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Das Haus, das Uhrmacherei und Juwelier-Kunst verbindet

Goldene Zeiten: Mit der „Polo“ setzte Piaget 1979 ein starkes Zeichen im Uhrenmarkt Goldene Zeiten: Mit der „Polo“ setzte Piaget 1979 ein starkes Zeichen im Uhrenmarkt
Goldene Zeiten: Mit der „Polo“ setzte Piaget 1979 ein starkes Zeichen im Uhrenmarkt
Quelle: Piaget
Vor 150 Jahren wurde im Schweizer Jura Piaget gegründet. Schon bald war man für seine präzisen Uhrwerke bekannt. In Genf richtete das Unternehmen noch ein Atelier für Schmuck ein. Eine bis heute einzigartige Symbiose.
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Wenn ein Uhren-Unternehmen 150 Jahre alt wird, ist es erlaubt, weiter ausholen, um zu zeigen, in welcher Tradition es steht. Von Johannes Calvin, dem asketisch-sittenstrengen Reformator, wird erzählt, dass er den Genfern zwar die Produktion von Goldschmuck als eitlem Tand ausredete, aber Uhren durchaus nützlich fand. Die Genfer richteten sich darin ein und spezialisierten sich: auf goldene Uhren.

Mit Auswirkungen auf die ganze Region: Die armen Bewohner des Schweizer Juras produzierten winters im Nebenerwerb Uhrwerke und feinmechanische Finessen, die sie, sobald die Pässe im Frühjahr schneefrei waren, in der Stadt verkauften. In einem dieser Dörfchen, La Côte-aux-Fées, richtete sich Georges-Édouard Piaget 1874 ein Atelier für hochpräzise Werke ein. In den folgenden Generationen wurde aus dem Werke- ein Uhrenhersteller, spezialisiert auf flache, elegante Modelle.

Yves Piaget verankerte die Marke ab den 1960er-Jahren im Jetset
Yves Piaget verankerte die Marke ab den 1960er-Jahren im Jetset
Quelle: Piaget

1959 konstruierte die Manufaktur das nur zwei Millimeter dicke Handaufzugskaliber 9P, im Jahr darauf gab es das mit 2,3 Millimetern weltweit flachste Automatikkaliber 12P zu sehen. Zur selben Zeit ließ sich das Unternehmen auch in Genf nieder, wo sich genug Goldschmiede, Edelsteinfasser und weitere Kunsthandwerker fanden, um die Werke sauber einbauen und schmücken zu können.

Im Prinzip ist es bis heute so geblieben: In La Côte-aux-Fées wird das Innenleben der Uhren ersonnen, gebaut – und dann zum Einschalen nach Genf gebracht. Die Fahrten dafür sind, Serpentinen rauf, Serpentinen runter, sehr aufwendig, aber mehr als nur alte Gewohnheit. Sie verbinden immer noch zwei unterschiedliche Handwerkskulturen. Wer junge Uhrmacher im Jura fragt, ob sie nicht lieber in der Stadt leben und arbeiten wollten, schaut in erstaunte Gesichter. Genf sei ja gut für gelegentliche Club- oder Kinobesuche, aber da könne man eben nicht im Alltag auf Skiern bis knapp vor die Werkbank fahren.

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In der Genfer Manufaktur zeigte Piaget bald, wie Goldschmiedearbeit und Uhrmacherei einander inspirieren können, versah etwa die flachen Dresswatches mit farbstarken Zifferblättern aus Halbedelsteinen. Das „Palace“-Dekor, die markentypische Struktur der Goldbänder, wurde wiederum von der klassischen Guillochage abgeleitet.

In den 1960ern erkannte Yves Piaget, Urenkel des Gründers und Edelstein-Experte, was seine Kunden außer goldenen Uhren noch suchten: modernen, extravaganten Schmuck. Seitdem werden auch Schmuckstücke ohne Zeitmess-Funktion gefertigt. Yves Piaget selbst tummelte sich in der High Society und brachte so in den 1960er- und 1970er-Jahren seine Produkte als Begleiter der wirklich Reichen und Schönen auf die roten Teppiche und damit in die Illustrierten. Jackie Kennedy, Bond-Girl Ursula Andress, Andy Warhol und Salvador Dalí zeigten sich mit seinen Kreationen.

Vor allem das sorgte wohl dafür, dass manche Kunden das Haus bis heute vor allem als Juwelier wahrnehmen. Zumal in den 1970er-Jahren Quarzkaliber in den Uhren arbeiteten. Das galt auch für die „Polo“ von 1979, die in der ersten Welle von Metallband-Sportuhren mitschwamm. Anders als Patek Philippe und Audemars Piguet setzte Piaget jedoch nicht auf Stahl, sondern auf Gold. Das Prinzip des integrierten Metallbands wurde gestalterisch zum Hauptthema, indem sich dessen Glieder-Struktur auf Gehäuse und Blatt fortsetzte.

In den Genfer Werkstätten müssen die Gestalter heutzutage ihre Entwürfe einem Kreativ-Komitee in Form einer Skizze vorlegen, die hier Gouache heißt. Man ist überzeugt, dass sich alle Facetten, alle Farbtöne nur malerisch präzise bestimmen lassen. Für die Umsetzung der Stücke gießt Piaget in der Manufaktur sein eigenes Gold. Sollten die passenden Edelsteine nicht aufzutreiben sein, wird weltweit von Abenteurern nach ihnen gesucht.

Nur zwei Millimeter hoch: Skizze zur „Altiplano Ultimate Concept Tourbillon“
Nur zwei Millimeter hoch: Skizze zur „Altiplano Ultimate Concept Tourbillon“
Quelle: PIAGET

So viel gestalterische Ambition wirkt auch zurück auf die uhrmacherische Arbeit oben im Jura. Wenn die Mechanik bei skelettierten Modellen nicht selbst zum optischen Mittelpunkt wird, bildet sie die Basis für die Herstellung immer flacherer Kaliber. Eine Disziplin, in der sich Piaget seit Jahren einen Wettkampf mit Bulgari liefert – ein Hersteller, der ja seinerseits gelegentlich als reiner Juwelier missverstanden wird. Zum Jubiläum präsentiert Piaget unter anderem zwei Uhren, die die Verbindung von Schmuck- und Uhrenfertigung auf den Punkt bringen.

Die Wiederauflage der „Polo“ von 1979 wird von einem flachen Automatikkaliber angetrieben, sie dürfte vor allem mit ihrem gelbgoldenen Retro-Design Begehrlichkeiten wecken. Die „Altiplano Ultimate Concept Tourbillon“ ist mit einer Gesamthöhe von zwei Millimetern ein technisches Wunderwerk und stellt die Leistungsfähigkeit der Uhrmacher oben im Jura in den Vordergrund. Sie ist reduziert auf ein Minimum und verzichtet sogar auf Edelmetall: eigentlich ganz in Calvins Sinne.

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