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Libanon Die Zugvögel kommen. Und die Jäger warten schon

Bei Arida, an der Grenze zu Syrien, hält ein Mann diesen Kranich gefangen. Die Naturschützer vermuten: als Lockvogel. Sehen vorbeiziehende Schwärme den Artgenossen, halten sie den Ort für einen Rastplatz und landen – in der Falle
Bei Arida, an der Grenze zu Syrien, hält ein Mann diesen Kranich gefangen. Die Naturschützer vermuten: als Lockvogel. Sehen vorbeiziehende Schwärme den Artgenossen, halten sie den Ort für einen Rastplatz und landen – in der Falle
© David Chancellor
Zugvögel aus halb Europa fliegen zweimal im Jahr über den Libanon, wo Jäger sie abschießen, in Netzen fangen und verstümmeln. Wie lassen sich Arten schützen in einem schwer bewaffneten Land, das seinen Gemeinsinn verloren hat?

Sie kommen. Schwärme von Störchen gleiten über das Tal, Hunderte Vögel. Und sie werden erwartet.

Es beginnt zu regnen. Die Wolken sinken tiefer und tiefer und zwingen die Störche nach unten. Sie landen in Baumwipfeln, auf den Wiesen und Hügeln rund um das Dorf Miryata. Direkt vor den Füßen ihrer Feinde.

Schüsse krachen von allen Talseiten gleichzeitig. Junge Männer in Jeans und Kapuzenpullover feuern mit Schrotgewehren in die Vogelgruppen. Panisch flattern Störche hoch, fliegen ein Stück, landen wieder. Die Männer springen in einen Kastenwagen, jagen den Vögeln hinterher. Immer mehr Autos und Jeeps preschen die Hügel hinauf und an Feldrändern entlang. Ein Greis im Rollstuhl und Kinder aus dem Dorf verfolgen das Spektakel, sehen die Störche vom Himmel taumeln.

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