Zunächst ist da nur die Wolke. An einem strahlenden Pfingstsonntag, am 8. Juni 1783, erscheint sie gegen neun Uhr am nördlichen Firmament: ein Koloss, geballt aus schwarzen Teilchen, die sich zu Boden senken, wie eine Haut die Erde bedecken. Sie verdüstert den blauen Himmel, stürzt Häuser am hellen Tag in tiefe Nacht, taucht Berge, Weiden und Schafe in feindseligen Schatten. Bald darauf zieht sie nach Nordosten ab ins Landesinnere.
Jón Steingrímsson, 54 Jahre alt und Pfarrer im Dorf Kirkjubæjarklaustur im Süden Islands, kurz "Klaustur" genannt, sieht die Wolke auf dem Weg zu seiner Kirche. Den Pfingstgottesdienst kann er noch ohne Zwischenfälle feiern. In der Nacht aber spürt er, wie die Erde bebt. Und er setzt sich hin und schreibt ein Tagebuch. Einen Bericht über die unerhörten Ereignisse, die von nun an zwei Jahre lang sein Leben auf den Kopf stellen werden – und das von Millionen Bewohnern der nördlichen Erdhalbkugel.