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Watches Jäger & Sammler

Der Sammler, der seine Uhr selbst bauen lässt

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Unverwechselbares Gesicht, verliehen von einem Musiker: Audemars Piguet „Royal Oak Ewiger Kalender John Mayer”
Quelle: Audemars Piguet
Die meisten kennen John Mayer als Songwriter. Dass er ein leidenschaftlicher Uhrensammler ist, wissen die wenigsten. Seine Meinung wird von Connaisseuren ebenso wie von den Manufakturen beachtet. Passend dazu stellt er nun seine Kooperation mit Audemars Piguet vor.
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Es ist noch gar nicht so lange her, da galt das Sammeln von mechanischen Uhren als Hobby, das meist leicht exzentrischen Gentlemen vorbehalten war. Es war eine überwiegend im stillen gelebte Passion – und bekannte man sich dennoch zu dieser Leidenschaft, so blickte man vornehmlich in ratlose Gesichter. Der Singer-Songwriter John Mayer hat die Popularität von mechanischen Zeitmessern sicherlich nicht im Alleingang beflügelt. Aber er ist heute einer der prominentesten Sammler der Welt.

Sein Wort hat ebenso Gewicht wie sein Stil. Kürzlich präsentierte Mayer in Mailand seine Kooperation mit Audemars Piguet. Die „Royal Oak Ewiger Kalender John Mayer“ ist limitiert auf 200 Exemplare, dazu erhält der Star ein mit Edelsteinen auf der Lünette verziertes Einzelstück – das war sicherlich der Höhepunkt eines langen Sammlerweges. Unter Enthusiasten weiß man schon lange von seiner Leidenschaft. Aber was genau macht Mayer zum Posterboy der Uhren-Industrie?

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Mann und Werk: Die „Royal Oak Perpetual Calendar John Mayer” ist auf 200 Stück limitiert
Quelle: Audemars Piguet


Als Musiker hat es der Amerikaner mit seiner Mischung aus Blues, Country und Rock vielleicht nie in die allererste Reihe des Showgeschäfts geschafft, aber er hat sich für den kommerziellen Erfolg auch nie verdreht. Als Singer-Songwriter und Gitarrist genießt er einen hervorragenden Ruf, und genau wie die Liebe zur Musik ist die Liebe zur Horologie für den 46-Jährigen eine alles überdauernde Liaison, die er nun schon seit Jahrzehnten pflegt. Die Beziehungen mit Jennifer Aniston, Jessica Simpson und Katy Perry mögen gescheitert sein, die Uhren aber sind ihm immer geblieben. Bereits in den frühen 2000ern sammelte Mayer Rolex-Modelle, dabei machte er auch er schlechte Erfahrungen. So erwarb er für einige Millionen Dollar Vintage-Modelle, die sich im Nachhinein als Replica herausstellten. Einige Uhren wurden ihm auch gestohlen.

Kurz: Mayer zahlte viel Lehrgeld, aber er sammelte auch Erfahrungen und beschäftigte sich mit Rolex, Patek Philippe und Audemars Piguet schon Jahre bevor Uhren zum ultimativen Status-Symbol wurden. Das verleiht Mayer eine hohe Glaubwürdigkeit. Zudem scheut er sich nicht davor, auch die exklusivsten seiner Zeitmesser auf der Bühne zu tragen. Und wenn ihn etwas in der Uhrenwelt stört, dann sagt er es hörbar.

Was Mayer wohl zu diesen Uhren sagen würde

John Mayers Passion beschränkt sich dabei nicht auf eine einzelne Manufaktur. IWC beispielsweise hat einen großen Platz in seinem Sammlerherzen, insbesondere das Modell „Big Pilot“, die Mayer in zig Varianten besitzt, und als die wohl beste neue Uhr der 2000er-Jahre bezeichnet. Mit ihrem üppigen Durchmesser lässt sie sich auf Tour obendrein gut auf dem Hotel-Nachttisch aufstellen, und ersetzt dort für ihn – ordentlich Leuchtmasse auf Zeigern und Zifferblatt sei Dank – unansehnliche Reisewecker.

In einem im Uhren-Online-Magazin „Hodinkee“ erschienenen offenen Brief schrieb Mayer 2015 dann aber nicht nur über seine große Liebe zur IWC, sondern auch darüber, warum die Marke ihn nicht mehr so sehr berührte wie früher: „An ihrer Stelle war auf einmal ein Unternehmen, das mich manchmal mehr an eine Hotelkette als an eine Uhren-Manufaktur erinnerte.“ Mayer tadelte die neue Designsprache, bat darum, nicht alles verchromt-hochglanz zu polieren, und Authentizität zur stärksten Werbewaffe zu machen, statt unzählige mehr oder minder prominente Freunde des Hauses auf Events einzuladen.

Der Celebrity-Sammler Mayer positionierte sich also gegen das gängige Werbekonzept mit Markenbotschaftern, deren Loyalität nicht einer bestimmten Marke oder einem Handwerk, sondern vor allem dem eigenen Kontostand gilt. Stattdessen bekennt er sich ganz ohne vertragliche Verpflichtungen zu seinem geliebten Hobby und den von ihm geschätzten Marken. So wurde er zu einer Stimme, die von Sammler ebenso beachten wie Manufakturen, und die gerade im wichtigen US-Markt an Bedeutung gewinnt.

