Ohne lange IBAN

Europas Alternative zu Paypal? Wie der neue Bezahldienst Wero funktioniert

Das europäische Bezahlsystem Wero der European Payments Initiative (EPI) ist gestartet.

Das europäische Bezahlsystem Wero der European Payments Initiative (EPI) ist gestartet.

Hannover. Wer Geld mobil versenden möchte, hat dazu jetzt eine neue Möglichkeit: Das Onlinebezahlsystem Wero ist an den Start gegangen. Damit versucht die European Payments Initiative (EPI) – ein Zusammenschluss aus 14 Banken und zwei Finanzdienstleistern –, eine Alternative zu US‑Anbietern wie Paypal, Master Card, Visa oder Google Pay aufzubauen. Die europäische Antwort ermöglicht zunächst Zahlungen von Handy zu Handy.

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Schnell und unkompliziert: Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Überweisung benötigen Nutzerinnen und Nutzer bei Wero nicht die 22‑stellige Kontonummer (IBAN) des Empfängers oder der Empfängerin. Für die Geldüberweisung reicht deren Handynummer oder E‑Mail-Adresse aus. Die Übertragung erfolgt in Echtzeit – das heißt: Das Geld wird innerhalb von zehn Sekunden auf dem Konto der Empfängerin oder des Empfängers gutgeschrieben.

Deutsche Bank ist auch bald dabei

Die Person-zu-Person-Zahlungen (P2P) sollen zwischen den verschiedenen europäischen Banken direkt und kostenlos erfolgen. Dazwischen gibt es keinen Umweg über Drittanbieter. Verbraucherinnen und Verbraucher, die sich privat Geld senden möchten, müssen auch nicht beim selben Anbieter für digitale Geldbörsen – sogenannte Wallets – registriert sein.

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Zum Start des Bezahlsystems sind aber noch nicht alle dabei. Derzeit ermöglicht der überwiegende Teil der Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland mobile Zahlungen mit Wero von einem Handy auf das andere. Auch die belgische Bank KBC ist mit am Start. Weitere Partnerbanken aus den Niederlanden und Frankreich sollen folgen, ebenso die Deutsche Bank, ihre Tochter Postbank sowie die ING-Bank. Die Deutsche Bank werde Wero Ende des Sommers einführen, heißt es in einer Mitteilung. Ab 2025 kommen dann bei Wero zusätzliche Funktionen wie die Zahlung in Onlineshops hinzu. Ab 2026 soll damit auch im stationären Handel gezahlt werden können. Dann zeigt sich auch, ob sich das europäische Bezahlsystem zur Alternative zu Kreditkarte, Paypal und Co. entwickeln wird.

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„Schritt zur Stärkung der finanziellen Unabhängigkeit Europas“

Wero soll die europäische Souveränität im Zahlungsverkehr stärken. Denn bisher gibt es in Europa kein eigenes gemeinsames Zahlverfahren. Joachim Schmalzl, Aufsichtsratsvorsitzender von EPI sagte: „Der Start von Wero markiert einen wichtigen Schritt zur Stärkung der finanziellen Unabhängigkeit Europas.“ Weitere Schritte und Funktionen würden folgen. „Unser Ziel ist es, das System nachhaltig aufzubauen und den Weg für eine sichere und effiziente digitale Zahlungszukunft in Europa zu ebnen.“

Dabei hatte es mit Giropay beziehungsweise Paydirekt schon einmal den deutschen Versuch gegeben, den US‑Anbietern die Stirn zu bieten. Doch das Angebot konnte sich nicht durchsetzen. Im Juni beschlossen die Gesellschafter das Aus des Zahlverfahrens bis zum Jahresende. Abschließende Gremienbeschlüsse standen zuletzt noch aus.

Was der Name Wero bedeutet

Dass Giropay nicht weiter vorangetrieben wurde, lag wohl auch daran, dass schon länger an einer europäischen Alternative gebastelt wird. „Wero“ setzt sich aus den Wörtern „We“ und „Euro“ zusammen. Zudem sei der Begriff dem lateinischen Wort „vero“, also „Wahrheit“ sehr nahe, sagte EPI-Geschäftsführerin Martina Weimert laut Mitteilung.

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Ob sich Wero durchsetzt, wird sich aber erst zeigen müssen. „Paypal ist mit der beliebteste Anbieter für mobiles und Onlinebezahlen in Europa und hat gute Chancen, den Markt in Zukunft zu dominieren“, sagt Sascha Straub, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Bayern. Ein europäisches Zentralsystem schaffe aber mehr Wettbewerb, meint er. Zudem hätten die Verbraucherinnen und Verbraucher die Wahl, ob sie beim Bezahlen wirklich nur auf amerikanische Unternehmen setzen wollen.

„Eine Erfolgsgarantie gibt es nicht“

Etwas Geduld braucht es laut dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband aber wohl. „Wero ist ein langfristiges Engagement, das einige Zeit brauchen wird, um sich im Markt zu etablieren, aber notwendig ist, um ein gesundes Wettbewerbsumfeld für Kundinnen und Kunden, Handel und die Kreditwirtschaft zu schaffen“, sagt Verbandssprecher Thomas Rienecker. Die Basis dafür sei durch starke Partner in ganz Europa gegeben. Allein durch die schon im Startjahr teilnehmenden Banken würden 120 Millionen Menschen in Europa finanziell „vernetzt“.

Erfolg sei bei neuen Zahlungsdiensten aber nicht immer garantiert, sagt Rienecker – Nichtstun aber auch keine Option. „Der Payment-Markt ist zweifellos hart umkämpft und dynamisch.“ Auch Paydirekt habe lange in diesem sehr kompetitiven Umfeld agiert. Das sei auch wichtig gewesen, um ein Gegengewicht zur Marktdominanz internationaler Konzerne zu schaffen.

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Verbraucherschützer Straub sieht das ähnlich. „Eine Erfolgsgarantie gibt es nicht“, sagt er. Zudem habe EPI sehr lange gebraucht, um den Bezahldienst auf den Markt zu bringen und dabei nicht nur viel Zeit, sondern auch die Unterstützung wichtiger europäischer Banken verloren. „Jetzt hängt alles davon ab, wie die Funktionalitäten angenommen werden und wie schnell weitere Zahlungsfunktionen zur Verfügung stehen.“

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