Bei der Vielzahl an Streamingdiensten fällt es schwer, den Überblick zu behalten. Ein normales Netflix-Abo kostet beispielsweise aktuell 13,99 Euro. Dafür gibt es jede Menge Serien und Filme. Wer das günstiger haben will, hat seit November 2022 die Option, ein werbefinanziertes Abo abzuschließen. Bereits ein Jahr darauf kündigte der Streamingdienst an, die Möglichkeiten weiter ausbauen zu wollen, um mehr Werbeplätze zu schaffen.
Mit dem neuen Basis-Abo mit Werbung für knapp fünf Euro im Monat, das zu Beginn dieses Jahres eingeführt wurde, soll aber noch nicht Schluss sein. Das sind zumindest die Ergebnisse einer Recherche des Wirtschaftsmagazins „Bloomberg“. Dem Bericht zufolge könnte es möglicherweise Netflix gratis geben. Dieses Dumping-Angebot hätte natürlich einen Haken.
Netflix-Abo: Angeblich Freemium-Modell geplant
In der Werbe-Branche brodelt die Gerüchte-Küche: Anscheinend diskutiert man beim Streaminggiganten aus Kalifornien über die Einführung eines kostenlosen Abo-Modells mit deutlich mehr Werbe-Einspielern als im bisherigen Basis-Abo. Doch ehe du dich zu früh freust: Ganz so bald wird es Netflix für lau nicht geben und wenn, dann auch nur für ausgewählte Märkte, wie Insider „Bloomberg“ im Rahmen des Werbebranchen-Treffens „Cannes Lions“ verrieten. Konkrete Pläne gebe es jedenfalls zurzeit nicht.
Doch wieso zieht Netflix es überhaupt in Erwägung, seine Inhalte kostenlos anzubieten? Das klären wir gleich. Zuvor noch eine kurze Frage an dich:
Ähnlich wie YouTube und Spotify würden die Kunden bei solch einem Modell die Wahl haben zwischen einem Gratis-Angebot mit Werbeclips und einer Abo-Premium-Version ohne lästige Unterbrechungen. Mit einem Freemium-Modell wolle die Plattform, so hieß es im Rahmen des französischen Festivals, attraktiver für Werbetreibende werden.
Amazon Prime Video, Disney Plus und Co.: Streamingdienste buhlen um Neu-Abonnenten
Für einen kurzen Zeitraum hatte Netflix solch eine kostenlose Variante in Kenia getestet, diese aber im vergangenen Jahr eingestellt. Doch anscheinend werden diese Pläne laut Insidern in Cannes wieder aufgenommen. Im Gespräch dafür seien einige ausgewählte Märkte in Europa und Asien. Auf Anfrage von WELT wollte Netflix DACH die Gerüchte weder bejahen noch dementieren.
Amazon geht in Sachen Werbung zumindest andere Wege:
Der 1997 gegründete Video-on-Demand-Dienst Netflix würde damit einen anderen Weg bestreiten als seine Konkurrenten. Zwar betreibt Amazon gemeinsam mit der Online-Datenbank IMDb das Portal „Freevee“, wo ausgewählte Serien und Filme kostenlos und mit Werbeinhalten zu sehen sind. Auf dem hauseigenen Streamingdienst Amazon Prime Video sind zahlungswillige Abonnenten seit Februar 2024 allerdings gezwungen, Werbeunterbrechungen zu ertragen. Es gibt schlichtweg keine anderen Abo-Optionen. Das Einverständnis der Bestandskunden wurde vorab nicht eingeholt.
Gegen dieses Vorgehen hat die Verbraucherzentrale bereits eine Sammelklage eingereicht. Für die haben sich bislang 18.500 Amazon-Prime-Video-Kunden registriert.
Disney Plus hingegen bietet bislang, ähnlich wie Netflix, sowohl ein vergünstigtes Abo mit Werbung als auch ein teureres ohne Werbeinhalte an. Laut Bloomberg-Angaben würden in den USA bereits gut drei Viertel aller Abonnenten sich für die günstigere Werbevariante entscheiden.
Doch wieso könnte ein gratis Angebot für Netflix lukrativ sein?
Die Antwort ist simpel: weil es mehr Neukunden generieren würde. Gleichzeitig wächst damit die Anzahl der potenziell mit Werbung zu erreichenden Menschen und mehr Werbung wird auf dem Streamingdienst geschaltet. So kann Netflix seinen Umsatz mit Werbung erhöhen. Der scheint nämlich bislang ein wenig hinter den Erwartungen zurückzubleiben, wie „Bloomberg“ berichtet. Nur gut 400 Millionen US-Dollar generierte der Streamingdienst auf diese Weise.
Zum Vergleich: Disney Plus generierte etwa 8,7 Milliarden, YouTube sogar gut 13 Milliarden US-Dollar durch Werbung. Zwar verkündete Netflix Co-CEO Greg Peters im Januar noch, man mache „gute Fortschritte“ in Sachen Werbung. Das Wachstum scheint jedoch nicht zufriedenstellend zu sein. Von den 40 Millionen aktiven Nutzern nutzt nur ein geringer Teil das Werbe-Angebot, gleichzeitig sinkt die Wachstumsrate an Neukunden.
Vor allem in Ländern wie Deutschland, wo Werbeeinspielungen auch bei Streamingdiensten wie RTL+ oder Joyn üblich sind, und die Kunden sehr preissensibel sind, könnte sich ein Freemium-Modell auszahlen für Netflix. Wann und wo es allerdings ein Umsonst-Netflix geben wird, bleibt abzuwarten.
Ständig Werbeunterbrechung! Bleibst du gelassen oder raubt dir das den letzten Nerv? Schreib uns in den Kommentaren…