Beliebt auf Tiktok, Youtube und Instagram

Cash Stuffing: Wie die Umschlag­methode beim Geldsparen hilft

Die  „Umschlagmethode“ soll beim Geldsparen helfen.

Die „Umschlagmethode“ soll beim Geldsparen helfen.

„Bei ‚Einkäufe‘ gehen 150 Euro rein“, sagt Tiktokerin Hannah und steckt drei orangene Geldscheine in einen Plastikumschlag. „Mein Freund zahlt die andere Hälfte“, sagt sie, während sie zum nächsten Umschlag in ihrem Ringbuch blättert. „Auto“ steht darauf – auch da wandern 150 Euro hinein. Sie nimmt das Geld von einem Geld­ständer, auf dem mehrere 5‑, 10‑, 20‑ und 50‑Euro-Scheine hintereinander aufgereiht sind. Weiter geht es mit dem Umschlag „Ausgehen“, in den Hannah 75 Euro hineinlegt. „Ein bisschen weniger als sonst.“

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Hannah betreibt Cash Stuffing. Das heißt so viel wie Bargeld stopfen oder Kassensturz und beschreibt eine Sparmethode, bei der man sein monatliches Budget auf einzelne Ausgabe- und Sparposten verteilt. Weil man dabei meist Bargeld in Umschläge steckt, ist diese Praktik auch als Umschlagmethode bekannt.

Viele Beiträge auf Tiktok, Instagram und Youtube

Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten vor allem Kartenzahlung und zuletzt das Bezahlen per Smartphone zugenommen haben, scheinen jüngere Menschen auf Tiktok, Youtube und Instagram das Bargeld für sich zu entdecken. Der Hashtag Cashstuffing hat auf Tiktok mehr als 839 Millionen Aufrufe, #Umschlagmethode kommt auf 204 Millionen Aufrufe. Immer mehr Videos dazu tauchen auch auf Youtube und Instagram auf. Der Tiktokerin Hannah folgen auf ihrem deutschsprachigen Kanal Tinyteddx mehr als 23.000 Menschen.

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Die Anhänger der Methode zeigen in ihren Videos, wie sie jeden Monat die Umschläge neu befüllen: 50 Euro für die Urlaubskasse, 30 Euro zum Ansparen für neue Elektrogeräte, 10 Euro für Versicherungen, 100 Euro für Tierarztkosten, 20 Euro für den Rundfunkbeitrag und so weiter. Manche „Stuffer“ haben für ihre variablen Kosten eigene Ringbücher mit Umschlägen für Geschenke, Lebensmittel-, Benzin-, Drogerie- oder Telefonkosten und andere Ausgaben angelegt. Aus diesen entnehmen sie dann wöchentlich Geld für ihre Einkäufe. Andere legen einen Ordner für alle Ausgaben und auch größere Sparziele an: Altersvorsorge, Hochzeit, Hausbau, Kinder.

Budgetplanung als Grundlage

Fixkosten wie Miete, Versicherungen oder Handyvertrag werden meist vom Konto abgebucht; einige Cash Stuffer heben das Geld dennoch am Monats­anfang ab, um den Betrag dann kurz vorm Monatsende wieder einzuzahlen. Viele lassen ihre fixen Ausgaben allerdings gleich auf dem Konto liegen und berücksichtigen sie lediglich in ihrem Budgetplaner – einem extra Notizbuch, in das sie zusätzlich alle Einnahmen, Ausgaben und Sparbeträge eintragen.

Denn dem Cash Stuffing geht eine monatliche Budget­planung voraus: Wie viel Geld habe ich zur Verfügung? Und wie viel will ich in diesem Monat wofür sparen bzw. ausgeben? Einige prüfen dann am Ende jeder Woche, andere nur monatlich ihre tatsächlichen Ausgaben. Wenn es Überschüsse gibt oder sie in einer anderen Kategorie im Minus landen, wird das für die Budgetplanung im kommenden Monat berücksichtigt.

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Wie sinnvoll ist Cash Stuffing?

Laut der Finanzratgeberin Stefanie Kühn ist die Idee hinter Cash Stuffing nicht neu. „Als es noch keine oder nur wenig Konten gab, bekamen Menschen am Wochen- oder Monatsende ihr Geld in Lohntüten“, so Kühn. Auch da haben sie versucht, sich das Geld mithilfe von Umschlägen oder Gefäßen einzuteilen. „Mit dem Siegeszug der Konten für alle hat das abgenommen“, sagt Kühn. Die Budgetierung sei aber geblieben.

„Viele sehr erfolgreich Anlegende führen ein Haushaltsbuch – bis ins hohe Alter.“ Damit ist laut Kühn auch die jüngere Generation gut beraten. Vor allem für Menschen, die schnell den Überblick über ihre Ausgaben verlieren, eignet sich die Budgetplanung. Ob sie dabei nun zwingend Bargeld in Umschläge legen müssen, sei aber dahingestellt.

Wenn Menschen Dinge auf Pump kaufen, verlieren sie schnell den Überblick.

Stefanie Kühn,

Finanzratgeberin

Kühn sieht im Cash Stuffing mehrere Vorteile. Man hat unter anderem ein anderes Gefühl für Geld, wenn man es in der Hand hält. Denn Menschen geben tendenziell mehr Geld aus, wenn sie per Karte und nicht mit Bargeld bezahlen. Dieser Credit Card Effect (Kredit­karten­effekt) ist auch in der Studie „Always Leave Home Without It“ aus dem Jahr 2000 wissenschaftlich nachgewiesen worden.

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„Auch wenn Menschen Dinge auf Pump kaufen, verlieren sie schnell den Überblick“, sagt Kühn. Beim Cash Stuffing sieht man hingegen ganz genau, wie viele Scheine noch da sind. Zum anderen sieht Kühn eine gewisse Hemmschwelle, „einen neuen Schein anzubrechen“. Die Methode könnte also zu einem sorgsameren Konsum führen. Und auch der Sparerfolg werde greif- und sichtbarer. Vielen macht Cash Stuffing auch einfach Spaß. „Da spricht nichts dagegen“, so Kühn. Wem die komplette Umschlag­methode zu viel ist, dem rät Kühn dazu, zumindest die variablen Ausgaben bar zu bezahlen. „Man könnte sich vornehmen, seine Lebens­mittel­einkäufe nicht mehr mit Karte zu tätigen“, sagt Kühn. „Ich glaube, das erleichtert vielen das Sparen sehr.“

„Man muss es nicht übertreiben“

Aber nicht alles an der Cash-Stuffing-Methode überzeugt Kühn. „Ich würde nie an die festen Ausgaben gehen“, sagt Kühn. „Seine Miete jeden Monat abzuheben und wieder einzuzahlen, ist fehleranfällig und umständlich.“ Wer sich damit verzettelt, muss unter Umständen noch Verspätungs­gebühren oder Dispozinsen zahlen. Vor allem beim Lagern von größeren Geldsummen zu Hause ist Vorsicht geboten. Kleinere Beträge sind bei einem Einbruch laut Kühn oft von der Hausrat­versicherung gedeckt, bei größeren sieht das anders aus. Und auch den wichtigsten Schritt dürfe man laut Kühn nach dem Cash Stuffing nicht vergessen: Wie man das angesparte Geld am Ende am besten anlegt.

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