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Tee-Gourmets: Mariage-Frères-Präsident Kitti Cha Sangmanee (l.) und Firmenmitbesitzer Franck Desains, Spezialisten mit Savoir-faire
Tee-Gourmets: Mariage-Frères-Präsident Kitti Cha Sangmanee (l.) und Firmenmitbesitzer Franck Desains, Spezialisten mit Savoir-faire
Foto: Amiel / PhotoCuisine

Luxustee aus Frankreich Das ultimative Heißgetränk

Verrückt: Französische Teekultur schlägt die englische. Die Tee-Gourmets von Mariage-Frères spielen mit Darjeelings für 120 Euro per 100 Gramm in der obersten Genussliga.
Von Uschka Pittroff aus manager magazin 4/2021

Die Blättchen werden mit goldenen Scherchen und in Seidenhandschuhen geerntet, teils handrolliert in der Morgendämmerung auf weißen Seidentüchern. Sie heißen Yin Zhen Suprême und Neige de Jade – Preziosen von weißen Darjeelings für 120 Euro per 100 Gramm. Das französische Tee-Imperium Mariage Frères ist nicht nur wegen derlei Extravaganzen berühmt. Sondern weil die Brüder Henri und Édouard Mariage mit ihrem Importgeschäft der Grande Nation zu einem Kulturgut verhalfen: "Thé Français".

Der Firmenname steht seit offizieller Gründung 1854 für französische Teekultur. Der Wandel zum Luxushaus begann indes erst 1980, als die letzte Erbin, Marthe Cottin, einen würdigen Nachfolger suchte – und Kitti Cha Sangmanee fand. Der Thailänder, formal Präsident, ist ein Nerd. Mit genialischem Erfindergeist und Sensibilität für das Sujet ähnelt er französischen Kellermeistern, die Wein zur Blüte brachten. "Ich habe noch jedes Tabu verletzt", sagt er, "weißen mit grünen und grüne mit schwarzen Tees gemischt. Noch nie habe ich eine Assemblage erstellt, die jedermann gefallen soll. Ich komponiere nur für mein eigenes Vergnügen."

Das kommt an: Rund 1000 Sorten und Mischungen aus über 35 Ländern sind in über 60 Dependancen weltweit (darunter Hamburg und Berlin) erhältlich. Das Stammhaus, zugleich Teesalon samt Museum, steht im Marais: Kolonialstilkulisse voll nostalgischer Dosen, Geschirraccessoires und allerlei Wundersamem. Bestseller wie Marco Polo, Pleine Lune und Esprit de Noël kosten rund zehn Euro pro 100 Gramm. Damit die auch heil zu Hause ankommen, werden sie natürlich nicht in ordinäre Tüten gestopft. Feines Musselin darf es für das Teeblattgold schon sein.

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