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von GEO EPOCHE

Vulkanausbruch 1783 Das Verderben aus der Tiefe: Wie der Ausbruch der Laki-Krater zum Drama für Island und Europa wurde

Auf einer Strecke von fast 30 Kilometern schießen 1783 die vulkanischen Fontänen eng aneinandergereiht empor (heutiges Foto der erkalteten Kraterringe). Wenige Regionen der Erde erleben mehr Eruptionen als Island, das auf der Grenze zweier tektonischer Platten liegt
Auf einer Strecke von fast 30 Kilometern schießen 1783 die vulkanischen Fontänen eng aneinandergereiht empor (heutiges Foto der erkalteten Kraterringe). Wenige Regionen der Erde erleben mehr Eruptionen als Island, das auf der Grenze zweier tektonischer Platten liegt
© Ingo Oeland / Alamy Stock Photo
Im Sommer 1783 bricht die Erdkruste im Süden Islands auf: Weit mehr als 100 Krater beginnen infernalisches Feuer zu speien. Lavaströme, Aschewolken und giftige Gase verwüsten die Insel, töten Menschen und Tiere. Und bringen bald Leid und Verheerung über einen großen Teil der Nordhalbkugel. In seinem Tagebuch versucht der Pfarrer einer Dorfkirche, das Weltdrama aus der Nähe in Worte zu fassen

Zunächst ist da nur die Wolke. An einem strahlenden Pfingstsonntag, am 8. Juni 1783, erscheint sie gegen neun Uhr am nördlichen Firmament: ein Koloss, geballt aus schwarzen Teilchen, die sich zu Boden senken, wie eine Haut die Erde bedecken. Sie verdüstert den blauen Himmel, stürzt Häuser am hellen Tag in tiefe Nacht, taucht Berge, Weiden und Schafe in feindseligen Schatten. Bald darauf zieht sie nach Nordosten ab ins Landesinnere.

Jón Steingrímsson, 54 Jahre alt und Pfarrer im Dorf Kirkjubæjarklaustur im Süden Islands, kurz "Klaustur" genannt, sieht die Wolke auf dem Weg zu seiner Kirche. Den Pfingstgottesdienst kann er noch ohne Zwischenfälle feiern. In der Nacht aber spürt er, wie die Erde bebt. Und er setzt sich hin und schreibt ein Tagebuch. Einen Bericht über die unerhörten Ereignisse, die von nun an zwei Jahre lang sein Leben auf den Kopf stellen werden – und das von Millionen Bewohnern der nördlichen Erdhalbkugel.

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