Truman der CIA zehn Millionen Dollar aus schwarzen Kassen, mit denen sie verdeckt Wahlwerbung schaltet, Propagandalügen verbreitet, Gauner dafür bezahlt, KP-Plakate abzureißen. Italiens Christdemokraten schlagen die Linke mit deutlichem Vorsprung.

Der Erfolg dieser Methode bestärkt die Anhänger verdeckter Operationen. 1953 organisiert die CIA den Sturz der iranischen Regierung zugunsten eines proamerikanischen Monarchen. 1954 inszeniert die Agency einen ähnlichen Coup in Guatemala. Sieben Jahre später indes scheitert sie spektakulär daran, mit Hilfe einer Rebellentruppe den kubanischen Machthaber Fidel Castro zu stürzen. Fortan wird Castro das Ziel teilweise abenteuerlicher Attentatspläne bis hin zu vergifteten Taucheranzügen und Zigarren.

Industriespionage gewinnt an Bedeutung

Auf der gegnerischen Seite unterstützt das „Komitee für Staatssicherheit“, russisch abgekürzt KGB, heimlich Revolutionen in Lateinamerika und den vormaligen europäischen Kolonien in Afrika und Asien, später auch Terrorgruppen wie die IRA in Nordirland oder die RAF in Westdeutschland. Obwohl die UdSSR dabei zurückhaltender handelt, als viele Beobachter im Westen annehmen, verüben ihre Agenten immer wieder aufsehenerregende Mordanschläge, oft mit Gift.

Wichtiger aus Sicht des Kreml ist die Industriespionage: Um ihren Rückstand durch Nachbauten auszugleichen, erbeuten Moskaus Agenten Baupläne für Kampfflugzeuge, Raumfähren, Computer, militärisches Gerät. Für die Spione beider Seiten ist dies ein riskantes Geschäft. Nur wenige, die auffliegen, werden über die bald schon berühmte Glienicker Brücke zwischen Westberlin und Potsdam ausgetauscht. Wie viele in dem stillen Ringen umkommen, das beide Seiten mit aller Härte austragen, bleibt ungewiss.

USA setzt auf Technisierung beim Spionieren

Vor allem die USA ersetzen im Laufe der Zeit Späher und Überläufer durch Technik: Radarstationen und Funkhorchanlagen, Spionageflugzeuge sowie Satelliten mit hochauflösenden Kameras; die von Präsident Truman als Spezialdienst für die Aufklärung von Telekommunikation eingerichtete National Security Agency wird zum größten Auslandsgeheimdienst der USA.

Bis zum Ende des Kalten Krieges entstehen so auf beiden Seiten gigantische Spionage- und Abwehrimperien. Der KGB, der indes auch die eigene Bevölkerung zu überwachen und zu maßregeln hat, verfügt über gut 700 000 Mitarbeiter. Die Zahl der Agenten, Führungsoffiziere, Ingenieure, Techniker und Fremdsprachler, Verwaltungsfachleute, Wissenschaftler aller Richtungen, die bei den unterschiedlichen US-Nachrichtendiensten beschäftigt sind, mag eine ähliche Größenordnung erreichen.

Sie lesen nicht nur die Post der anderen. Sondernhören auch deren Telefone ab, hacken ihre Computer, verwanzen Schlafzimmer. Stehlen, töten, erpressen. Ohne Skrupel, kaum reguliert: Der Kalte Krieg verleiht den Geheimdiensten größere Macht als je zuvor. Denn je weniger sich der Konflikt der Atommächte offen militärisch austragen lässt, desto erbitterter duellieren sie sich im Dunkeln.

GEO Epoche Nr. 91 - Der Kalte Krieg

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