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Tiergesundheit Sind Mischlingshunde wirklich gesünder als Rassehunde?

Mischlingshund
Mischlingshunde haben den Ruf, robuster und gesünder zu sein als Rassehunde
© DoraZett - Adobe Stock
Die allgemeine Vorstellung, dass Mischlingshunde robuster seien als Rassehunde, hält sich hartnäckig. Doch ist diese These auch belegbar?

Mischlingshunde sind weniger anfällig für Krankheiten und müssen deshalb auch seltener in die Tierarztpraxis, so die weitverbreitete Ansicht vieler Hundehalterinnen und Hundehalter. Rassehunde seien hingegen häufiger krank, die Gefahr für Erbkrankheiten größer.

Doch sind Mischlingshunde tatsächlich gesünder als Rassehunde? Fest steht: Mischlinge entstammen einem größeren Genpool als ihre reinrassigen Artgenossen. Und wenn die genetische Vielfalt groß ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass genetische Defekte auftreten, automatisch geringer.

Der Mischlingshund ist eine genetische Überraschungstüte

Dennoch kann man auf Grundlage dessen nicht davon ausgehen, dass ein Mischling deshalb grundsätzlich gesünder sein muss. Das bestätigt auch Astrid Behr vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V..

Sie sagt: "Die genetische Vielfalt kann bei Mischlingshunden natürlich größer sein – je nachdem, wie häufig sich die Vorfahren mit verschiedenen Rassen gemischt haben. Aber das schließt nicht aus, dass dennoch Gene weitervererbt werden, die zu Krankheiten führen. Daher sind Mischlingshunde auch nicht unbedingt gesünder als Rassehunde."

Ein Mischlingshund ist auch nur so gesund wie seine Vorfahren und oft ist unklar, welche genetischen Veranlagungen er aus dem großen Genpool geerbt hat. Ist über die Vorfahren eines Hundes gar nichts bekannt – zum Beispiel bei einem Tier aus dem Tierschutz –, so lässt sich überhaupt nichts über die Gesundheit oder Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen vorhersagen. Bei einem Mischlingshund handelt es sich also um eine Art genetische Überraschungstüte.

Auch Mischlingshunde können Erbkrankheiten in sich tragen

Ein britisch-australisches Forschungsteam untersuchte vor einigen Jahren im Rahmen einer Studie zu Behandlungen in englischen Tierarztpraxen die Häufigkeit bestimmter Krankheitsbilder bei Mischlings- und bei Rassehunden. Bei ihrer Analyse stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest, dass bei einigen der insgesamt zwanzig am häufigsten erfassten Erkrankungen reinrassige Hunde im Vergleich zu Mischlingen eine signifikant höhere Prävalenz aufwiesen. Zu den verbreiteten Krankheitsbildern, unter denen vor allem reinrassige Hunde litten, gehörten Fettleibigkeit, Hauttumoren sowie Gehörgangsentzündungen.

Die Studie zeigte aber auch, dass durchaus auch Mischlingshunde an genetischen Erkrankungen leiden können. Insbesondere dann, wenn die Tiere aus einer Linie stammen, bei der bestimmte gesundheitliche Probleme bereits bekannt sind. Mischlingshunde können Krankheiten also genauso in ihren Genen tragen und an ihre Nachfahren weitergeben wie Rassehunde. Eine weitere Studie der University of Edinburgh aus dem Jahr 2015 kam zu dem Schluss, dass Mischlingshunde nicht seltener ein Fall für den Tierarzt sind.

Manche Züchtungen neigen zu Veranlagungen für bestimmte Krankheiten

Bekannt ist allerdings, dass manche Züchtungen eine signifikante Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen zeigen und infolgedessen manche Krankheitsbilder häufiger entwickeln als andere Rassen oder Mischlingshunde. So zeigt etwa der Dackel Anfälligkeiten für Rheumatismus, der Mops neigt zu Übergewicht und für den Beagle besteht eine erhöhte Gefahr, an Epilepsie zu erkranken. Die Gesundheit von Rassehunden ist durch das zunehmende Auftreten von Erbkrankheiten gefährdet.

Seriöse Züchter und Zuchtvereine bemühen sich jedoch, solche bekannten Erbkrankheiten zu vermeiden. "Verantwortungsvolle Zuchtvereine züchten nicht nur auf Äußerlichkeiten, sondern auch auf die Erbgesundheit – Tiere mit bestimmten Erberkrankungen werden dann von der Zucht ausgeschlossen", so Astrid Behr.

Diese Anfälligkeiten bestimmter Rassen könnten jedoch ein Grund dafür sein, dass sich das Bild, Rassehunde seien grundsätzlich häufiger krank als Mischlingshunde, gemeinhin durchgesetzt hat. Denn bei Mischlingen ist es deutlich schwieriger, statistisch auswertbare Daten zu bestimmten Krankheitsbildern zu bekommen als bei rassespezifischen Auswertungen.

Dass aber auch Mischlinge eine Veranlagung für bestimmte Erkrankungen besitzen können, erläutert Tierärztin Astrid Behr an einem Beispiel: "Im Moment ist es sehr modern, den Pudel mit anderen Hunderassen zu kreuzen. Daraus resultieren gezüchtete Mischlinge, die dann als sogenannte Designerhunde teuer verkauft werden. Eine aktuell sehr beliebte Mischung ist zum Beispiel die aus Toypudel und Malteser - der sogenannte „Maltipoo“. Sowohl Pudel als auch Malteser leiden jedoch an der Patellaluxation – eine Kniescheibeninstabilität, die das Rausspringen der Kniescheiben zur Folge hat. Wenn zwei Rassen mit solchen Veranlagungen verpaart werden, kann der daraus gezüchtete Mischlingshund genau dieselbe Anfälligkeit haben."

Zusammenfassend lässt sich daher schlussfolgern: Rassehunde sind weder gesünder noch krankheitsanfälliger als Mischlingshunde. Der grundsätzliche Unterschied besteht darin, dass durch eine verantwortungsvolle Zucht das Risiko für bekannte rassetypische Erbkrankheiten minimiert werden kann. Bei Mischlingen lässt sich hingegen gar nicht vorhersagen, wie hoch das Risiko für den Hund ist, an einem bestimmten Leiden zu erkranken.

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