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Vermittlungsstop Hund, Katze und Co. sind keine Weihnachtsgeschenke - Tierheime reagieren

Jack Russell Terrier unter dem Weihnachtsbaum
Wer sich einen Hund anschaffen möchte, sollte diese Entscheidung in Ruhe treffen und nicht auf die Schnelle zu Weihnachten
© K. Thalhofer / Fotolia
Ein lebendiges Weihnachtsgeschenk mag entzückend sein. Gerade im Pandemie-Jahr war die Nachfrage nach Haustieren groß. Doch zu selten wird dabei an die Konsequenzen gedacht. Tierheime versuchen nun dem Problem entgegen zu wirken und verhängen vor Weihnachten einen Vermittlungsstop

Auch wenn es ein romantischer Gedanke sein mag, die Liebsten zu Weihnachten mit einem Hund oder einer Katze zu überraschen, bedeutet es für die Tiere selbst Stress und führt oftmals zu einem bösen Erwachen nach den Feiertagen.

Dann wenn der Hund nicht den ganzen Tag allein sein kann, die Katze an die Wände geht oder das Kind nicht wie ausgemacht den Kanninchen-Stall säubert, werden die lebendigen Geschenke schnell zur Last und zurückgebracht oder gar ausgesetzt. Viele Tierheime in Deutschland reagieren auf diese Problematik inzwischen mit einem Vermittlungsstopp kurz vor Weihnachten.

Jedes Jahr startet das Tierheim Berlin ein groß angelegte Kampagne unter dem Motto "Tiere gehören nicht unter den Weihnachtsbaum". Die größte Auffangstation Europas mit über 1400 Tieren möchte so versuchen die Zahl an unüberlegten Geschenken zu minimieren.

"Tieren ein Zuhause zu geben bedeutet Verantwortung zu übernehmen. Oftmals über viele Jahre oder eben Jahrzehnte. Tiere haben eigene Bedürfnisse und sind kein Spielzeug. Die Aufnahme eines Haustiers muss sehr gut geplant werden, und alle Familienmitglieder müssen nicht nur einverstanden, sondern auch darauf vorbereitet sein. Als Geschenk eignen sich Tiere überhaupt nicht!", erklärt Eva Rönspieß, Vorstandsvorsitzende des Tierschutzvereins von Berlin.

Auch Claudia Hämmerling  vom Tierschutzverein für Berlin meint: "Der Entschluss, ein Tier zu halten, darf nicht leichtfertig getroffen werden – in den Entscheidungsprozess muss die ganze Familie einbezogen werden. Tiere sind Lebewesen mit Bedürfnissen und Gefühlen. Sie eignen sich nicht als Überraschungspakete."

Tierheime bundesweit reagieren

Doch nicht nur in Berlin reagieren Tierheime mit dem Vermittlungsstopp auf die hohe Anzahl an zurückgebrachten und ausgesetzten Tieren in vorangegangenen Jahren. In ganz Deutschland treffen Einrichtungen dieses Entscheidung und verweisen auf das neue Jahr.

So vermittelt der Hamburger Tierschutzverein ab dem 20. Dezember keine Tiere mehr bis nach Weihnachten. "Wir beteiligen uns nicht am Weihnachtsgeschäft mit Tieren, die als unüberlegte Geschenke herhalten müssen", so die Vorsitzende des Hamburger Tierschutzvereins Janet Bernhardt. 

Die Maßnahme zeigte an anderen Stellen bereits in Vorjahren Erfolge: In Bremen landeten beispielsweise nach den Feiertagen deutlich weniger ungewollte Katzen, Kaninchen oder Wellensittiche im Heim. Andere Häuser würden einen Vermittlungsstopp als nicht unbedingt notwendig ansehen, erläutert Lea Schmitz, Pressesprecherin des Deutschen Tierschutzbundes. Die meisten Tierheime prüften gründlich, an wen sie die Tiere vermitteln - unabhängig von der Jahreszeit.

Weihnachten ist kein guter Zeitpunkt für ein Tier

"Die Weihnachtstage sind nicht unbedingt der ideale Zeitpunkt, um ein Tier aufzunehmen. Denn in vielen Familien herrscht durch Gäste oder Abwesenheiten kaum Ruhe", erklärt Schmitz. Es sei elemtar, die Anschaffung eines Tieres mit allen beteiligten Personen durchzusprechen und sie in Ruhe zu treffen. Dazu gehöre auch darüber nachzudenken, wer auf das Tier im Urlaub aufpasse oder welches Familienmitglied welche Pflichten übernehmen könnte.

"Einige Tierheime berichten uns, dass sie einen klaren Zusammenhang zwischen der hohen Anzahl an zurückgegebenen und ausgesetzten Tieren in den Sommermonaten und Weihnachten herstellen können", sagt Schmitz. Die Sommerurlaube seien meist die erste Herausforderung bei jenen, die ein Tier geschenkt bekämen und sich nicht aktiv dafür entschieden hätten.

Insgesamt sei die Tiervermittlung im Corona-Jahr gut verlaufen. Die Nachfrage nach Hunden und Katzen sei sehr hoch gewesen. Dass es coronabedingt zu Einschränkungen im Besuchsverkehr kam, hat sich laut Tierschutzbund auf die Tiere ausgewirkt. "Sie sind ruhiger, entspannter", schilderte Schmitz. Zahlreiche Einrichtungen wollten die Einzeltermin-Regelung auch langfristig beibehalten.

Sorge bereitet den Tierheimen ein Rückgang an Spenden. Da Veranstaltungen wie Tage der offenen Tür, Feste oder Flohmärkte nicht stattfinden konnten, sei "ein Großteil der Einnahmen weggebrochen".

mit dpa

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