Gut 18 Prozent der deutschen Haushalte nutzen TV-Empfang per Antenne, zum Teil für den Erst-Fernseher, oft fürs Zweit- oder Mobilgerät. Praktisch jeder aktuelle Fernseher hat ein eingebautes DVB-T-Empfangsteil. Für Computer gibt es schon für weniger als 20 Euro TV-Empfänger in USB-Stick-Form, für Tablet-PCs kleine Empfänger zum Andocken.
Damit ist DVB-T ideal für mobiles Fernsehen. Aber mit zunehmenden Bildschirmgrößen und immer besseren Bildschirmauflösungen zeigen sich die Schwächen von DVB-T: matschige Bewegungen und pixelige Flächen.
Neue Version des Antennen-Fernsehens
DVB-T2 heißt das Gegenmittel: Der neue Standard des Antennenfernsehens erlaubt effektivere Kompression der Fernsehbilder, sodass bei gleicher Datenmenge bessere Qualität möglich ist. Außerdem lassen sich mehr Programme übertragen.
Das ZDF rechnet vor, dass dann das gesamte Programm aus Mainz rund um die Uhr empfangbar wäre, während sich heute zum Beispiel KiKa und ZDFneo einen Kanal teilen. Der technische Hintergrund: Statt MPEG-2 wie bei DVB-T kommt der Nach-Nachfolger HEVC (H.265) zum Einsatz. Dieses Kompressionsverfahren arbeitet viel effizienter, sodass sich bei gleicher Belegung von Funkfrequenzen mehr Kanäle in besserer Bildqualität übertragen lassen.
ARD und ZDF planen den Start von DVB-T2 bereits für das Frühjahr 2016. Die Fußball-EM soll per Antenne in HD zu sehen sein. Das bisherige DVB-T läuft zunächst parallel weiter. Privatsender beginnen mit dem Umstieg ab 2017, die Zeiträume sind regional unterschiedlich. Bis 2019 wollen die Fernsehsender den Wechsel von DVB-T auf DVB-T2 komplett vollzogen haben.
So wird ein Teil der bislang für DVB-T genutzten Frequenzen für mobiles Internet frei. Telekom und Vodafone haben sich bereits Nutzungsrechte für diesen Frequenzbereich im 700-Megahertz-Band für mehrere Hundert Millionen Euro ersteigert.
Diese Fernseher zeigen bereits das neue DVB-T2
DVB-T-Receiver werden Elektroschrott
Mit dem Start ab 2016 hat sich die bisherige Planung um ein Jahr nach vorne verschoben. Das ist ambitioniert, denn noch gibt es kaum geeignete Geräte für DVB-T2. Und bisherige Receiver für DVB-T sind spätestens ab 2019 nicht mehr für den Antennenempfang geeignet.
Bald sind DVB-T-Empfänger schrottreif
Das bedeutet Ärger: Wer einen DVB-T-Empfänger zu Hause stehen hat, kann ihn vielleicht bald in den Müll schmeißen. Denn der Standard wird auf DVB-T2 umgestellt. Den können alte Geräte nicht empfangen.
Quelle: Die Welt
Fernseher mit DVB-T lassen sich noch für Kabel und Satellit nutzen sowie für Antennenfernsehen, indem man einen externen DVB-T2-Receiver anschließt. Reine DVB-T-Receiver oder DVB-T-Sticks für Mobilgeräte und Computer dagegen sind dann Elektroschrott.
Ursprünglich sollte DVB-T bis 2025 nutzbar sein, wie Verbraucherschützer monieren. DVB-T-Zuschauer hätten dann mehr Zeit für den Umstieg gehabt. Schwacher Trost: Vorhandene Antennen lassen sich weiternutzen. Denn DVB-T2 belegt die gleichen Frequenzen, die schon DVB-T genutzt hat. Es fallen bei DVB-T2 nur im oberen Bereich um 700 MHz einige Kanäle weg.
Vorsicht vor Fehlkäufen!
Wer jetzt neue Geräte anschaffen will, muss höllisch aufpassen: Es gibt schon einige Geräte, die DVB-T2 empfangen könnten, etwa Sony-Fernseher (ab der 2012er-Modellreihen HX755 und HX855) sowie Philips-Geräte ab PFL8008 und einige USB-Sticks.
Die beherrschen aber nicht das neue Kompressionsverfahren HEVC (H.265). Diese Geräte sind für das europäische Ausland konzipiert, wo DVB-T2 noch mit dem älteren Standard AVC (H.264) ausgestrahlt wird. Für das kommende Antennenfernsehen in Deutschland sind bislang hauptsächlich teure Edelfernseher mit Ultra-HD-Bildschirmen geeignet.
Der Hintergrund: Die brauchen HEVC (H.265) für TV-Programme und Internet-Streams mit noch höherer Auflösung (UHD statt Full HD). Der HD-Empfang per Antenne ist bei diesen Geräten ein willkommener Beifang. Das neue „DVB-T2 HD“-Logo soll vor Fehlkäufen schützen. Damit gekennzeichnete Geräte sind für den HD-TV-Empfang über DVB-T2 in Deutschland geeignet, so die Initiatoren der Deutschen TV-Plattform.
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Quelle: "Computer Bild". Mehr Tests bei computerbild.de.