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Pflanzenzucht Mit Muskatnote oder Zartbittergeschmack: Über die Vielfalt alter Apfelsorten

Zabergäu Renette Deutschland, 1885 Er wurde nicht gezüchtet, sondern zufällig entdeckt, am Ufer des Flüsschens Zaber, seinerzeit im Königreich Württemberg. Ein zimtbrauner Rost überzieht seine Fruchthaut, poliert und im richtigen Licht verleiht er dem großen Apfel güldenen Glanz. Im Mund verliert er leider von seinem Zauber: Das Fruchtfleisch ist zwar saftig, die Schale aber etwas pelzig, als würde man auf einer Kiwi mit Schale kauen. Kochen Sie ihn ein, zu Mus oder Kompott. Oder backen Sie einen goldenen Apfelkuchen
Zabergäu Renette Deutschland, 1885 Er wurde nicht gezüchtet, sondern zufällig entdeckt, am Ufer des Flüsschens Zaber, seinerzeit im Königreich Württemberg. Ein zimtbrauner Rost überzieht seine Fruchthaut, poliert und im richtigen Licht verleiht er dem großen Apfel güldenen Glanz. Im Mund verliert er leider von seinem Zauber: Das Fruchtfleisch ist zwar saftig, die Schale aber etwas pelzig, als würde man auf einer Kiwi mit Schale kauen. Kochen Sie ihn ein, zu Mus oder Kompott. Oder backen Sie einen goldenen Apfelkuchen
© William Mullan
Abseits der Supermärkte kann man bei Obsthöfen alte, schrullige, spritzige Apfelsorten kaufen. Im Gespräch erklärt Pomologe Eckart Brandt, worauf es bei ihrer Züchtung ankommt – und verrät, welchen Apfel er am liebsten isst

Die prallbackigen Früchte sind das beliebteste Obst hierzulande: Die Deutschen verspeisen jedes Jahr pro Kopf etwa 60 frische Äpfel, fast doppelt so viel wie Bananen. Im Alten Land vor Hamburg, dem größten zusammenhängenden Obstanbaugebiet Europas, kämpft der Pomologe Eckart Brandt dafür, dass das so bleibt. Er sammelt alte Apfelsorten und rettet sie vor dem Aussterben und Vergessen.

GEO: Mehr als eine Million Tonnen im Jahr – warum essen wir Deutschen so viele Äpfel?

Eckart Brandt: Uns blieb ja lange Zeit gar nichts anderes übrig, wenn wir Obst wollten! Vom gemäßigten Klima und den Bodenbedingungen her wachsen Äpfel hier am besten. Wir können nicht sagen, ach, machen wir doch lieber Birnen wie in Frankreich. Das würde von der Witterung her nicht passen, dazu ist es hier einfach nicht warm genug. Wir sind mit dem Apfel verheiratet und haben das Beste daraus gemacht.

Knobbed Russet England, 1820 Diese Exzentriker geben rein gar nichts auf ihr Aussehen. Knobbed Russets sehen am Baum auch mal wie Frösche aus, einige erinnern an sehr alte Kartoffeln oder an den ewig schlecht gelaunten 80-jährigen Nachbarn. Gut verkäuflich sind sie nicht, man schließt ja vom Äußeren auf das Innere. Was schade ist: Die schrumpeligen Äpfel schmecken durchaus süß, nussig und leicht sauer. Stellen Sie sich Maronen mit Orangensoße vor, das trifft es gut
Knobbed Russet England, 1820 Diese Exzentriker geben rein gar nichts auf ihr Aussehen. Knobbed Russets sehen am Baum auch mal wie Frösche aus, einige erinnern an sehr alte Kartoffeln oder an den ewig schlecht gelaunten 80-jährigen Nachbarn. Gut verkäuflich sind sie nicht, man schließt ja vom Äußeren auf das Innere. Was schade ist: Die schrumpeligen Äpfel schmecken durchaus süß, nussig und leicht sauer. Stellen Sie sich Maronen mit Orangensoße vor, das trifft es gut
© William Mullan

Wir haben uns erst einmal mit den klimatischen Bedingungen zufriedengegeben. Aber ist da auch Liebe?

Ein bisschen schon. Ende des 19. Jahrhunderts wurden mindestens 4000 Apfelsorten in Deutschland beschrieben, vermutlich waren es sehr viel mehr. Fast alles Zufallskreuzungen, entstanden aus weggeschmissenen Apfelresten. Bei solch einer erschlagenden Vielfalt konnte jeder einen Apfel nach seinem Geschmack finden. Die Leute haben die Äpfel schließlich nicht nur roh gegessen. Sie machten Dörrobst aus ihnen, konservierten sie in Essig, kochten sie süß oder sauer ein, um durch den Winter zu kommen.

Bei dieser riesigen Vielfalt: Können Sie sich für einen Apfel entscheiden?

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