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  3. Bier: Der Niedergang des deutschen Nationalgetränkes - Warum es aus dem deutschen Alltag verschwindet

Wirtschaft Deutsches Nationalgetränk

Das Bier verschwindet aus dem deutschen Alltag

Wirtschaftskorrespondent
Quelle: Getty Images/The Good Brigade
Die Deutschen trinken immer weniger Bier, der Trend beschleunigt sich sogar. Die Gründe sind vielfältig. Tatsächlich sind Pleiten und Betriebsaufgaben bereits an der Tagesordnung. Der Verbandschef spricht von einem „rabenschwarzen Jahr“.
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Auf so viel Durst war Sonja Merz nicht vorbereitet. Rund 3000 dänische Fußballfans haben zum Auftakt der Europameisterschaft die Bier-Vorräte in ihrem „Biergarten im Schlossgarten“ in Stuttgart binnen weniger Stunden leer getrunken. „Das habe ich seit der WM 2006 nicht mehr erlebt“, berichtet die Wirtin in der Lokalpresse. In München ist Kneipen angesichts der Konsumfreude schottischer Fan-Gruppen zeitweise das Bier ausgegangen, etwa dem Café „Woerner’s“ am Marienplatz.

Nun steigen die Hoffnungen und Erwartungen von Gastronomen und Brauereien in Deutschland. „Die Europameisterschaft kann großes Potenzial bieten“, sagt Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes (DBB). Ein Sommermärchen könne es aber nur werden, wenn das Wetter mitspiele und auch die eigene Nationalmannschaft erfolgreich sei. Dann könne der Bierabsatz während des Turniers um einige Prozentpunkte höher liegen als sonst im Sommer üblich.

Quelle: Infografik WELT

Für Deutschlands knapp 1500 Brauereien würde das zumindest eine kleine Verschnaufpause bedeuten. Seit Jahren steckt die Branche in der Krise und verliert Absatz und Umsatz. 2023 wurden im Inland 84 Millionen Hektoliter Bier getrunken, meldet das Statistische Bundesamt. Das sind 4,5 Prozent weniger als im Vorjahr, selten gab es einen ähnlich heftigen Einbruch. Eichele spricht daher von einem „rabenschwarzen Jahr“. Zumal der Absatz damit noch unter dem der Corona-Jahre 2020 und 2021 lag, in denen Lockdowns für Kneipenschließungen und den Ausfall von zahlreichen Festen und Feiern gesorgt haben.

Sorgen bereitet der Branche vor allem der Langfrist-Trend. „Das Tempo der Marktverluste ist beunruhigend“, sagt Volker Kuhl, Geschäftsführer Vertrieb der Großbrauerei Veltins. Rund zehn Millionen Hektoliter seien im Jahrzehnt von 2007 bis 2017 verloren gegangen. „Danach ist die gleiche Menge in lediglich sechs Jahren verschwunden“, so Kuhl. „Für viele Brauereien wird die Luft jetzt zunehmend dünner.“ Zumal vielerorts Investitionen in moderne und umweltschonende Anlagen anstünden. „Diesen grünen Transformationsprozess können sich viele aber nicht leisten.“

Quelle: Infografik WELT

Tatsächlich sind Pleiten und Betriebsaufgaben bereits an der Tagesordnung. Quer durchs Land werden Betriebsstätten oder gleich ganze Unternehmen geschlossen. Hintergrund ist eine Gemengelage aus stark gestiegenen Kosten für Rohstoffe und Energie sowie für Logistik und Personal bei gleichzeitig rückläufigem Konsum und damit sinkenden Einnahmen.

„Die Kaufzurückhaltung der Verbraucher schlägt voll durch“, sagt DBB-Chef Eichele und verweist auf die lange Zeit hohe Inflation. Dazu komme ein ruinöser Preiskampf im Einzelhandel. Langfristig wirkt sich zudem aus, dass insbesondere jüngere Menschen weniger Alkohol trinken aufgrund eines gestiegenen Gesundheitsbewusstseins.

Quelle: Infografik WELT

Und auch der demografische Wandel macht sich bemerkbar, trinken ältere Menschen doch grundsätzlich weniger Bier. Steigend ist indes der Anteil alkoholfreier Biere. „Bald wird jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein“, sagt Eichele.

Ob der erhoffte EM-Effekt die Strukturprobleme im Gesamtjahr überdecken kann, muss sich noch zeigen. Der Brauer-Bund ist skeptisch. „Die Lage bleibt angespannt“, sagt Eichele. „Man muss ein großer Optimist sein, um für den Biermarkt Wachstumsraten auszurechnen.“ Und darauf hoffen, dass möglichst viele trinkfreudige Fans weiter auf Kneipentour bleiben.

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