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Plastikverschmutzung In Sibirien schneit es Mikroplastik

Mikroplastik im Schnee
Betrachtung unter dem Mikroskop: Stark vergrößert sind die Mikroplastik-Partikel im Schnee gut erkennbar
© Siberian Microplastics centre of Tomsk State University (TSU)/Handout via REUTER
In verschiedenen Teilen Sibiriens entnommene Schneeproben bereiten russischen Forschern Sorge. Sogar in Proben aus den einsamsten und entlegensten Gebieten fanden sich Mikroplastik-Partikel

Russische Wissenschaftler der Universität Tomsk haben das Ausmaß der Plastikverschmutzung in Sibirien und die Rolle, die Luftströmungen und Niederschläge dabei spielen, genauer untersucht. Dazu begaben sich Forscher des Biologischen Instituts Ende 2020 auf eine Expedition und nahmen auf der rund 5000 Kilometer langen Route an verschiedenen Punkten Schnee- und Regenproben, wie sie auf der Webseite der Universität berichten.

Im zweiten Schritt analysierten sie die rund 20 Proben im Labor. Wie Reuters zuerst berichtete, fanden sich in vielen der genommenen Schneeproben Mikroplastik-Partikel - selbst in sehr einsamen und abgelegenen Regionen.

Die gesammelten Niederschläge enthielten vor allem Partikel synthetischer Kunststofffasern - was vermutlich auf das äußerst geringe Gewicht dieser Art Mikroplastik zurückzuführen sei, welches die Übertragung durch Luftmassen erleichtere, so die Wissenschaftler.

Zunahme von Mikroplastik ist ein globales Umwelt- und Gesundheitsproblem

"Es ist klar, dass nicht nur Flüsse und Meere dazu beitragen, Mikroplastik auf der ganzen Welt zu verteilen, sondern dass auch Böden, Lebewesen und sogar die Atmosphäre daran beteiligt sind", sagte Yulia Frank, wissenschaftliche Direktorin am sibirischen Mikroplastik-Zentrum der Universtität Tomsk, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Mikroplastik, das im Laufe der Zeit beim Zerfall größerer Plastikstücke entsteht, findet sich zunehmend in der Luft, in Nahrungsmitteln, im Trinkwasser und sogar bereits im arktischen Eis. Wissenschaftler befürchten, dass die Zunahme des globalen Mikroplastiks ein immer größeres Problem für die menschliche Gesundheit und das Leben im Meer darstellen könnte.

Die Biologen der Universität Tomsk wiesen in der Vergangenheit ebenfalls Mikroplastik im Verdauungssystem von Fischen nach, die in sibirischen Flüssen gefangen und untersucht hatten. Gelangten die Tiere in den Arktischen Ozean, würde es auch hier zu einer zunehmenden Mikroplastik-Verschmutzung kommen, so die Wissenschaftler.

"Sibirien ist in dieser Hinsicht noch weitgehend unerforscht - und das russische Interesse daran kommt im Vergleich zum Rest der Welt ausgesprochen spät", so Yulia Frank gegenüber Reuters.

In einem dritten Schritt wollen die Wissenschaftler die Schneeproben nun noch weiter analysieren, um zu verstehen, inwieweit Faktoren wie die Bevölkerungsdichte, die Nähe zu Straßen und andere menschliche Aktivitäten zur Verschmutzung durch Mikroplastik in den untersuchten Regionen beitragen.

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