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Psychologie Perfekt bis zum Zusammenbruch: So gelingt der Ausweg aus der Überforderungs-Falle

Aufgerieben zwischen Beruf, Kind und Haushalt: Insbesondere Frauen sind heute mit vielfältigen Anforderungen konfrontiert
Aufgerieben zwischen Beruf, Kind und Haushalt: Insbesondere Frauen sind heute mit vielfältigen Anforderungen konfrontiert
© Marianna Gefen
Allen Anforderungen im Leben gerecht werden zu wollen ist ungesund. Die Psychologin Christine Altstötter-Gleich erläutert, wie es gelingen kann, manche Ansprüche an sich radikal zu senken – und wie entlastend das ist

GEO: Viele Menschen stellen extreme Ansprüche an sich selbst, im Privatleben aber auch im Beruf. Warum sollte man das infrage stellen? Niemand möchte doch von einem Chirurgen operiert werden, der einen Bypass schlampig annäht. Niemand möchte Ingenieuren die Konstruktion eines Flugzeugs überlassen, die nicht penibel auf alle Schwachstellen achten.

Dr. Christine Altstötter-Gleich: Absolut richtig. Als ich bei einem Vortrag vor Zahnärztinnen von denen zu hören bekam, dass sie sich alle für perfektionistisch halten, war ich selbstverständlich sehr froh. Wenn es in der Menschheitsentwicklung nicht immer wieder Perfektionisten gegeben hätte, würden wir unsere Wäsche vermutlich noch heute mit der Hand waschen. Viele Höchstleistungen sind darauf zurückzuführen, dass Menschen mit dem Status quo nicht zufrieden waren. Das gilt für Künstler, für Sportler, das gilt für Unternehmensgründer wie Steve Jobs, der eine Inkarnation des Perfek­tionisten war.

Was ist dann das Problem mit dem Perfektionismus?

Es gibt ungesunde Ausprägungen: Dazu zählen Verhaltensweisen wie exzessives Kontrollieren, also alles doppelt und dreifach zu überprüfen. Dazu gehört die Unfähigkeit zu delegieren. Ebenso übermäßiges Planen, etwa das ständige Anfertigen aller Arten von Listen. Häufig auch das Hinauszögern von Entscheidungen, denn man könnte ja falschliegen. Eine ganz zentrale Frage ist: Wie gut kann ich Nein sagen, mich bestimmten Anforderungen auch mal verweigern. Wenn ich das nicht kann, mich unersetzlich fühle, dann habe ich meist ein Problem.

Aber oft haben Menschen, auf die all dies zutrifft, doch anscheinend gar keinen persönlichen Leidensdruck.

Das ist tatsächlich ein spezielles Problem von Perfektionisten. 

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