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Bierreport Wiederbräuer

Wie alte Biermarken auf den Markt zurückkehren

Verlorene Bierschätze: Mehr und mehr vergessene Brauerei-Marken werden wieder entdeckt. Verlorene Bierschätze: Mehr und mehr vergessene Brauerei-Marken werden wieder entdeckt.
Verlorene Bierschätze: Mehr und mehr vergessene Brauerei-Marken werden wieder entdeckt.
Vor mehr als 20 Jahren verschwand das Münchner Mathäserbrau von der Bier-Landkarte. Wie so einige verlorene Trünke ist es nun wieder zu haben. Bisweilen tauchen uralte Brau-Rezepte in Nachlässen auf.

Drei junge Männer aus Bayern, damals alle Mitte 20, lernen sich bei einem Auslandssemester in Boston kennen, werden dicke Freunde. Der Gründergeist, der in den USA herrscht, begeistert die angehenden Betriebswirte. Georg Schlederer ist zudem Braumeister, Maximilian Wagner und Justin Kögel sind ambitionierte Hobbybrauer, alle drei trinken gern Weißbier.

Zurück in Deutschland, lässt sie die Idee nicht mehr los, sich mit einem eigenen Bier selbstständig zu machen. Doch ein neues Craft-Bier am Markt zu platzieren, würde schwierig sein. Man müsste eine alte Biermarke wiederbeleben, überlegen sie sich, recherchieren im Internet – und haben Glück.

Das Münchener „Mathäserbräu“ war in den 1990er Jahren vom Markt verschwunden. „Die Marke war nicht mehr geschützt, wir konnten sie neu anmelden“, sagt Maximilian Wagner. Was er und seine beiden Mitstreiter auch umgehend taten, nachdem sie sich über die Geschichte der bayerischen Traditionsmarke informiert hatten.

„Kurt Eisner rief in der Mathäserbräu-Bierhalle am 7. November 1918 den Freistaat Bayern aus“, erzählt Wagner. Damit war den jungen Männern auch klar, dass sie bis zum runden Jubiläum mit ihrem Bier am Markt sein müssten.

Altes Rezept hatte fast zehn Prozent Alkohol

Sie waren schneller. Im Januar 2017 gingen sie mit ihrem Mathäserbräu an den Start, mittlerweile ist es in 180 Getränkemärkten in München und Umgebung zu haben. In November werde es zum Freistaat-Jubiläum einen Festakt mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Bundesinnenminister Horst Seehofer geben, „da sind wir wahrscheinlich auch mit dabei“, sagt Wagner.

Obwohl das Mathäserbräu, das der hauptberufliche Unternehmensberater Wagner und der Investmentbanker Kögel bei ihrem Kompagnon Georg Schlederer beim Wild-Bräu in Gräfing brauen lassen, nicht das Weißbier gleichen Namens ist, an das sich viele ältere Münchener noch erinnern.

Etikett von Mathäserbräu: Bavaria dankt dem Löwen der Brauerei für das Ende der Monarchie.
Etikett von Mathäserbräu: Bavaria dankt dem Löwen der Brauerei für das Ende der Monarchie.

Zwar habe man das uralte Original-Rezept in der Münchener Bierchronik gefunden, doch das habe fast zehn Prozent Alkohol gehabt. Deutlich zu viel für die Neuauflage des Traditionsbieres, entschied das Trio.

Was sie jetzt brauen, ist ein kräftiges Weißbier mit 5,1 Prozent Alkohol und „belegbarer Historie“. Und einem Etikett, das sie als Allegorie auf die Ausrufung des Freistaates Bayern haben gestalten lassen: Bavaria, die dem Mathäserbräu-Löwen für das Ende der Monarchie dankt.

Ein Helles aus der Kurpfalz

Auch bei der Braumanufaktur Welde in Plankstadt war es ein junger Betriebswirt, der die Wiedergeburt eines Traditionsbieres einleitete: Max Spielmann, designierter Nachfolger der in achter Generation familiengeführten Brauerei, fand im Nachlass seines Großvaters Wilhelm Spielmann ein Rezept, das wiederum noch von dessen Schwiegervater Hans Hirsch stammt.

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2016 erlebte das „Kurpfalzbräu Helles“, das bis in die 1960er-Jahre in der Rhein-Neckar-Region buchstäblich in aller Munde war, seine Renaissance. „Das ist auf tolle Resonanz gestoßen“, sagt Unternehmenssprecherin Susanne Schacht.

Abgefüllt in die braune Halbliter-Euroflasche, sei es mittlerweile in Getränkemärkten im Berliner Raum und in Hamburg ebenso gelistet wie in München oder Freiburg. Sicher habe ihnen auch der Trend zum „Hellen“ in die Hände gespielt, sagt Schacht. Unterm Strich sei das Kurpfalzbräu jedenfalls eine „echte Erfolgsgeschichte“.

Ebenso bewertet Alexander Köthe, Produktmanager bei der Hanseatischen Brauerei Rostock, die Wiederbelebung der Traditionsmarke M&O, benannt nach den Gründervätern der Brauerei Georg Mahn und Friedrich Ohlerich. Nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern, sondern bis nach Berlin sei die Retromarke im Handel vertreten.

„Wulle“ erobert die Spätis

In den Regalen der Händler und Spätverkaufsstellen der Hauptstadt hat auch „Wulle“ seinen festen Platz. Das 1971 vom Markt verschwundene und 2007 von der Dinkelacker Brauerei wiederbelebte helle Vollbier habe sich „von Anfang an gut entwickelt“, sagt Marketingleiter Stefan Feipel.

„Zwiebelschalenmäßig“ habe man sich aus dem baden-württembergischen Kernmarkt heraus entwickelt. „Und seit vorigem Jahr sind wir bei REWE gelistet“, sagt Feipel nicht ohne Stolz. Schließlich war er es, der vor elf Jahren, als er gerade frisch bei Dinckelacker angeheuert hatte, die Renaissance von Wulle auf den Weg brachte.

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