Fisher: Ja, viel dreht sich ums Geld, weil die Vorteile langfristig wirken, die Kosten aber unmittelbar anfallen. In Norwegen hat der Staat dafür gesorgt, dass die Nutzung von E-Autos nicht nur die einfachste, sondern auch die günstigste Alternative ist. Inzwischen liegt der Anteil bei den Neuzulassungen bei über 90 Prozent.

ZEIT: Die deutsche Debatte um die Wärmepumpen hat viele Menschen verärgert. Sorgt gute Politik andersherum dafür, dass die Unterstützung für Klimaschutz steigt?

Fisher: Es fällt auf, wie wenig Menschen über positive Beispiele und Erfolge wissen. Die Menschheit hat ein Ozonloch geschlossen und wichtige Beschlüsse zur Reduzierung von saurem Regen gefasst – und heute haben das viele vergessen. Wie auch sonst im Leben merken wir uns eher, wenn Dinge schiefgehen. Politik sollte das Bild immer wieder geraderücken.

ZEIT: Trotzdem bleibt der Eindruck, dass die Klimastimmung in Europa gekippt ist.

Fisher: Es gibt eine besorgniserregende Entwicklung. Debatten und Meinungsverschiedenheiten über Gesetzesvorschläge drehen sich zunehmend nicht mehr nur um die Sache, also zum Beispiel ob man ein Verbot von Gaskesseln will. Stattdessen wird alles schnell zu einer Frage von Identität. Menschen sehen sich zunehmend als Teil einer Gruppe und grenzen sich gegen andere Gruppen ab. Je mehr sich Gesellschaften in zwei Lager aufteilen, desto mehr wird Klimaschutz nur dem linken Lager zugeteilt. Das ist ein großes Problem, weil damit die Chance auf Konsens schwindet.

ZEIT: Und wie kommen wir da wieder raus?

Fisher: Es gibt Dinge, auf die sich alle Parteien einigen können: ein gutes Maß an Wachstum, niedrige Inflation und geringe Arbeitslosigkeit. Da geht es nur ums Wie. Das müssen wir auch für den Klimaschutz wieder erreichen. Teil dieses Prozesses besteht darin, grüne Energie als Frage von Sicherheit und Wohlstand zu betrachten und nicht nur abstrakt als Beitrag zum Erdklima. Energiesicherheit ist gut für jeden, niedrige Energiepreise sind gut für jeden, und beides spricht dafür, erneuerbare Energien auszubauen, statt fossile Brennstoffe zu importieren. Die britische Labour-Partei etwa argumentiert mittlerweile für grüne Energie fast ausschließlich mit Kosten- und Sicherheitsvorteilen.

ZEIT: Dann wird ja noch weniger über Klima gesprochen als jetzt gerade ...

Fisher: ... was etwas Gutes haben kann. Bei den britischen Wahlen diese Woche herrscht eine Art Grundkonsens, auch wenn die Konservativen mal davon sprechen, die grüne Wende verlangsamen zu wollen. Tatsächlich sind die britischen CO₂-Emissionen in den 14 Jahren unter konservativer Regierung immer weiter gesunken. Und wenn Klimagesetze erst einmal verabschiedet sind, wirken sie meistens ohne neue Beschlüsse. Selbst für den Fall, dass Donald Trump die Präsidentschaftswahlen in den USA gewinnt, scheint es möglich, dass ihm die Aufhebung des Inflation Reduction Act nicht gelingen wird. Und er somit weiterhin massiv saubere Energie fördert.