Schön gelb: Mayer verhalf der Rolex „Cosmograph Daytona“ mit grünem Blatt in Gold zu großer Popularität unter Sammlern
Schön gelb: Mayer verhalf der Rolex „Cosmograph Daytona“ mit grünem Blatt in Gold zu großer Popularität unter Sammlern
Quelle: ©Rolex/Rolex

Soziale Medien und die damit verbundene Flex-Culture haben der Uhrenbranche in den vergangenen Jahren viel Gratis-Aufmerksamkeit beschert. Der Wrist-Shot vor dem Lenkrad eines möglichst kostspieligen Sportwagens? Ist längst ein Klassiker der Instagram-Welt. John Mayer hat diese Kraft der Online-Medien früh erkannt – wenn auch mit ganz anderer Klasse. Besonders eng ist schon seit Jahren seine Verbindung zum bereits erwähnten Online-Magazin “Hodinkee“. Hier ist er eine Art prominenter Gast-Autor, und hier zeigt er 2013 in einem Video erstmals seine private Sammlung.

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Und in einem weiteren Video präsentiert er 2019 dort seine gelbgoldene Rolex Daytona mit grünem Zifferblatt, und erklärt, warum er genau dieses Modell – edelmetallen mit farbigem Zifferblatt – für ein absolutes Sammlerstück hält, das im Schatten der Präsentation der neuen Stahl-Daytona im Jahr 2016 quasi unbeachtet geblieben sei. Die Folge dieser prominenten Einzelmeinung: Ein guter Teil der Sammlerwelt findet seine Argumentation schlüssig, der Preis auf dem Zweitmarkt für besagtes Modell explodiert, und ihr Spitzname lautet seitdem „die John Mayer“.

LOS ANGELES, CALIFORNIA - SEPTEMBER 19: Ed Sheeran and John Mayer perform during the Heart and Armor Foundation benefit concert at The Wiltern on September 19, 2023 in Los Angeles, California. (Photo by Timothy Norris/Getty Images)John Mayer Performs At The Wiltern
Sammler unter sich: John Mayer 2023 auf der Bühne mit seinem Musikerkollegen Ed Sheeran
Quelle: Getty Images Entertainment/Getty/Getty Images

Es sind Beiträge und die Nachwirkungen wie diese, die Mayers Ruf als Uhren-Kenner zementiert haben. Dass es heute diverse prominente Uhren-Begeisterte gibt? Muss Mayer nicht stören, er war schon früher da, und hat als Sammler bereits überzeugt, wo andere Stars vielleicht eher Käufer und Selbstdarsteller denn Sammler sind.

Er ist zudem der Go-To-Guy für andere US-Celebrities, wenn diese Rat in horologischen Dingen suchen. Auch ein weiteres „Hodinkee“-Gespräch mit dem ebenfalls sehr ernsthaft sammelnden Pop-Star Ed Sheeran ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert: Da sprechen zwei Uhren-Verrückte über ihre Leidenschaft, zeigen nebenher einige der wertvollsten und begehrtesten Zeitmesser der Welt, und sind einerseits mit ihrer Sehnsucht maximal sympathisch, weil extrem nahbar.

Gleichzeitig stammen die beiden dann noch aus einer ganz eigenen Welt, in der Uhren erworben und Einzelstücke beauftragt werden, indem man den Vorstandsvorsitzenden der jeweiligen Marke direkt anruft. So darf man sich dann auch die ungefähre Entstehung der Audemars Piguet „John Mayer“ vorstellen.

Dem Vernehmen nach bat der Sänger um ein Einzelstück. Ein Ewiger Kalender im Gewand der „Royal Oak“ sollte es sein, mit einem Zifferblatt, das sehr an die Referenz 25654 aus den 1990er-Jahren mit ihrem im toskanischen Stil gehämmerten Zifferblatt erinnert. Dann aber war die Herstellung doch noch einmal um einiges komplexer – und das Blatt erinnert nun an eine blaue Kristalllandschaft mit erstaunlicher Tiefe.

Wichtig war ihm auch der Verzicht auf die sonst übliche rot gefärbte 31. auf dem Unterzifferblatt für die Datumsanzeige beim Serienmodell. Bei Audemars Piguet ist man bis heute begeistert von der Detail-Besessenheit und Produktkenntnis ihres berühmten Kunden, erkannte aber schnell, dass die Entwicklung eines solchen Blattes und des dafür benötigten Stanzwerkzeuges einerseits sehr kostenintensiv ist, und dass der Name John Mayer andererseits ein ziemlich genialer Absender für eine weitere Limited Edition.

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Das Werk mit Ewigem Kalender wird für John Mayers Sonderedition von Audemars Piguet zum letzten Mal verbaut
Quelle: Audemars Piguet/Diode SA - Denis Hayoun

Immerhin beherrscht kaum eine Manufaktur das Spiel mit popkulturellen Trends so gut wie Audemars Piguet. Das Ergebnis ist ein Modell, dass optisch eindrucksvoll ist, und in dem das eigentlich alte Kaliber 5134 ein letztes Mal gewürdigt werden soll. Eines der 200 Exemplare zu erwerben, dürfte nur den besten Kunden des Hauses möglich sein. Und John Mayer? Der hat es geschafft, er trägt nun den Fantasietitel „Creative Conduit“ von Audemars Piguet, was man als kreativen Beirat übersetzen kann; als einen, der seine Ideen und Eindrücke zum Wohle des Unternehmens einbringt.

Aus Audemars-Piguet-Sammler-Sicht geht es kaum größer. Was er als Sammler von den Manufakturen erwarte, wurde der Musiker in Mailand bei der Vorstellung seines Modells noch gefragt. Er antwortet, dass die Hersteller ihre besten Kunden weiter herausfordern sollen. Also nichts produzieren, was nur gefällig daherkommt; eine typische John-Mayer-Antwort, über die man erst einmal nachdenken muss. Die also genau das erfüllt, worum es dem Amerikaner geht.

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