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Astronomie Die Jagd nach Planet 9

Künstlerische Darstellung eines möglichen neunten Planenten
So stellen sich Wissenschaftler den neunten Planeten unseres Sonnensystems vor: bläulich wie der Neptun, zehnmal größer als die Erde
© Caltech/R. Hurt (IPAC)
Unfassbar weit draußen umkreist ein neunter Planet die Sonne. Er ist ein Eisriese, er braucht 20.000 Jahre für einen Umlauf, und kein Teleskop hat ihn bislang entdeckt. Aber er muss da sein, sagen Forscher. Weil ohne ihn die chaotische, wundersame Geschichte unseres Sonnensystems unvollständig bliebe

Mike Brown ist am Rand unseres Sonnensystems unterwegs. Dort jagt er erfolgreich eisige Welten. Die größte, die er bislang gefunden hat, nannte er Eris, nach der griechischen Göttin der Zwietracht. Und mit Eris hat er dazu beigetragen, Pluto aus der Planetenfamilie zu verstoßen und zum Zwergplaneten zu degradieren. Bei Twitter firmierte er seither unter @plutokiller. Brown kommt in Shorts und Sandalen ins Büro. Er gibt sich gern leger, aber er ist gleichzeitig besessen, besessen von seiner Wissenschaft.

Konstantin Batygin wirkt mit seiner Igelfrisur und seinen roten Wangen im runden Gesicht sehr jungenhaft. Er ist ein Mathe-Virtuose, der die Gesetze der Himmelsmechanik beherrscht wie wenige andere. In der Band The Seventh Season spielt er auf der Gitarre Rock im Stil der 1970er-Jahre.

Brown ist 51, Batygin 30 Jahre alt. Gemeinsam sind sie die perfekte Kombination: der brillante astronomische Beobachter und der famose Rechenkünstler. Ein bisschen wie das Duo Tycho Brahe und Johannes Kepler: Der Däne Brahe lieferte die Beobachtungsdaten, Kepler formulierte mit ihrer Hilfe seine revolutionäre Theorie der Planetenbewegungen.

Brown und Batygin forschen am California Institute of Technology in Pasadena, nördlich von Los Angeles, einer kleinen, aber feinen Universität. Ihre Büros liegen auf demselben Flur, nur wenige Türen auseinander. Was ihnen in den vergangenen Jahren sehr zupasskam. Denn sie waren einer großen Sache auf der Spur.

Schlummert eine Sensation am dunklen Rand des Sonnensystems?

Im Januar 2016 rückten sie erstmals mit ihren Erkenntnissen heraus. Brown und Batygin behaupteten, dass weit draußen jenseits der Bahn des Neptuns – bislang unerkannt – ein neunter Planet seine Bahn um die Sonne zieht. Seither ist die Planetenforscherszene in hellem Aufruhr. Im April 2024 haben die beiden nachgelegt, haben weitere Belege für einen Planeten präsentiert. Bald könnte sich die Schlinge für den Planeten zuziehen.

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