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Ecuador Dieser Mann will den Regenwald retten – mit Fröschen

Carlos Zorrilla erntet Baumtomaten in seinem tropischen Garten. Der Umweltschützer versorgt sich weitgehend selbst
Carlos Zorrilla erntet Baumtomaten in seinem tropischen Garten. Der Umweltschützer versorgt sich weitgehend selbst
© Lucas Bustamante für GEO
Im Nebelwald von Ecuador kämpft der Umweltschützer Carlos Zorrilla seit 28 Jahren gegen die mächtigsten Bergbaukonzerne der Erde. Stets hat er gesiegt. Nun geht es um Millionen Tonnen Kupfer, das die Welt für die Energiewende braucht

Schon vor Sonnenaufgang zieht es Carlos Zorrilla in den Nebelwald, die Hüfte frisch operiert, der Gang noch etwas wackelig, doch der Wille ungebrochen wie stets. Tukane empfangen ihn mit aufgeregtem Kreischen. "Guten Morgen, Kumpane", grüßt er sie fröhlich.

In Gummistiefeln und auf einen Gehstock gestützt klettert der 72-Jährige die Pfade hinauf, die durch sein dicht bewachsenes Stück Land im Intag-Tal führen, 60 Kilometer nördlich von Ecuadors Hauptstadt Quito. Mehrere Hundert Hektar ist das Gelände groß, das meiste davon Urwald, so steil und undurchdringlich, dass selbst er noch nie einen Fuß hineingesetzt hat. "Terra incognita" nennt er es stolz.

Zorrilla steigt über einen klaren Bach und überwucherte Baumstämme. Er weist auf eine seltene Orchidee hin und auf einen Bau, in dem ein Ozelot lebt. Im Unterholz entdeckt er eine Gruppe tanzender Vögel, kleine rote Blitze im dichten Grün. Ein knallrotes Andenklippenvogel-Männchen umgarnt das Weibchen, andere Männchen fordern es heraus. Ein Naturspektakel, um sieben Uhr in der Früh. "Um das zu erleben, reisen Vogelfreunde 10.000 Kilometer weit und gehen tagelang auf Expedition", sagt Zorrilla. "Ich beginne meinen Tag damit."

Ecuadors wohl bekanntester Umweltschützer beobachtet auf seinem Land auch Brillenbären sowie viele Froscharten, die vom Aussterben bedroht sind. Die tropischen Anden sind die Heimat unzähliger endemischer Tier- und Pflanzenarten, ein einzigartiger Hotspot der Biodiversität.

Carlos Zorrilla lebt abgeschieden im Regenwald von Ecuador. In der Erde hier lagern große Vorkommen von Kupfer, Gold und anderen Metallen
Carlos Zorrilla lebt abgeschieden im Regenwald von Ecuador. In der Erde hier lagern große Vorkommen von Kupfer, Gold und anderen Metallen
© Lucas Bustamante für GEO

"Im Nebelwald wächst alles im Zeitraffer", sagt Zorrilla und zeigt auf die Wolkenschwaden, die in den Wipfeln hängen. "Hier an den regenreichen Westhängen der Anden, auf 1800 Meter Höhe, stellt die Flora Weltrekorde auf." Zorrilla macht eine kurze Kunstpause, dann fährt er fort: "Solange man sie noch lässt! Das alles ist bedroht – auch euretwegen!" Er registriert den skeptischen Blick und wartet die Nachfrage nicht ab: "Dies ist mein Land, aber die Rechte auf die Rohstoffe unter der Erdoberfläche hat der Staat vergeben."

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