Fisher: Moment! Nur weil Bauern besorgt sind, wie sie ihren Hof mit strengen Pestizidvorschriften weiterführen können, heißt das nicht, dass ihnen das Klima egal ist. Tatsächlich leiden sie besonders unter Dürre und Überschwemmungen, weil es den Anbau erschwert und im schlimmsten Fall die Ernte zerstört. Von grüner Energie hingegen können Bauern stark profitieren. In Italien protestieren Landwirte jetzt gegen die Regierung, weil Georgia Meloni es erschwert, Solarflächen auf Äckern zu installieren.

ZEIT: Laut Ihrer Studie sagen 93 Prozent der Italiener, dass sie von ihrer Regierung stärkere Verpflichtungen zum Klimaschutz wollen – ein Rekordwert unter den Industriestaaten. Trotzdem haben sie eine rechtsextreme Partei gewählt, die fossile Energieprojekte unterstützt. Wie geht das zusammen?

Fisher: Nur weil man von linker Politik enttäuscht ist und hofft, dass die Rechte bessere Antworten auf diverse Probleme findet, ist man nicht automatisch gegen Klimaschutz.

ZEIT: Wäre es dann nicht logisch, wenn populistische Parteien das Thema für sich nutzen, statt es zum Hassobjekt zu machen?

Fisher: Da ist viel in Bewegung. Vor zehn Jahren haben noch viele rechte Stimmen den Klimawandel geleugnet oder jedenfalls den menschlichen Einfluss angezweifelt. Heute ist davon nicht mehr viel übrig, weil die Wähler die Erwärmung wahrnehmen und als Problem erkennen. Inzwischen geht es Populisten mehr darum, einzelne Gesetze infrage zu stellen.

ZEIT: Werden wir also demnächst erleben, dass sich Populisten für mehr Wind- und Sonnenenergie einsetzen?

Fisher: Schwer zu sagen. Die Zahlen zeigen, dass es in fast jedem Land der Welt eine enorme Unterstützung für Klimaschutzmaßnahmen gibt. Es ist wirklich erstaunlich. Trotzdem scheinen viele Politiker zu denken, die Unterstützung sei höchstens lauwarm. Sie haben Angst vor Protesten, wenn beispielsweise das Tanken teurer wird. Aber natürlich ist es absolut verständlich, Menschen wollen beides: billiges Benzin und Klimaschutz. Die ideale Lösung wäre, saubere Energie günstig bereitzustellen.

ZEIT: Ohne dass Tanken teurer wird, wird es aber nicht gehen.

Fisher: Das ist ein schwieriger Balanceakt. Als Politiker kannst du es dir nicht leisten, plötzlich sehr strenge Regeln einzuführen. Dann verlierst du die Macht, und deine Regeln treten nie in Kraft. Wie sehr so etwas schiefgehen kann, hat man bei der deutschen Debatte ums Heizungsgesetz gesehen. Klimaschutz darf Menschen nicht Probleme schaffen, die sie sonst nie hätten, und vor allem ärmere Menschen nicht zu den Verlierern machen. Ich sage nicht, dass man alles so lösen kann, dass alle glücklich sind. Aber es muss zumindest fair zugehen.

ZEIT: Also müssen wir darüber nachdenken, wie wir Klimaschutz gerecht finanzieren?